Papst: Eingreifen im Irak «legitim» - Bereit zu Irak-Reise

18. August 2014 in Aktuelles


Franziskus: «Ich benutze bewusst das Wort stoppen, ich spreche nicht von Bombardieren oder Kriegführen»


Rom (kath.net/KNA) Papst Franziskus hält ein militärisches Eingreifen im Irak unter bestimmten Umständen für gerechtfertigt. Einen «ungerechten Aggressor» aufzuhalten, sei «legitim», sagte er am Montag vor mitreisenden Journalisten auf dem Flug von Seoul nach Rom. «Ich benutze bewusst das Wort stoppen, ich spreche nicht von Bombardieren oder Kriegführen», betonte der Papst. Auf die Frage, ob er selbst in den Irak reisen würde, sagte er: «Ja, ich bin bereit.»

«Den ungerechten Aggressor zu stoppen, ist legitim», sagte der Papst. Jedoch müssten die Mittel abgewogen werden. In der Vergangenheit hätten sich Staaten unter dem Vorwand, einem Angreifer Einhalt zu gebieten, in die Angelegenheiten anderer Länder eingemischt und selbst einen Eroberungskrieg geführt. Franziskus forderte ein international abgestimmtes Vorgehen. Ein einzelner Staat könne eine solche Entscheidung nicht treffen.

Im Irak gehe es nicht nur um bedrängte Christen. «Es ist wahr, sie leiden», sagte der Papst. «Aber hier geht es um Männer und Frauen, um religiöse Minderheiten. Nicht alle sind Christen. Aber alle sind gleich vor Gott.»

Er selbst habe die Lage im Irak und die Probleme bei der Aufnahme von Flüchtlingen in einer persönlichen Begegnung mit dem Gouverneur von Kurdistan erörtert, sagte Franziskus. Daraufhin habe er sich in einem Schreiben an die Regierungen der beim Heiligen Stuhl vertretenen Staaten sowie an UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon gewandt und schließlich Kardinal Fernando Filoni als Sondergesandten in den Irak geschickt.

Schließlich habe er auch eine persönliche Reise in den Irak im Anschluss an die Südkorea-Reise in Erwägung gezogen. Im Augenblick sei dies «vielleicht nicht die beste Sache, die man machen kann», sagte Franziskus, «aber ich bin bereit.»

Am Morgen der Papst Franziskus bei einer Messe in Seoul spontan für seinen Sondergesandten Filoni gebetet. Dabei erinnerte er an «die Verfolgten und alle religiösen Minderheiten, die in diesem Land leiden». Filoni, Präfekt der vatikanischen Missionskongregation und erfahrener Nahost-Diplomat, hält sich seit vergangener Woche im Nordirak auf, um auf eine Lösung für die bedrängten Minderheiten hinzuarbeiten. Unter anderem traf er mit dem Präsidenten der Kurdenregion, Masud Barzani, sowie anderen Politikern und Kirchenführern zusammen. Vor seiner Entsendung hatte Filoni von Franziskus Anweisungen für die Reise entgegengenommen. Anschließend sagte er, der Papst wäre «am liebsten selbst gefahren».

Der Irak gehört zu den wenigen größeren Ländern, die selbst von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) nicht besucht wurden. Dieser hatte bei 104 Auslandsreisen 127 Länder betreten.

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