50.000 Messdiener feiern mit dem deutschsprechenden Papst

5. August 2014 in Jugend


Deutsche und österreichische Messdiener haben Papst Franziskus am Dienstabend einen begeisterten Empfang bereitet – Papst Franziskus hält kurze Ansprache in deutscher Sprache - UPDATE: Papstantworten auf Ministrantenfragen - VIDEOS


Vatikanstadt (kath.net/KNA/red) 50.000 deutsche und 1.000 österreichische Messdiener haben Papst Franziskus am Dienstabend einen begeisterten Empfang auf dem Petersplatz bereitet. Die Jugendlichen riefen im Sprechchor «Papst Franziskus» und schwenkten Fahnen. Franziskus fuhr knapp zehn Minuten im offenen weißen Geländewagen durch die Menge, winkte den Ministranten und schüttelte Hände. Mit einem Glücklichen tauschte er seine weißes Scheitelkäppchen gegen ein neues Exemplar. Die Begegnung mit dem Papst bildete den Höhepunkt einer viertägigen Ministrantenwallfahrt der deutschen Bistümer.

Papst Franziskus sprach bei der Sonderaudienz für die deutschsprachigen Ministranten einigen kurze Sätze auf deutsch. Seinen vorbereiteten Text las er in überraschend gutem und leicht verständlichem Deutsch vor, das keineswegs unbeholfen klang.

Die 20-jährige Gruppenleiterin Anna Reischl aus dem oberbayerischen Poing überreichte Papst Franziskus zu Beginn der Veranstaltung ein Trikot der Ministrantenwallfahrt. Das schwarze Oberteil mit roten Ärmeln trägt den Schriftzug «Franziskus» und die Nummer «1» auf der Rückseite. Reischl selbst trug ein Dirndl.

Bei der kurzen Begegnung, an der auch der deutschen Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann teilnahm, erhielt Franziskus ferner ein weißes Pilgertuch, das mit einer bunten Landkarte der sieben deutschen Kirchenprovinzen bedruckt ist. Der Papst ließ sich das Tuch um den rechten Arm binden. Wiesemann sagte, die Messdiener seien ein «eindrucksvolles Bild einer jungen und lebendigen Kirche in Deutschland.

Es wird erwartet, dass Franziskus sich auch auf Deutsch an die Messdiener wenden wird. Laut dem Programm sollen ausgewählte Messdiener dem Papst drei Fragen stellen. Die Ministranten im Alter von 13 bis 27 Jahren wurden von 25 deutschen Bischöfen begleitet. Zu dem Treffen war auch Erzbischof Georg Gänswein gekommen, der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI.

kath.net dokumentiert die in deutscher Sprache vorgetragene Kurzpredigt von Papst Franziskus in der Marienvesper mit den Ministranten aus Österreich und Deutschland

Das Wort des heiligen Paulus aus dem Galaterbrief, das wir eben gehört haben, lässt uns aufhorchen. Die Zeit ist reif, sagt Paulus. Jetzt macht Gott Ernst. Was Gott den Menschen schon immer mit den Worten der Propheten sagen will, das macht er nun an einem schlagenden Beispiel deutlich. Gott macht uns klar, dass er der gute Vater ist. Und wie macht er das? Dadurch, dass er seinen Sohn Mensch werden lässt. An diesem konkreten Menschen Jesus können wir kapieren, was Gott eigentlich meint. Er will Menschen, die frei sind, weil sie sich als Kinder eines guten Vaters immer geborgen wissen.

Um dies zu verwirklichen, braucht Gott nur einen Menschen. Er braucht eine Frau, eine Mutter, die seinen Sohn als Mensch zur Welt bringt. Das ist die Jungfrau Maria, die wir mit dieser Vesper heute Abend ehren. Sie war ganz frei. In ihrer Freiheit hat sie Ja gesagt. Sie hat für immer das Gute getan. So hat sie Gott und den Menschen gedient. Halten wir uns ihr Beispiel vor Augen, wenn wir wissen wollen, was Gott von uns als seinen Kindern eigentlich erwartet.

UPDATE: Papst Franziskus beantwortet die Fragen der Ministranten:

Vielen Dank für Ihren Besuch!

Ich möchte euch einige Denkanstöße geben, die sich auf die Fragen beziehen, die eure Vertreter an mich gerichtet haben, diese vier...

Ihr fragt mich, was ihr tun könnt, um in der Kirche mehr zur Geltung zu kommen, und was die christliche Gemeinde von euch als Ministranten erwartet. Zu allererst erinnern wir uns daran, dass die Welt Menschen braucht, die den anderen bezeugen, dass Gott uns liebt und dass er unser Vater ist. In der Gesellschaft hat jeder Einzelne die Aufgabe, dem Gemeinwohl zu dienen, indem er zu den lebensnotwendigen Dingen beiträgt: die Nahrung, die Kleidung, die medizinische Versorgung, die Ausbildung, die Nachrichten, das Rechtswesen usw. Wir Jünger des Herrn haben eine weitere Aufgabe, nämlich die, „Kanäle" zu sein, welche die Liebe Jesu weitergeben. Und in dieser Aufgabe habt ihr, Jugendliche und junge Erwachsene, eine besondere Rolle: Ihr seid aufgerufen, euren Altersgenossen von Jesus zu erzählen – nicht nur innerhalb der Pfarrgemeinde oder eures Verbandes, sondern vor allem außerhalb. Das ist eine Aufgabe, die besonders euch zukommt, weil ihr mit eurem Mut, mit eurer Begeisterung, mit eurer Spontaneität und Kontaktfreudigkeit leichter das Denken und das Herz derer erreicht, die sich vom Herrn entfernt haben. Viele junge Menschen eures Alters haben ein ungeheures Bedürfnis nach jemandem, der ihnen mit seinem Leben sagt, dass Jesus uns kennt, dass Jesus uns liebt, dass Jesus uns verzeiht, mit uns unsere Schwierigkeiten teilt und uns mit seiner Gnade unterstützt.

Aber um mit den anderen über Jesus zu sprechen, müssen wir ihn kennen und lieben, ihn im Gebet und im Hören seines Wortes erfahren. Darin seid ihr im Vorteil wegen eures liturgischen Dienstes, der euch erlaubt, Jesus, dem Wort und dem Brot des Lebens, nahe zu sein. Ich gebe euch einen Rat: Das Evangelium, das ihr in der Liturgie hört, lest es noch einmal für euch selbst, im Stillen, und wendet es auf euer Leben an. Und mit der Liebe Christi, die ihr in der heiligen Kommunion erhalten habt, werdet ihr es in die Tat umsetzen können. Der Herr ruft jeden von euch, auf seinem Feld zu arbeiten. Er ruft euch, frohe Akteure in seiner Kirche zu sein, die bereit sind, ihren Freunden weiterzusagen, was er euch mitgeteilt hat, besonders seine Barmherzigkeit.

Ich verstehe eure Schwierigkeiten, euren Ministrantendienst mit euren anderen Aktivitäten zu vereinbaren, die für euer menschliches Erwachsenwerden und eure kulturelle Bildung nötig sind. Da muss man sich ein bisschen organisieren, die Dinge in ausgewogener Weise planen … aber ihr seid Deutsche, und das klappt bei euch! Unser Leben besteht aus Zeit, und die Zeit ist ein Geschenk Gottes, darum muss man sie für gutes und fruchtbares Tun einsetzen. Vielleicht vergeuden so manche junge Menschen zu viele Stunden mit unnützen Dingen: Das können das chatten im Internet oder mit dem Handy oder auch die Fernsehserien sein. Die Produkte des technologischen Fortschritts, die eigentlich das Leben vereinfachen oder seine Qualität verbessern sollten, lenken manchmal die Aufmerksamkeit von dem ab, was wirklich wichtig ist. Unter den vielen Dingen, die zu unserer täglichen Routine gehören, sollte es vorrangig sein, uns an unseren Schöpfer zu erinnern, der uns leben lässt, der uns liebt und der uns auf unserem Lebensweg begleitet.

Eben weil Gott uns nach seinem Bild geschaffen hat, haben wir von ihm auch dieses große Geschenk der Freiheit erhalten. Wenn wir die Freiheit aber nicht gut gebrauchen, kann sie uns von Gott weit weg führen, kann uns die Würde verlieren lassen, die er uns verliehen hat. Daher sind Orientierungshilfen, Anweisungen und auch Regeln nötig – sowohl in der Gesellschaft, als auch in der Kirche – um uns zu helfen, den Willen Gottes zu tun und auf diese Weise entsprechend unserer Würde als Menschen und als Kinder Gottes zu leben. Wenn die Freiheit nicht vom Evangelium geprägt ist, kann sie sich in Sklaverei verwandeln: in die Sklaverei der Sünde. Unsere Stammeltern, Adam und Eva, haben sich vom göttlichen Willen entfernt und sind so in die Sünde gefallen, also in einen schlechten Gebrauch der Freiheit. Liebe junge Freunde, gebraucht eure Freiheit nicht falsch! Vertut nicht eure große Würde als Kinder Gottes, die euch geschenkt ist. Wenn ihr Jesus und seinem Evangelium folgt, wird eure Freiheit sich entfalten wie eine blühende Pflanze und gute sowie reichhaltige Frucht bringen. Ihr werdet die echte Freude finden, weil Gott will, dass wir vollkommen glücklich und sinnerfüllt sind. Nur wenn wir uns dem Willen Gottes fügen, können wir das Gute vollbringen und Licht der Welt wie auch Salz der Erde sein!

Die Jungfrau Maria, die sich als „Magd des Herrn" (Lk 1,38) verstanden hat, sei euer Vorbild im Dienst für Gott. Sie, unsere Mutter, helfe euch, in der Kirche und in der Gesellschaft Akteure des Guten und Arbeiter für den Frieden zu sein, junge Menschen, die von Hoffnung und Mut erfüllt sind.


Video: PAPST FRANZISKUS SPRICHT DEUTSCH! Seine kurze Ansprache in der Vesper der Ministrantenwallfahrt Rom 2014


Papst beantwortet Fragen der Ministranten: ´Ihr seid aufgerufen, euren Altersgenossen von Jesus zu erzählen´ (mit deutscher Übersetzung)


Video: Die Begegnung in voller Länge


Foto: 50.000 Ministranten auf dem Petersplatz


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