Atheist attackiert Kreationisten in kirchlichem Organ

6. August 2014 in Chronik


Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“: EZW soll sich nicht missbrauchen lassen


Berlin/Baiersbronn (kath.net/idea) Scharfe Kritik am Kreationismus (Schöpfungslehre) wird im aktuellen Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW/Berlin) geübt. Der Evolutionsbiologe und Atheist Martin Neukamm (München) bezeichnet darin den Einfluss des Kreationismus als gefährlich. Er verschleiere vorhandenes Naturwissen, übergehe logische Zusammenhänge und benutze Scheinbeweise, um die Evolutionstheorie wissenschaftlich bloßzustellen. Die Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ (Baiersbronn/Schwarzwald) versuche, die Schöpfungslehre als „brauchbare, historisch-wissenschaftliche Alternative“ darzustellen. Doch der Kreationismus sei von seinem Wesen her „wissenschaftsfeindlich“, auch wenn „Wort und Wissen“ sich dagegen verwahre. Neukamm: „Im Kreationismus ist der fundamentalistisch gedeutete Bibeltext immer der letzte Schiedsrichter – gleichgültig, wie stark empirische Daten und naturwissenschaftliches Hintergrundwissen diese Deutung widerlegen.“ Die rational-empirische Methode der Naturwissenschaft werde dadurch unbrauchbar. Der frühere Weltanschauungsbeauftragte der württembergischen Landeskirche, Hansjörg Hemminger (Stuttgart), vertritt die Ansicht, dass Teile der evangelikalen Bewegung und manche freikirchlichen Gemeinschaften sich für den US-Kreationismus öffnen. Sie sollten jedoch zur Kenntnis nehmen, dass er keine Kritik an der Schulwissenschaft übe, sondern dies lediglich behaupte. Der Kreationismus treibe nicht Naturwissenschaft, sondern zerstöre sie.

Kritik an Wissenschaftsfeindlichkeit zurückgewiesen

Der Leitungskreis der Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ weist die Kritik in einer Stellungnahme für die Evangelische Nachrichtenagentur idea zurück. Man habe ausführlich und differenziert zu Möglichkeiten und Grenzen naturwissenschaftlichen Arbeitens Stellung genommen. Dies sei auf der Internetseite der Studiengemeinschaft und in „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ leicht zu finden. Gerade in der Argumentation für Schöpfung spiele das Ausschöpfen naturwissenschaftlicher Forschung eine zentrale Rolle. Die beiden EZW-Autoren verzichteten jedoch darauf, die dort detailliert begründeten Argumente ihren Lesern vorzustellen. Neukamm verwickele sich in einen fundamentalen Widerspruch. Er behaupte einerseits, dass Wissenschaft ergebnisoffen sei, lasse andererseits aber nur eine naturalistische Erklärung der Weltentstehung zu (der Naturalismus lehnt das Wirken eines Schöpfers ab). Als „besonders bedauerlich“ wertet es die Studiengemeinschaft, dass ihr „der bekennende Atheist Neukamm“ in den EZW-Materialien ohne Beleg unterstellen dürfe, sie würdige Christen herab, die ihre Meinung nicht teilen.

Die Beiträge diskreditieren „Wort und Wissen“

Die beiden Texte der EZW hätten das Ziel, die Arbeit von „Wort und Wissen“ im evangelisch-kirchlichen Raum auf theologischer und wissenschaftlicher Ebene zu diskreditieren. Christen würden sogar indirekt aufgerufen, sich von der Studiengemeinschaft zu distanzieren: „Das offenbart ein erstaunliches Ausmaß an Intoleranz gegenüber andersdenkenden Christen.“

Eine sachliche Debatte über die tatsächlich schwierigen und wichtigen theologischen Fragen nach dem Verständnis von Gottes Schöpfungshandeln werde so nicht befördert und fehle in den Beiträgen fast völlig: „Bei der Auseinandersetzung mit dem ‚Fundamentalismus‘ sollte sich die EZW nicht dazu missbrauchen lassen, andersdenkende Christen und Wissenschaftler, die einen redlichen und respektablen Diskurs suchen und führen, auf diese Art und Weise auszugrenzen.“ Die Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ beschäftigt fünf Mitarbeiter und unterhält sechs Fachgruppen: Archäologie, Biologie, Geowissenschaften, Kosmologie, Physik und Wirtschaft. Vorsitzender ist der Arzt Henrik Ullrich (Riesa), Geschäftsführer der Biologe Reinhard Junker.


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