Schützenbrüder verteidigen Ablehnung muslimischen Schützenkönigs

4. August 2014 in Deutschland


Vorstandssprecher Nieborg: «Wir sind ein katholischer Verband, der laut Statut im Sinne der Ökumene auch andere Christen aufnimmt, aber eben keine Muslime, ansonsten verlieren wir unseren Status als katholischer Verband nach dem kanonischen Recht»


Leverkusen/Düsseldorf (kath.net/KNA) Der Bund Historischer Deutscher Schützenbruderschaften (BHDS) hat die Ablehnung eines muslimischen Schützenkönigs verteidigt. «Wir sind ein katholischer Verband, der laut Statut im Sinne der Ökumene auch andere Christen aufnimmt, aber eben keine Muslime, ansonsten verlieren wir unseren Status als katholischer Verband nach dem kanonischen Recht», sagte Vorstandssprecher Rolf Nieborg der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag in Leverkusen. Der Verband will den türkischstämmigen Mithat Gedik, der im Juli bei der Schützenbruderschaft St. Georg im westfälischen Werl-Sönnern Schützenkönig geworden war, nicht anerkennen, weil er kein Christ ist.

Schlimmstenfalls drohe dem Verein der Rauswurf aus dem BHDS, bestätigte Nieborg. «Aber das passiert ja nicht sofort, da wir mit unseren Bruderschaften reden und nicht über sie.» Es seien Vorstandssitzungen sowohl des BDHS als auch des betroffenen Vereins anberaumt. «Ich weiß nicht, zu welchem Kompromiss sich alle Beteiligten durchringen», so Nieborg. Die Sönneraner Schützen hätten ihre Satzung nicht gelesen, und auch der Vereinspräses, der die Königskandidaten absegne, habe wohl nicht darüber nachgedacht, dass Gedik kein Christ ist. Der Verein habe sich für den Fehler beim Dachverband entschuldigt und wolle ihn korrigieren. Die konkreten Möglichkeiten könne und wolle er nicht kommentieren. Laut Statuten scheint nur Gediks Abdankung oder Übertritt zum Christentum möglich.

Für Gedik ist durch die Geschichte deutlich geworden, dass Integration in Deutschland nur oberflächlich funktioniert. «Da ist Deutschland doch noch nicht so weit», sagte er am Wochenende dem «Westfälischen Anzeiger».

Unterdessen kritisierten die Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag den BHDS. «Mit dieser Intervention hat der Dachverband der Schützen den Vogel abgeschossen - im negativsten Sinn», sagte die rechtspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Dagmar Hanses, am Montag in Düsseldorf. Der Verband grenze aus, während von Mitbürgern mit Migrationshintergrund immer wieder Integration eingefordert werde. «Das passt nicht zusammen.» Eine Diskussion zu diesem Thema sei längst überfällig. «Tradition darf nicht als Totschlag-Argument missbraucht werden, um Mitmenschen auszugrenzen.»

Bereits 2011 gab es Wirbel um den katholischen Verband wegen eines homosexuellen Schützenkönigs, der seinen Lebenspartner mit auf den Königsthron genommen hatte. Im März 2012 beschloss die Bundesvertreterversammlung des BHDS, dass homosexuelle Schützenkönige und Schützenköniginnen auch künftig ihre Lebenspartner nicht als Mitregenten wählen dürften.

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