China: Bischof beklagt Regierungskampagne gegen Kirchen

7. August 2014 in Weltkirche


Über 200 Gotteshäuser in der Provinz Zhejiang wurden im Jahr 2014 zerstört oder ihre Kreuze entfernt


Peking (kath.net/KAP) Eine bereits über Monate andauernde Kampagne der chinesischen Regierung gegen katholische und protestantische Kirchen hat Vincent Zhu Waifang, Bischof aus der chinesischen Diözese Wenzhou, beklagt. Die anhaltende Zerstörung von Kirchengebäuden und die Entfernung von Kreuzen durch die Behörden würden zur "sozialen Instabilität" beitragen und sei reale Christenverfolgung, so der Bischof in einem Hirtenbrief, den die vatikanische Nachrichtenagentur "AsiaNews" am Montag veröffentlichte. Die Gläubigen rief Bischof Zhu auf, ihre Rechte und Würde "durch starken Glauben" zu verteidigen.

Angefangen habe die "falsche und ungerechte" Kampagne bereits zu Jahresbeginn mit der Entfernung des Turmkreuzes einer protestantischen Kirche in der Stadt Sanjiang, erinnerte der 88-jährige Bischof, der selbst 16 Jahre im Arbeitslager und sieben Jahre im Gefängnis verbracht hat. Er entschuldigte sich für seine späte Reaktion: Er habe ursprünglich ein rasches Ende der Kampagne erwartet, doch sei die Lage stets schlimmer geworden: Nachdem die chinesischen Behörden anfangs Kirchen ohne Baugenehmigung zerstört hätten, gingen sie inzwischen längst auch gegen legal errichtete Gotteshäuser vor.

Inoffiziellen Zählungen zufolge wurden in der chinesischen Provinz Zhejiang, in der die Diözese Wenzhou liegt, in den vergangenen Monaten 229 christliche Kirchengebäude zerstört oder ihre Kreuze entfernt, darunter 25 katholische Gotteshäuser sowohl der Staats- als auch der Untergrundkirche. Mehrere Christen wurden bei Zusammenstößen mit der Polizei verletzt, als sie die Kirchen vor der Zerstörung schützen wollten.

Eine Priesterinitiative der Diözese forderte vergangenen Donnerstag von der Provinzregierung ein Ende der Zerstörungen. Zwar seien bei manchen Kirchenbauten sehr wohl genehmigte Maße übertreten worden, doch habe man sich bei den Baufortschritten dennoch an das Gesetz gehalten. Die Behörden könnten sich auf kein Gesetz berufen, wonach in einem bestimmten Gebiet nur ein Kreuz auf einer Kirche erlaubt oder Turmkreuze gänzlich verboten seien, hieß es in der Petition. Da die Kirchen durch Spenden der Katholiken errichtet worden seien, habe die Regierung bei den Gläubigen viel Vertrauen eingebüßt.

Die Diözese Wenzhou, der rund 110.000 Katholiken angehören, sprach von einer "tragischen und hässlichen Rückkehr der Kulturrevolution". Die Diözesanwebsite, auf der Zhus Brief in der Vorwoche veröffentlicht wurde und daraufhin rasche Verbreitung im Internet fand, wurde am Samstag von der Regierung geschlossen.

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