Debatte über Antisemitismus geht weiter - Kirche prangert an

2. August 2014 in Deutschland


Dieter Graumann (Zentralrat der Juden in Deutschland): «Der widerlichste Judenhass, den man sich vorstellen kann» - Bischof Algermissen äußert sich «zutiefst empört und beunruhigt über das Verhalten einiger Mitbürger.


Berlin (kath.net/KNA) Die Debatte über antijüdische Parolen bei Demonstrationen gegen die Politik Israels geht weiter. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, sprach von einer tiefen Verunsicherung. «In den sozialen Netzwerken bricht sich eine Welle von Hetze und Häme gegen Juden Bahn, das alles übertrifft, was wir befürchtet haben», sagte Graumann der «Rheinischen Post» (Donnerstag). Viele jüdische Menschen seien so verunsichert, dass sie sich fragten, ob es wieder Zeit sei, die Koffer zu packen und Deutschland zu verlassen. Zugleich beklagte er einen Mangel an Solidarität aus der Zivilgesellschaft: «Warum lässt man uns so hängen? Wir haben das Gefühl, mit unseren Sorgen alleingelassen zu werden.»

In seinen schlimmsten Albträumen habe er sich nicht vorgestellt, dass er so etwas erleben würde, so Grauman: «Wenn auf deutschen Straßen gegrölt wird, dass Juden vergast, verbrannt, geschlachtet werden sollen, dann hat das mit Gaza und israelischer Politik sicherlich überhaupt nichts zu tun. Das ist der widerlichste Judenhass, den man sich vorstellen kann», beklagte Graumann. Nach Einschätzung des Zentralratsvorsitzenden ist der Konflikt in Gaza nur der aktuelle Aufhänger für die Hetze, nicht die Ursache.

Als «schändlich und auf das Schärfste zu verurteilen» prangerte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen jede Form von Antisemitismus an. In einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an den Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde, Roman Melamed, schreibt Algermissen: «Ich bin zutiefst empört und beunruhigt über das Verhalten einiger Mitbürger, die mit populistischen Parolen altem Hass neue Nahrung geben.»

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick forderte vor einer für Donnerstagabend geplanten Demonstration in Nürnberg ein aktives Entgegentreten gegen Judenfeindlichkeit und Rassismus. Zugleich betonte Schick: «Jede Form von Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Extremismus ist mit dem Christentum nicht vereinbar.»

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat am Freitag demonstrativ die Essener Jüdische Gemeinde besucht. Damit wollte er ein Zeichen gegen «antisemitische Hetze und Anfeindungen gegen Juden» setzen.

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) in Schleswig-Holstein schrieb mit Blick auf antijüdische Parolen bei Demonstrationen gegen die Politik Israels, erschreckend seien Allianzen von «aufklärungsresistenten Rechtsextremisten und linken Gruppen mit Islamisten arabischer wie auch türkischer Abkunft».

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