Irak: Bald auch keine Christen in Bagdad mehr?

29. Juli 2014 in Chronik


Meisten Christen sind nach Irakisch-Kurdistan geflüchtet. Dort sind sie sicher. Allerdings benötigt man finanzielle Mittel


Mossul/Göttingen/Sinsheim (kath.net/idea) Die Lage der aus Mossul vertriebenen Christen ist dramatisch. Darauf machen Hilfswerke in Deutschland aufmerksam. Bis zu 25.000 Christen waren aus der zweitgrößten irakischen Stadt geflüchtet, nachdem die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) sie vor die Wahl gestellt hatte, entweder zum Islam überzutreten oder Schutzzölle zu zahlen. Sollten sie beides ablehnen, würden sie getötet. Die Region um Mossul galt seit 1.800 Jahren als das Zentrum des Christentums im Irak. Die Stadt hatte bis 2003 mit bis zu 200.000 Mitgliedern eine der größten christlichen Gemeinden im Land. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker haben aber inzwischen die letzten Christen die Stadt verlassen, weil sie dort kein sicheres Leben führen könnten. Nach Worten des Nahostreferenten Kamal Sido (Göttingen) sind die meisten Christen nach Irakisch-Kurdistan geflüchtet. Dort seien sie sicher und würden von den Kirchen und der Regionalregierung Kurdistan versorgt. Allerdings benötige man mehr finanzielle Mittel. Hier sollte sich auch Deutschland großzügig zeigen, forderte Sido. Zugleich mahnte er mehr internationalen Druck auf Saudi-Arabien, Katar und vor allem den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan an. Diese Länder stünden im Verdacht, die Aktivitäten der Terrorgruppe IS zu unterstützen. Sollte dem kein Ende gesetzt werden, sei zu befürchten, dass auch die kleine christliche Gemeinde in Bagdad bald ausgelöscht werde. Die Terrorgruppe IS hat in den von ihr kontrollierten Gebieten ein Kalifat, also einen islamischen Gottesstaat, ausgerufen und setzt ihre extreme Auslegung des Religionsgesetzes, Scharia, durch.

Foto: (c) Kirche in Not


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