Passau: Bischof Schraml wehrt sich gegen Zulehner-Einmischung

17. März 2003 in Deutschland


Ungefragte Einmischungen von außen, wie die Studie von Paul Michael Zulehner, seien nicht hilfreich, lähmten die Arbeit und spalteten die Diözese


Passau (kath.net/iop/red)
Der Passauer Diözesanbischof Wilhelm Schraml hat bei der Frühjahrs-Vollversammlung des Diözesanrates am Samstag in Passau klargestellt, dass die Pastorale Erneuerung im Bistum fortgesetzt werde. Angesichts der finanziellen Lage müsse die Zukunft der Seelsorge aber „neu justiert“ und den pastoralen Notwenigkeiten angepasst werden. Dabei würden Schwerpunkte, etwa im Bereich Ehe und Familie, in der Sakramentenpastoral und in der Liturgie gesetzt. Der Bischof will damit das bei der Pastoralen Entwicklung zwar mit großer Mehrheit favorisierte, aber bisher kaum umgesetzte Projekt, „Im Geheimnis Gottes wohnen“, auf den Weg bringen. Denn an diesem Kernthema, so der Bischof, entscheide sich das Christsein. Es sei die Wurzel aller Aktivitäten.

Der Bischof kündigte an, dass nach einer Prüfung aller Dienste und Einrichtungen, mit Blick auf die finanzielle Belastbarkeit, in der zweiten Jahreshälfte ein tragfähiges und bezahlbares Gesamtkonzept der Seelsorge erarbeitet und in den kommenden Jahren umgesetzt werde. Dies sei im Sinne der vom ganzen Bistum und von ihm geforderten Erneuerung. Der Bischof appellierte an den Diözesanrat, diesen Weg aktiv mitzugehen. Er würdigte die bisherige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit diesem Gremium und betonte, dass er weiter darauf setze.

Schraml wehrte sich gegen Vorwürfe, er habe die Umsetzung des Pastoralplanes gestoppt. Er hob hervor, dass er sich die Grundintentionen der Pastoralen Entwicklung im Bistum Passau (PEP) zu Eigen gemacht habe. Er habe keine Maßnahmen in der Umsetzung widerrufen, sagte der Bischof vor dem obersten Gremium der Laien im Bistum. Ungefragte Einmischungen von außen, wie die Studie des Wiener Professors DDr. Paul Michael Zulehner, seien nicht hilfreich, lähmten die Arbeit und spalteten die Diözese, betonte der Bischof.

Der Vorsitzende des Diözesanrates, Gerhard Spranger, sagte in seinem Bericht, dass es kein guter Stil sei, eine solche Umfrage ohne Wissen der diözesanen Stellen durchzuführen. Der unterschwellige Vorwurf, der Pastoralplan werde vom neuen Bischof „nicht nur nicht weitergeführt, sondern sogar behindert“, treffe in keiner Weise zu. Wer mit der Sache befasst sei, wisse, dass die Umsetzung des Pastoralplans weitergeführt werde. Schraml habe mehrere Projektgruppen eingesetzt, die Ergebnisse anderer Projektgruppen verabschiedet und umgesetzt sowie neue Anstöße gegeben. Spranger wies darauf hin, dass die Beziehungen zwischen Diözesanrat, Priesterrat, Dekanen und Ordinariatskonferenz ohnehin so gut seien, dass man auch ohne eine von Professor Zulehner in die Diskussion gebrachte Diözesanversammlung die Interessen in der Diözese im Auge behalten könne.

Die Vollversammlung, an der kirchliche Vertreter aus osteuropäischen Ländern teilnahmen, beschäftigte sich auch mit der Zukunft der Kirche in Europa. Pater Dietger Demuth, vom Bischöflichen Hilfswerk „Renovabis“, wies den Kirchen eine Schlüsselrolle zu, für die „geistige und religiöse Dimension der Einigung“. Die Kirchen hätten grundlegende Aspekte der geistigen und religiösen Fundamente Europas zu bewahren und anzubieten „als normative Orientierungshilfen“. Darüber hinaus seien sie im Dienste am Gemeinwohl zu einer politischen Diakonie verpflichtet, konkret bei der Suche nach Lösungen für die sozialethischen Herausforderungen. Die Kirchen, so Demuth, dürften es nicht hinnehmen, „wenn Europa in egoistischer Selbstzufriedenheit die Augen vor den Nöten der übrigen Welt verschlösse“.


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