Wie steht es um den Journalismus im Auftrag der Kirche?

10. Juli 2014 in Kommentar


„Hier ist sie wieder, diese unglaubliche Arroganz und Anmaßung der sogenannten Kirchenkritiker.“ Von Michael Schneider-Flagmeyer


Köln (kath.net/Forum Deutscher Katholiken) Der Chefredakteur der Kölner-Kirchenzeitung, Robert Boecker, hat in einem sehr diskussionswürdigen Artikel in der von ihm geleiteten Kirchenzeitung den untauglichen Versuch unternommen, Papst Franziskus und den Heiligen Stuhl in der Frage der Neubesetzung des Kölner erzbischöfliches Stuhls nach der Emeritierung von Joachim Kardinal Meisner in ziemlich unverfrorener Weise unter Druck zu setzen. Wie immer ging dieses nach dem Motto: Wenn du tust, was wir sagen nach dem, wie wir deine Worte auszulegen belieben, dann bist du ein glaubwürdiger Papst.

Wir möchten hier keine weitere Wertung seines Artikels „Päpstlicher Lackmustest“ vornehmen, weil dieses in hervorragender WeiseFelix Honekamp (papsttreuer.blog.de) in Inhalt und Ton höchst angemessen bereits geleistet hat.

Uns interessiert einmal mehr die Frage: Wie steht es um den Journalismus im Dienst der Kirche? Damit ist natürlich wieder einmal die Frage nach den kirchlichen Ausbildungsstätten für Journalisten gestellt.

Mit Recht hat Felix Honekamp festgestellt, dass kirchliche Medien keine braven Abnicker oder Claqueure zu sein haben. Aber eine Bindung an Glaube und Handeln der Kirche durch das apostolische Amt sollte unbedingt vorhanden sein.

Wir nehmen Boeckers Artikel zum Anlass, zunächst einen Blick auf die Kölner Kirchenzeitung zu werfen. Sie galt zumindest 17 Jahre unter der Leitung von Prälat Erich Läufer als eine der besten – wenn nicht die beste – Kirchenzeitung in Deutschland.

Als am 11.1.2007 Prälat Erich Läufer im gesegneten Alter von 79 Jahren von Kardinal Meisner als Chefredakteur verabschiedet wurde, hat der Kardinal in einer seiner unzähligen erinnerungswürdigen Reden Grundsätzliches zum Journalismus im Dienst der Kirche gesagt, das Gültigkeit hat, solange es kirchliche Medien gibt.

Zunächst einmal berichtete Kardinal Meisner: Als er 1980 Nachfolger des großen Kardinals Bengsch in Berlin wurde, sagte ihm ein Mitbruder in Erfurt, dass er ihm leid tue, im Schatten eines so großen Mannes stehen zu müssen. Er habe darauf beschlossen, nicht in dessen Schatten zu leben sondern in dessen Licht. Ebenso sei es ihm in Köln ergangen, wo er nicht im Schatten von Joseph Höffner leben konnte sondern in dessen Licht. Und das sei ihm immer gut bekommen.

Mit diesen Worten wandte sich Kardinal Meisner an Herrn Schmidt, den Nachfolger von Prälat Läufer im Amt des Chefredakteurs der Kölner – Kirchenzeitung, den er ermutigte, nicht im Schatten sondern im Licht von Prälat Läufer seinen Dienst zu verrichten.

Dessen Nachfolger, Robert Boecker, hat nun offensichtlich beschlossen, im Schatten der Kirchenkritiker und des zeitgebundenen Geistes der „Welt“ zu leben, wie der Artikel in der Kölner – Kirchenzeitung schlüssig darlegt.

Eine Aussage des Chefredakteurs wollen wir noch hervorheben. Boecker fragt in seinem Artikel, ob „das strahlend weiße Bild des Papstes, aus deutscher Perspektive betrachtet, jetzt aber einen Kratzer“ bekommen habe. „Entstanden ist dieser Kratzer im Zuge der Freiburger Bischofswahl.“

Hier ist sie wieder, diese unglaubliche Arroganz und Anmaßung der sogenannten Kirchenkritiker. Der Papst hat es gewagt, einen Erzbischof zu ernennen, den die Freiburger nicht auf ihrer Liste hatten und der den Kirchenkritikern nicht genehm ist, kath.net hat berichtet. In Frageform wirft Boecker dem Papst vor, dass er mit der Freiburger Bischofsernennung seinen vielfachen Ankündigungen, die Ortskirchen zu stärken, keine Taten folgen lasse. Im Gegensatz dazu sind wir der Meinung, dass die Stärkung der Ortskirche Freiburg gerade durch diese Ernennung von Erzbischof Burger erfolgt ist; denn was Stärkung der Ortskirche ist, entscheiden – Gott sei Dank – nicht deutsche Berufskatholiken, von denen viele ständig darlegen, dass ihre Kirchlichkeit sehr zu wünschen übrig lässt.

Wir glauben immer noch, dass der Heilige Geist dem Nachfolger Petri in der Leitung der Kirche (nicht in der persönlichen Lebensführung) mehr beisteht als Herrn Boecker und allen Kirchenkritikern und jedem sonst in der Kirche. Deshalb vertrauen wir auch darauf, dass in der Wahl des neuen Erzbischofs von Köln die richtige Entscheidung fällt.

Zurück zur Kölner Kirchenzeitung: „Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht“, sagte Kardinal Meissner bei der Verabschiedung von Prälat Läufer. Wir dürften mit einigem Recht behaupten, so der Kardinal, dass die Kirche die größte und älteste Medienagentur der Erde ist und die erste mit globalem Anspruch.

Das heißt doch für die katholischen Medienmacher, dass jede Kleinkariertheit innerhalb des eigenen Tellerrandes ausgeschlossen ist und immer die ganze Weltkirche mit ihren vielfachen Vernetzungen in den verschiedenen Kulturen berücksichtigt werden muss. Aber vor allem heißt das für katholische Journalisten, dass sie im Dienst des Evangeliums stehen, dessen Auslegung alleine dem kirchlichen Lehramt zukommt und die absolute Loyalität und Treue zu dem „pilgernden Christus auf Erden“ von ihnen verlangt ist. Dieses als Einschränkung der journalistischen Freiheit anzusehen, ist säkulares und nicht kirchliches Denken.

Was von einem katholischen, im Dienst der Kirche stehenden Chefredakteur – aber darüber hinaus von jedem katholischen Medienmitglied – erwartet werden muss, hat Kardinal Meisner so zusammengefasst:

„Der Chefredakteur der Kirchenzeitung hingegen hat die Aufgabe, das kirchliche Leben der Erzdiözese in seinen vielen Facetten in seinem Blatt abzubilden. Darüber hinaus werden sich auch weltkirchliche und gesellschaftliche Themen unterschiedlichster Art in der Kirchenzeitung widerspiegeln, wie es sich bei einem so internationalen und vitalen Erzbistum wie dem unsrigen gehört. Maßstab ist die Verbundenheit mit dem Erzbischof und dem Papst.“ (SIC!)

Vertrauen wir von Herzen, das der Heilige Geist durch den Nachfolger Petri in dessen Amtsgnade dem Erzbistum Köln einen neuen Oberhirten schenken wird, der nicht im Schatten sondern ganz im Licht seiner beiden großen Vorgänger steht, von diesem Licht getragen wird und der einen Weg findet, der Kirchenzeitung wieder zu einem Leiter zu verhelfen, der im Licht von Prälat Läufer arbeitet.

Die heutige Situation macht nicht nur die dünne Personaldecke bei den Kölner kirchlichen Medien deutlich, sondern zeigt, wie wichtig es ist, dass durch die kirchlichen Ausbildungsstätten junge Journalisten für ganz Deutschland bestens in der Katechese gebildet und ganz im Sinne der kirchlichen Lehre für ihren Dienst an der Kirche und der Welt zugerüstet werden. Dafür brauchen wir starke Bischöfe, die sich dafür einsetzen und das auch durchsetzen. Die letzten Bischofsernennungen in Regensburg, Passau und Freiburg lassen hoffen, dass so die Ortskirchen in ihrem Verkündigungsauftrag wirklich gestärkt werden.


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