Falschinformation, chaotisches Bauen: Vorwürfe an Limburger Domkapitel

10. Juli 2014 in Deutschland


Ein Pfarrer des Bistums Limburg wirft dem Domkapitel in einem offenen Brief schwere Versäumnisse bei den Bauvorhaben auf dem Domberg vor.


Limburg (kath.net/jg)
In einem offenen Brief hat Pfarrer Albert Dexelmann das Limburger Domkapitel für seine Mitverantwortung an den Unregelmäßigkeiten bei den Bautätigkeiten am Domberg kritisiert. Er wirft den Domkapitularen unter anderem „Falschinformation“, „Informationsverweigerung“ und „chaotisches Bauen“ vor. Die Erklärung vom Juni 2014, in dem das Domkapitel um Verzeihung für seine Fehler gebeten hat, reicht dem Pfarrer nicht aus.

Dexelmann ist Pfarrer in Runkel, das zum Bistum Limburg gehört. Seit Jahren gehört er zu den Kritikern von Bischof Tebartz-van Elst. Auch in seinem offenen Brief an das Domkapitel hält er mit seiner Meinung gegenüber dem ehemaligen Limburger Bischof nicht hinter dem Berg. Dieser habe das Projekt auf dem Domberg „skandalträchtig auf seine Weise durchgezogen“, schreibt er wörtlich.

Die Mitverantwortung des Domkapitels reiche bis in die Zeit vor Bischof Tebart-van Elst zurück, schreibt Dexelmann. Dessen Vorgänger Bischof Kamphaus, von 1982 bis 2007 Bischof von Limburg, wohnte im Priesterseminar. Die Aufgabe des Domkapitels sei es gewesen, das alte Bischofshaus treuhändisch zu verwalten und für einen Nachfolger des Bischofs bewohnbar zu halten.

Tatsächlich habe das Ordinariat die Räumlichkeiten des alten Bischofshauses übernommen und dieses dadurch unbewohnbar gemacht. Dann hätte das Domkapitel den Neubau der Bischofswohnung betrieben, schreibt Dexelmann. Dies sei Bischof Kamphaus gegenüber „illoyal“ gewesen, kritisiert der Pfarrer. Der Bischof habe angesichts der Sparmaßnahmen im Bistum versprochen, dass die Verwaltung nicht wachsen werde.

Weitere Verfehlungen des Domkapitels reichen nach Ansicht von Dexelmann in diese Zeit zurück. Er spricht von „teuren Bausünden“, zu denen frühere Bauprojekte auf dem Domberg geworden seien. Die Bauvorhaben seien chaotisch, ohne Bedarfsanalysen und ohne ästhetische, städtebauliche und spirituelle Grundüberlegungen durchgeführt worden. Das Domkapitel habe dann die Idee gehabt, „den ganzen Murks zu bündeln und in einem neuen, wieder unausgegorenen teuren Projekt verschwinden zu lassen“.

Bereits damals habe das Domkapitel verabsäumt, ehrliche Zahlen über die Kosten der Bauprojekte bekannt zu geben. Dexelmann wirft den Mitgliedern des Domkapitels vor, an Stelle einer ehrlichen Informationspolitik andere Zahlen nach außen kommuniziert zu haben. Das habe sich bis in die Zeit von Tebartz-van Elst fortgesetzt.

Das alles seien sehr starke Vorwürfe, schreibt Dexelmann. Er habe pointiert formuliert und sei bereit, alles zurückzunehmen und sich zu entschuldigen, wenn seine Kritik widerlegt würde. Er habe einen offenen Brief geschrieben, weil er seine Punkte so offen wie möglich zur Diskussion stellen wolle. Offenbar befürchtet er, sonst keine Reaktion auf seine kritischen Anfragen zu erhalten. Die „Dialogforen des Bistums“ seien jedenfalls noch nicht „so renoviert“, um seine Sicht dort zielführend besprechen zu können, schreibt er abschließend.


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