Bildungsplan ist Großattacke der grün-roten Regierung

23. Juni 2014 in Interview


Hedwig Beverfoerde im kath.net-Interview: „Eines ist klar: So schnell gibt Grün-Rot seine Pläne nicht auf, alle Kinder mit der Gender-Ideologie zu indoktrinieren“ – „Demo für alle“ in Stuttgart am 28.6. – Von Michael Hageböck


Stuttgart (kath.net) „Der Bildungsplan ist eine Groß-Attacke der grün-roten Regierung auf die Seelen der Kinder und auf das elterliche Erziehungsrecht. Alle Kinder, und zwar bereits ab der 1. Klasse, sollen fächerübergreifend an Lebensweisen und Begegnungsstätten von LSBTTI-Personen (lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender und intersexuell) gewöhnt werden, diese kennenlernen und diese nicht nur tolerieren sondern akzeptieren, also alles unterschiedslos als gut, normal und richtig werten.“ Dies erläutert Hedwig von Beverfoerde (Foto) im kath.net-Interview über den von der rot-grünen Landesregierung Baden-Württembergs gepuschten Bildungsplan. Die Sprecherin der Initiative Familienschutz hat inzwischen ein beeindruckendes Aktionsbündnis organisiert und ruft für den 28.6. zur „Demo für alle“ in Stuttgart auf.

kath.net: Nach französischem Vorbild organisieren Sie eine „Demo für alle“ gegen den neuen Bildungsplan von Baden-Württemberg. Was treibt Sie dazu an?

Hedwig von Beverfoerde:
Der Bildungsplan ist eine Groß-Attacke der grün-roten Regierung auf die Seelen der Kinder und auf das elterliche Erziehungsrecht. Alle Kinder, und zwar bereits ab der 1. Klasse, sollen fächerübergreifend an Lebensweisen und Begegnungsstätten von LSBTTI-Personen (lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender und intersexuell) gewöhnt werden, diese kennenlernen und diese nicht nur tolerieren sondern akzeptieren, also alles unterschiedslos als gut, normal und richtig werten.

Gemäß Gender-Ideologie sollen die Kinder lernen, ihre geschlechtliche Identität in Frage zu stellen und das natürliche Familienbild von Vater, Mutter und Kind(ern) zu hinterfragen.

Die Eltern haben aufgrund der Schulpflicht keine Möglichkeit, ihre Kinder vor dieser staatlichen Indoktrination und Sexualisierung zu bewahren. Das dürfen wir nicht zulassen.

Zwar ist dies keine neue Entwicklung in Deutschland – in Berlin und NRW findet solches ebenfalls seit einigen Jahren in Schulen statt – neu ist aber, daß es jetzt endlich hörbaren Widerstand dagegen von Eltern und Lehrern gibt. In Baden-Württemberg sorgte eine Elterninitiative mit zwei Demonstrationen für Aufsehen und parallel dazu der Lehrer Gabriel Stängle mit einer sehr erfolgreichen Petition gegen dieses „Bildungs“vorhaben. So viel entschlossenes persönliches Engagement von Familien und Bürgern hat mich sehr beeindruckt und gab den Impuls, den Widerstand auf eine breite Basis zu stellen nach dem Vorbild von La Manif Pour Tous (dt.: Demo für alle) in Frankreich. Diese von deutschen Medien fast totgeschwiegene französische Massenbewegung aus dem ganz normalen Bürgertum, gegründet zur Verteidigung der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau und des Rechts jeden Kindes auf Vater und Mutter (gegen ein Adoptionsrecht für Gleichgeschlechtliche), hat in den letzten zwei Jahren mehrfach bis weit über eine Million Franzosen gleichzeitig auf die Straße gebracht! Auch wir Deutschen brauchen dringend eine große gesellschaftliche Bewegung gegen die von oben organisierte Familienzerstörung und die Ideologie des Gender Mainstreaming.

kath.net: Der Streit um den Bildungsplan entzündete sich vor allem an dem ursprünglich geplanten Erziehungsziel zu „Akzeptanz von sexueller Vielfalt“. Was ist Ihrer Meinung nach falsch daran?

Beverfoerde:
Der Staat hat kein Recht, ein solches Erziehungsziel für Schulkinder zu postulieren. Erziehung im Bereich der Sexualität berührt zwingend die schutzbedürftige Intimsphäre eines Kindes und ist zutiefst abhängig von den moralischen Wertvorstellungen der Eltern, die von Natur aus die erste und hauptsächliche Verantwortung für die Erziehung ihre Kinder tragen. Das ergibt sich allein schon aus der großen Tragweite sexueller Betätigung, die ja dazu da ist, neues Leben zu zeugen.

Die Erziehung zum rechten Umgang mit der Sexualität ist deshalb Elternsache – und die Bandbreite elterlicher Wertvorstellungen ist hier durchaus groß. Dies muß die Schule respektieren. Sie darf keine Werterziehung gegen die Vorstellungen der Eltern betreiben. Das ist unstrittig.

Dem Elternrecht zu genügen ist aber nur möglich, wenn die Schule sich beim Thema Sexualität weitestgehend zurückhält und sich, soweit es den Pflichtunterricht für alle betrifft, ab ca. 6. Klasse im wesentlichen auf die biologischen Vorgänge menschlicher Fortpflanzung beschränkt. Alles was darüber hinaus geht, muß die Schule entweder von den Eltern individuell genehmigen lassen oder die Möglichkeit einräumen, Kinder von diesen Unterrichtsstunden freistellen zu lassen.

Der Begriff „sexuelle Vielfalt“ klingt zunächst harmlos positiv und wurde gewiß genau deshalb so gewählt. Aber was bedeutet das eigentlich, sexuelle Vielfalt? Darunter können – rein begriffslogisch, da es sich um einen offenen und vollkommen wertneutralen Begriff handelt, - sämtliche denkbaren sexuellen Vorlieben und Betätigungen verstanden werden, also auch solche, die als besonders verwerflich betrachtet werden und strafrechtlich relevant sind, wie z.B. Inzest oder Pädophilie, selbst wenn die grün-rote Landesregierung dies nicht beabsichtigt. Ein Begriff, der so etwas zuläßt, ist schon allein deshalb als Erziehungsziel indiskutabel. Und weiter: Um eine „Vielfalt“ von sexuellen Vorlieben und Betätigungen tolerieren und gar akzeptieren zu können, müssen die Schüler diese logischerweise zunächst genauer kennenlernen. Da hilft seitens Ministerpräsident Kretschmann und Kultusminister Stoch kein Abstreiten dessen, daß in der Schule dann auch Sexualpraktiken gelehrt werden.

Vor allem aber sind die Begriffe Toleranz und Akzeptanz sauber auseinanderzuhalten. Toleranz bedeutet, daß ich etwas dulde, auch wenn ich es nicht teile, es also hinnehme, ohne es zu bekämpfen, Akzeptanz dagegen, daß ich etwas annehme oder übernehme. Ohne Toleranz für andere Menschen, Meinungen und Lebensweisen könnten wir in unserer freiheitlichen Gesellschaft gar nicht existieren. Das einzuüben gehört für mich zur Kindererziehung selbstverständlich dazu. Die Schule kann hier unterstützen. Der bisherige Bildungsplan in Baden-Württemberg hat dem, soweit ich weiß, in hinreichender Form Rechnung getragen.

Den Kindern allerdings Akzeptanz aufzunötigen, geht weit darüber hinaus und ist deshalb verfassungswidrig. Dies bestätigte vor wenigen Wochen bei der Anhörung der CDU-Fraktion zum Bildungsplan der Rechtswissenschaftlers Prof. Ulrich Palm. Das „Einfordern von Akzeptanz sexueller Vielfalt verstößt gegen das Indoktrinationsverbot“, da Schüler dazu gebracht werden sollen, ihre eigene Überzeugungen aufzugeben. Palm berief sich dabei auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von 2008 wonach „Schule zu Zurückhaltung, Toleranz und Offenheit für unterschiedliche Wertungen“ verpflichtet sei und nicht indoktrinieren dürfe (AZ: 6B64/07).

kath.net: Mittlerweile ruderte Kultusminister Stoch zurück. Im neuen Entwurf des Bildungsplans ist nicht mehr von der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ die Rede. Es heißt jetzt nur mehr „Akzeptanz von Vielfalt“. Warum wollen Sie am 28. Juni abermals demonstrieren?

Beverfoerde:
Weil die Begriffs-Entschärfung ein rein taktisches Manöver ist. In der Sache ist die Landesregierung noch keinen Deut von ihrem Ziel abgerückt.

Unser Protest hat Grün-Rot allerdings schon gehörig ins Schleudern gebracht. Nur zwei Tage nach unserer DEMO FÜR ALLE Anfang April wurde das Thema „sexuelle Vielfalt“ plötzlich und ohne Vorankündigung in der Kabinettssitzung der baden-württembergischen Regierung beraten und der Bildungsplan um ein Jahr verschoben. Auch wurde das Arbeitspapier zum neuen Bildungsplan inzwischen überarbeitet und Reizworte wie „sexuell“ kurzerhand gestrichen.

Das sind allerdings nur scheinbare Zugeständnisse um den Protest zu zähmen und die Eltern von der Straße zu holen. „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ soll – eingebettet in die neue Leitperspektive – weiterhin Bestandteil des Bildungsplans und als solche verbindlich für den künftigen Unterricht werden. Kultusminister Stoch betonte ausdrücklich, er habe die Änderungen „in enger Absprache mit den Lesben- und Schwulenverbänden“ vereinbart.

Auch Herr Kretschmann hat mehrfach darauf hingewiesen, daß die Überarbeitung kein Zurückrudern sei und man am Ziel der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ auch weiterhin festhalte. Gerade deshalb ist die nächste DEMO FÜR ALLE am 28. Juni ganz besonders wichtig. Wir müssen jetzt zeigen, daß wir uns nicht einlullen lassen, sondern in Stuttgart so lange weiter demonstrieren bis die Indoktrinierungs-Ziele aus dem Bildungsplan endgültig gestrichen sind.

kath.net: Sie haben ein beeindruckendes Aktionsbündnis mobilisiert. Wer trägt die „Demo für alle“ mit?

Beverfoerde:
Das Aktionsbündnis DEMO FÜR ALLE ist ein Zusammenschluß verschiedener Familienorganisationen, politischer und kirchlicher Vereine, engagierter Einzelpersonen und Initiativen aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Mit dabei sind u.a. die Elterninitiative Schützt unsere Kinder, Verantwortung für die Familie e.V., DVCK, das Bündnis Rettet die Familie, der Evangelische Arbeitskreis der CDU-Kreisverbände Heilbronn, Mannheim und Rems-Murr, Birgit Kelle mit Frau2000plus e.V., Gabriele Kuby, La Manif Pour Tous, die Schweizer Initiative Starke Mütter, meine Initiative Familienschutz und das Forum deutscher Katholiken. Eine Auflistung aller Bündnispartner finden Sie auf unserer Seite www.demofueralle.de.

kath.net: „La Manif pour tous“ brachte in Frankreich 1,5 Millionen Menschen auf die Straße. Mit welchen Argumenten wollen Sie unsere Bürger dazu bringen, am 28. Juni zu Ihrer nächsten DEMO FÜR ALLE nach Stuttgart zu kommen?

Beverfoerde:
Baden-Württembergs Bildungswesen hatte immer Vorbildfunktion für andere Bundesländer. Deswegen müssen wir gerade hier den Kampf gegen die gezielte VERbildung und Seelenschädigung der Kinder mit aller Entschlossenheit zum Erfolg führen. Denn eines ist klar: So schnell gibt Grün-Rot seine Pläne nicht auf, alle Kinder mit der Gender-Ideologie zu indoktrinieren. Bereits heute sind die Verstörung und Sexualisierung von Schülern vielerorts traurige Realität. Ein von „Experten“ empfohlenes Standardwerk zur „Sexualpädagogik der Vielfalt“ enthält z.B. Übungen, in denen 15jährige Schüler einen Puff modernisieren sollen oder Siebtklässler sich damit auseinandersetzen sollen, ob „Sadomasochismus und Fetischismus eigentlich nur sexuelle Vorlieben oder auch Identitätsbausteine sind“, mit dem Lernziel ihre „Heterosexualität als Norm in Frage zu stellen“. Schulbücher werden in Baden-Württemberg seit 2007 nur noch zugelassen, wenn sie den Richtlinien des Gender-Mainstreaming entsprechen.

kath.net: Richtet sich Ihr Demonstrations-Appell nur an die Einwohner Baden-Württembergs?

Beverfoerde: Nein, natürlich nicht. Wie gesagt, ist der Gender-Kurs ja in ganz Deutschland auf dem Vormarsch. Mit der DEMO FÜR ALLE haben wir eine echte Chance, das Blatt zu wenden, dies hat das formale Einlenken von Grün-Rot nach unserer letzten Demo deutlich gezeigt. Deshalb rufen wir Familien und Bürger aller religiösen Bekenntnisse, gemäßigten politischen Parteien und Weltanschauungen dazu auf, gemeinsam am 28. Juni in Stuttgart ab 15 Uhr auf dem Schillerplatz erneut für Ehe und Familie, gegen die Gender-Ideologie und Sexualisierung der Kinder zu demonstrieren.

kath.net: Herzlichen Dank für das Interview und Gottes Segen für Ihr Engagement!

Hedwig von Beverfoerde ist Sprecherin der Initiative Familienschutz. Alle Infos zur Demo finden sich unter www.demofueralle.de.

CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Hauk MdL - Rede im Stuttgarter Landtag: Grün-Rot bevormundet die Menschen im Land!


Prof. Ulrich Palm: Bildungsplananhörung der CDU/Stuttgarter Landtag - Werben für Akzeptanz sexueller Vielfalt in Schule verstößt gegen Grundgesetz


Foto Beverfoerde © Hedwig von Beverfoerde


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