'Katholische Junge Gemeinde' - Dildo, Handschellen und ein Bravo-Heft

11. Juni 2014 in Deutschland


Die Katholische junge Gemeinde Paderborn hat seit drei Jahren eine Arbeitshilfe zur Sexualpädagogik im Programm und empfiehlt einen "Grabelsack" beim Thema Sexualität. Inhalt: Kondom, Dildo, Handschellen und ein Bravo-Heft


Paderborn (kath.net/jg)
Die Katholische junge Gemeinde (KjG) hat vergangenen Freitag ihr umstrittenes Papier, in dem sie für Abtreibung und das „Recht auf sexuelle Selbstbestimmung“ geworben hat, zurückgezogen. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte sich zuvor von der Schrift der KjG distanziert. Kath.net hat berichtet. Doch der Skandal um die KJG ist damit offensichtlich nicht beendet.

Eine andere Publikation der KjG, die ebenfalls deutliche Distanz zur kirchlichen Lehre aufweist, ist nach wie vor verfügbar. Es handelt sich um eine sexualpädagogische Arbeitshilfe mit dem Titel „Erste allgemeine Verunsicherung“ und stammt aus dem Jahr 2011. Sie richtet sich an Gruppenleiter, die mit den ihnen anvertrauten jungen Menschen das Thema Sexualität behandeln wollen. Die Publikation wurde von der KjG der Erzdiözese Paderborn zusammen mit dem KjG-Bundesverband veröffentlicht und ist nach wie vor auf der Internetseite der KjG Paderborn abrufbar.

In der Einleitung steht: Ein positives Grundverständnis menschlicher Sexualität, ein Bewusstsein für die damit verbundene Verantwortung und der Anspruch des christlichen Menschenbildes seien die Grundannahmen, von denen die Arbeitshilfe ausgeht. Darauf folgt gleich eine Einschränkung: „Dabei bemüht sich die Arbeitshilfe, allzu schnelle und einfache Antworten zu vermieden. Wenn Sexualmoral auf scheinbar klare Verbote und Gebote reduziert wird, während das Leben viel komplexer ist als jede gut gemeinte Theorie, fühlen sich junge Menschen nicht ernst genommen; daher ist es nötig, auch kontroverse Themen wie Verhütung und Homosexualität zunächst möglichst informierend und sachlich darzustellen. Vor dem Urteilen muss das genaue Hinsehen stehen.“ (S.4)

Zum Urteilen kommt es in der Arbeitshilfe trotz eines Umfanges von 167 Seiten nicht. Das wird den teilnehmenden Jugendlichen überlassen, obwohl dem Themenbereich „Werte und Normen“ ein eigener Abschnitt gewidmet ist (S. 62ff.). Die Arbeitshilfe der KjG unterscheidet sich damit kaum von Publikationen weltlicher Institutionen, wie etwa „pro familia“. Die Jugendlichen werden damit konfrontiert, dass es eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Werten gibt. Die Wertordnung der Kirche wird als eine unter vielen Möglichkeiten präsentiert, „wie Sexualität verantwortungsvoll gelebt werden kann“ (S. 61). Konkrete Hinweise auf den Katechismus der Katholischen Kirche, den YOUCAT oder die Theologie des Leibes von Johannes Paul II. fehlen.

Die Sexualmoral der Kirche wird als „Regelwerk“ dargestellt, das nicht ausreiche. „Kein Regelwerk kann so komplex sein wie das Leben“, heißt es weiter (S. 61). Die Jugendlichen müssten daher „auf der Basis von Respekt und Rücksichtnahme auf den anderen lernen und reflektieren, wie sie in ihrer persönlichen Situation ihre Sexualität verantwortungsvoll leben und wie sie die Positionen und Antworten anderer bewerten können.“ (S. 61)

Werte werden als etwas vermittelt, das sich jeder nach seinen Vorstellungen aussuchen kann. Die Jugendlichen bekommen keine Orientierungshilfe, wie sie sich in der verwirrenden Vielfalt der Werte zurechtfinden können. Das angesprochene christliche Menschenbild spielt in den konkreten Programmpunkten wenig Rolle.

Sexualität wird wie folgt definiert: „Sexualität ist für uns das körperliche und psychische Verlangen nach sexueller Befriedigung.“ (S.5) Dass Sexualität etwas mit Hingabe oder mit der Weitergabe des Lebens zu tun hat, wird nicht thematisiert. Ein Bezug zu Gott, zur Schöpfungsordnung, in welche auch die Sexualität eingebettet ist, fehlt in diesem Papier ebenfalls.

Im selben Abschnitt heißt es auch: „Sexualität kann als Energie verstanden werden, die uns neben anderen Persönlichkeitsmerkmalen einzigartig macht, die unser Wesen unverwechselbar charakterisiert und unsere Identität prägt.“ (S.5) Auch dieser Definition fehlt der Bezug zur Partnerschaft und zur göttlichen Ordnung. Sexualität wird rein egozentrisch definiert. Die konkrete Ausgestaltung der Sexualität hänge dann auch vom Umfeld und der eigenen seelischen und körperlichen Verfassung ab, heißt es weiter. Die Sexualität wird aber als rein triebhafte Größe gesehen.

Zum Einstieg ins Thema schlagen die Autoren als erstes den „Grabbelsack“ vor. Ein Sack oder eine Tasche wird mit Materialien und Utensilien zum Thema Sexualität gefüllt. Unter den vorgeschlagenen Gegenständen sind ein Kondom, ein Dildo, Handschellen und ein Bravo-Heft. Die Teilnehmer greifen reihum in den Sack, holen einen Gegenstand hervor und „tauschen sich darüber aus, was sie mit dem Gegenstand verbindet“ (S. 9)

Um die Geschlechtsorgane kennen zu lernen sollen die teilnehmenden Jugendlichen die inneren und äußeren Geschlechtsorgane von Männern und Frauen aus Knetmasse nachbilden. (S. 57)

Das Modul zur sexuellen Vielfalt zeigt den Einfluss der Gender-Ideologie auf die KjG. „Die Einteilung Mann und Frau ist auf den ersten Blick nur biologisch, anhand von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen begründet. Bei näherer Betrachtung entpuppt es sich als eine der am stärksten ausgeprägten Kategorisierungen unserer Gesellschaft. An das Geschlecht knüpft sich in nahezu allen Gesellschaften eine Erwartung an das Verhalten, auch an das sexuelle. Diese klaren Zuschreibungen bieten gerade für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Orientierung und Sicherheit. Doch engt das jeweils zugestandene Verhaltensmuster Männer und Frauen erheblich ein.“ (S. 72)

Wie die Sexualität gelebt wird, was unter Treue zu verstehen ist, bleibt nach Ansicht der KjG dem einzelnen überlassen: „Manche Menschen leben ihre Sexualität bereits in frühen Jahren, andere warten auf die richtige Person, wieder andere wollen Geschlechtsverkehr erst in der Ehe erleben und manche verzichten ganz auf Geschlechts- verkehr. Auch die Frage der Treue gestaltet sich von Person zu Person unterschiedlich. Hier heißt es eigene Grenzen deutlich wahr zu nehmen und zu kommunizieren.“ (S. 72)

Die Einteilung in heterosexuell, homosexuell und bisexuell ist der KjG zu wenig: „Bei der Frage nach der sexuellen Vielfalt wird schnell die Einteilung der Sexualität in homosexuell, heterosexuell oder bisexuell assoziiert. Dies reduziert die Vielfalt der Sexualität jedoch auf das Geschlecht des Sexualpartners oder der Sexualpartnerin. Auf diese Weise scheint es nicht mehr wichtig, welche Vielfalt in jedem Mensch insgesamt steckt, sondern allein das sexuelle Handeln wird zum Maß der Dinge. Mit einer Person des gleichen Geschlechts zu schmusen oder zu kuscheln, kann schnell als homosexuell gedeutet werden. Dann steht im Raum: ‚Der ist ja schwul.’ oder: ‚Die ist ja lesbisch.’ Sexualpädagogik, die vielfältig sein will, versucht jedoch, Jungen und Mädchen, Männern und Frauen einen Raum zu eröffnen, in dem sie sich auf ihre Weise ihrer eigenen Vielfalt bewusst werden können. (S. 72)

Mit einem Zitat des Sexualpädagogen Uwe Sielert fasst die Kjg ihre Position zur sexuellen Vielfalt zusammen: „Für sexualpädagogisch Tätige sollte selbstverständlich werden, Erlebnisräume zu öffnen, um gleichgeschlechtliches ebenso wie heterosexuelles Begehren auszudrücken und zu leben, ohne dass jemand in die Schublade ‚homosexuelle oder heterosexuelle Identität’ gesteckt wird. So besteht ein großer Unterschied darin, ob stillschweigend oder offen davon ausgegangen wird, dass Jugendlichen, die sich in andere des gleichen Geschlechts verliebt haben, von nun an eine notwendige und leidvolle Coming-out-Karriere bevorsteht, oder ob man ihnen die Unbeschwertheit des Verliebtseins zugesteht und die erotische Zukunft offen lässt.“ (S. 73)

Da ist es kein Wunder, wenn sich die Teilnehmer gleich im ersten Projekt in unterschiedliche sexuelle Orientierungen versetzen sollen. (S. 74)

Den in der Arbeitshilfe angegebenen Links fehlt ebenfalls jeder Bezug zur Kirche. Es gibt Links zu profamilia.de, die Teil der International Planned Parenthood Federation (IPPF) ist. Die IPPF ist einer der größten Anbieter von Abtreibungen weltweit. Ein weiterer Link führt zum Jugendnetzwerk Lambda, das sich als Interessensvertretung junger Schwuler, Lesben, Bisexueller und Transgender-Personen versteht. Weitere Links führen zur Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und deren Sexualaufklärungsprogrammen.

Zur Dokumentation: Tasse der KjG - solche ´KjGay´-Tassen wurden nach KjG-Selbstaussage auch auf dem Regensburger Katholikentag verteilt




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