Bischof Ackermann gegen starre Nulltoleranz bei Missbrauch

31. Mai 2014 in Deutschland


Auch der Missbrauchstäter bleibe Mensch und habe Anspruch auf ein gerechtes Urteil, betonte Ackermann, der Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist, am Freitag in Regensburg.


Regensburg (kath.net/KNA) Gegen eine starre Nulltoleranzlinie bei der kirchlichen Bestrafung von Missbrauchstätern hat sich der Trierer Bischof Stephan Ackermann (Foto) ausgesprochen. Auch der Missbrauchstäter bleibe Mensch und habe Anspruch auf ein gerechtes Urteil, betonte Ackermann, der Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist, am Freitag in Regensburg.

Ausdrücklich nahm er den Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, in Schutz. Müller setze die konsequente Linie der Glaubenskongregation gegen Missbrauchsfälle in aller Welt fort, die seit dem Pontifikat von Papst Benedikt XVI. praktiziert werde. Insgesamt seien schon mehr als 2.000 Priester wegen sexuellen Missbrauchs aus dem Amt entlassen worden, betonte Ackermann. Unter Beifall des Publikums war Müller von Teilnehmern des Podiums in Abwesenheit kritisiert worden, weil er sich als Regensburger Bischof mit der Verfolgung von Missbrauchtätern schwergetan habe.

Bei derselben Veranstaltung forderte Jesuitenpater Klaus Mertes eine Ausweitung des Präventionsgedankens. Die kirchliche Sprachlosigkeit in Sachen Sexualität müsse überwunden werden. Auch müssten rechtsfreie Räume unter den Jugendlichen durchbrochen werden, damit keine «black boxes» entstünden, in denen sexuelle Gewalt unter Minderjährigen geduldet werde.

Der Sprecher der Opfer-Vereinigung «Eckiger Tisch», Matthias Katsch, forderte die deutschen Bischöfe auf, endlich mit den Missbrauchsopfern in einen «strukturierten Dialog» einzutreten. Einzelbegegnungen reichten nicht aus. Ackermann sagte zu, diese Anregung aufzunehmen.

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Foto Bischof Ackermann (c) Bistum Trier


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