Sudan: Hochschwangerer Christin droht Hinrichtung nach Geburt

16. Mai 2014 in Weltkirche


Gesellschaft für bedrohte Völker fordert: Die Bundeskanzlerin soll sich für das Opfer einsetzen – Der 27-jährigen Ärztin (Mutter eines 20 Monate alten Sohnes) werden Abfall vom Islam und Ehebruch vorgeworfen.


Göttingen (kath.net/idea) Bundeskanzlerin Angela Merkel soll sich für eine hochschwangere Christin im Sudan einsetzen, die am 11. Mai in der Hauptstadt Khartum zum Tode verurteilt wurde. Dazu ruft die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) auf. Der 27-jährigen Ärztin – sie ist bereits Mutter eines 20 Monate alten Sohnes – werden Abfall vom Islam und Ehebruch vorgeworfen. „Meriam Yahia Ibrahim darf nicht sterben, nur weil es im Sudan immer weniger Glaubensfreiheit gibt und die Islamisierung des Landes vorangetrieben wird“, erklärte der Afrikareferent der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius, am 13. Mai.

Die seit Februar inhaftierte Christin soll nach der Entbindung zunächst 100 Peitschenhiebe erhalten und dann hingerichtet werden. Ein Verwandter hatte die Frau angezeigt. Sie wurde nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker im Gefängnis geschlagen. Außerdem habe man ihr und ihrem Sohn eine angemessene medizinische Betreuung verweigert.

Zwar hatten drei Zeugen in einer Anhörung vor Gericht erklärt, dass die Angeklagte in einer christlichen Familie aufgewachsen sei, doch das genügte den Richtern nicht. Die Frau ist Tochter einer orthodoxen Christin aus Äthiopien und eines muslimischen Sudanesen. Ihr Vater verschwand, als sie sechs Jahre alt war.

Im Jahr 2012 heiratete sie den christlichen Südsudanesen und US-Staatsbürger Daniel Wani. Doch nach islamischem Recht gehört die Frau als Tochter eines Muslims dem Islam an und gilt als nicht verheiratet, da eine Ehe zwischen einer Muslimin und einem Nicht-Muslim offiziell nicht anerkannt wird.

Da sie bereits ein Kind zur Welt gebracht hat, wurde sie nun auch wegen des vermeintlichen Ehebruchs verurteilt. Der Fall mache deutlich, wie schwierig die Lage vieler Christen im Sudan geworden sei, so die Menschenrechtsorganisation.

Seit der Ausrufung eines unabhängigen Staates Südsudan im Juli 2011 verstärke der Sudan die Islamisierung. Aus dem Südsudan stammende Christen, die während des 37 Jahre dauernden Krieges zwischen Nordund Südsudanesen in Khartum Zuflucht gesucht hätten, würden nun gedrängt, in den überwiegend christlichen Südsudan überzusiedeln.

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