Evangelischer Profilverlust wegen ethischer Vielstimmigkeit

11. April 2014 in Deutschland


Innerevangelische Diskussion: Kirchliche Sammlung kritisiert Anpassung an den Zeitgeist– Vorsitzender Rüß zitiert Kurienkardinal Koch: „Wir wären in der Ökumene weiter, wenn die lutherische Kirche wirklich lutherisch wäre.“


Henstedt-Ulzburg (kath.net/idea) Der evangelischen Kirche mangelt es an Mut, das Evangelium in die Welt zu tragen. Sie passt sich zu sehr den Mehrheitsströmungen des Zeitgeistes an und pflegt ein provinzielles Kirchenverständnis, das der Ökumene hinderlich ist. Diese Kritik übte der Vorsitzende der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), auf der Frühjahrstagung dieser theologisch konservativen Vereinigung am 5. April in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg. Was Gott der Welt an Erlösung und Heil durch Christus geschenkt habe, werde viel zu wenig wahrgenommen. Stattdessen seien ständig Bekenntnisse zu mehr Gerechtigkeit und Veränderung der Gesellschaft zu hören. Rüß: „Die Kirche ist aber keine sozial-ökologische Partei.“ Nach seinem Eindruck hat „die Rechtfertigung vor der Mehrheit der Leute und den Medien anscheinend Vorrang vor der Rechtfertigung vor Gott“.

Zu viel „Landeskirchentümelei“

Rüß beklagte ferner in seinem Bericht, dass im Protestantismus die gesamte Kirche Jesu Christi zu wenig im Blick sei. Man beschränke sich auf die Ortsgemeinde und eine „Landeskirchentümelei“. Das werde aber nicht dem Wesen der Kirche gerecht, wie sie in der lutherischen Bekenntnisschrift, dem Augsburger Bekenntnis von 1530, beschrieben werde.

Rüß zitierte in diesem Zusammenhang den Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch (Vatikanstadt): „Wir wären in der Ökumene weiter, wenn die lutherische Kirche wirklich lutherisch wäre.“

Laut Rüß muss sich die Ökumene verstärkt der Frage nach der Wahrheit in Glaubensfragen stellen. Er bedauerte ferner, dass die evangelische Kirche die Übereinstimmung mit der katholischen in biblisch-ethischen Grundfragen verlassen habe. Die Anpassung an den Zeitgeist und die ethische Vielstimmigkeit nehme ihr das Profil.


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