Eine ökonomische Theorie der Ehe

5. April 2014 in Familie


Der Mannheimer Volkswirt Roland Vaubel nennt vier ökonomische Argumente für die Ehe und stellt wirtschaftliche und politologische Überlegungen zu Monogamie und Polygamie an.


Würzburg/Mannheim (kath.net/jg)
Vier ökonomische Gründe für die Ehe präsentiert Roland Vaubel, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, in seinem Artikel auf dem Blog Wirtschaftliche Freiheit an. Die angeführten Argumente sind mit einer guten Prise Humor gewürzt.

Erstens seien Mann und Frau „komplementäre Produktionsfaktoren“ für die Geburt von Kindern, schreibt Vaubel in schönster volkswirtschaftlicher Fachterminologie. Eine Besonderheit: Keiner der beiden „Produktionsfaktoren“ sei ersetzbar.

Ein weiteres ökonomisches Argument für die Ehe seien die gegenseitigen „positiven externen Effekte“. Die Ehepartner machten einander Freude. Als Beispiele führt Vaubel unter anderem die Liebe im engeren und weiteren Sinne und das Prestige („der Partner zu Repräsentationszwecken“) an.

Vorteile die durch Arbeitsteilung entstehen sind das dritte ökonomische Argument, das Vaubel anführt. Sie seien umso größer, je verschiedener die Partner seien. Durch die industrielle Revolution hätten die Vorteile allerdings stark abgenommen, da Haushaltsgeräte immer mehr Aufgaben der traditionellen Hausfrauentätigkeiten übernehmen würden. Die Hausfrau sei dadurch „substituierbar“ geworden. Die Emanzipation der Frau in den letzten Jahrzehnten sei auch als „defensive Anbieterreaktion“ zu verstehen, die aus dem „wachsenden Wettbewerbsdruck“ entstanden sei. Je geringer die Spezialisierungsmöglichkeiten in einer Organisation seien, desto geringer sei der Zusammenhalt. Daraus ließe sich die hohen Scheidungsraten erklären, schreibt Vaubel.

Viertens diene die Ehe der „Realisierung sozialer Skalenerträge“. Damit sei gemeint, dass das zusätzliche Familienmitglied mehr wert sei als es koste. Das werde zum Beispiel bei der gemeinsamen Nutzung von Wohnräumen, Haushaltsgeräten und dem Auto sichtbar. Wie bei jedem Klub nehme jedoch die Belästigung („Rivalität“ in der volkswirtschaftlichen Fachterminologie) mit der Zahl der Klubmitglieder zu. Aus den im zweiten Argument angeführten „positiven externen Effekten“ würden bald negative.

Den zweiten Teil seines Artikels widmet Vaubel der ökonomischen Begründung der Monogamie. Polygamie trete vor allem in Form der Vielweiberei auf. Frauen seien daher – rein ökonomische betrachtet – nicht an der Monogamie interessiert, weil das die „Nachfrage“ der Männer nach Frauen reduzieren würde. Da sich vor allem besser verdienende Männer mehrere Frauen leisten könnten, seien es die schlechter verdienenden Männer, die für die Monogamie eintreten würden. Sie wollten nicht, dass die besser verdienenden Männer ihnen die Frauen wegnehmen. Die Demokratie habe den schlechter verdienenden Männern mehr politische Mitsprache gegeben, wodurch diese die Monogamie durchsetzen konnten. Dies sei zuerst in den Demokratien des antiken Griechenland und der römischen Republik geschehen.

Der Zölibat habe die soziale Mobilität erhöht. Da die Priester keine Nachkommen hatten, musste die Kirche ihr Personal von außen holen. Auch wenn viele hohe Positionen mit Angehörigen adeliger Familien besetzt worden seien, habe die Kirche auch einfachen Menschen echte Aufstiegschancen geboten. Das habe als soziales Ventil gedient und zum inneren Frieden beigetragen, schreibt der Ökonom.

Die Vielweiberei hingegen habe den gegenteiligen Effekt. Die Ungleichheit zwischen den Männern betreffe dann auch die Fortpflanzungsmöglichkeiten und löse starke soziale Spannungen aus. Die Reichen könnten ihre privilegierte Position oft nur durch drakonische Maßnahmen schützen, was für die Entwicklung der Zivilisation schädlich sei.


Link zum Artikel von Roland Vaubel


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