Angstfrei diskutieren

23. Jänner 2014 in Kommentar


Man hat in der Kirche offensichtlich immer noch Angst. Wovor eigentlich? Achja, man hat AnKst vor Männern mit langen ZöliBärten. Ein Gastkommentar von Peter Winnemöller


Essen (kath.net/katholon Blog ) Der Bischof von Essen und deutsche Militärbischof Overbeck hat in Christ und Welt dazu aufgerufen, man möge doch mal angstfrei über den Zölibat reden.

Auch wenn ich mit fremden Bischöfen eigentlich keine Verträge habe, da ich nur auf westfälische Erzbischöfe höre, die auch Rationaleträger sind, nehme ich die Einladung trotzdem mal an.

Es geht ja nicht um Abschaffung des Zölibats, das will ich dem Bischof auch gar nicht unterstellen. Es geht ja nur um angstfreies offenes Reden darüber.

Also sei hier ausdrücklich mal eine spekulative These angenommen.

Nur mal angenommen, wirklich rein spekulativ, der Papst würde morgen den Zölibat für Diözesanpriester freistellen.

Das würde bedeuten, jeder Priesteramtskandidat, der noch kein Diakon ist, könnte vor der Weihe heiraten.

Diejenigen, die jetzt in den Seminaren sind, würden vermutlich erheblich verunsichert, weil sie ja gerade seit Jahren dabei sind, sich die Frauen aus dem Kopf zu schlagen. Für viele ist das ein harter Kampf, den sie um des geistlichen Zieles willen auf sich genommen haben. Und jetzt das …
Vielleicht würden einige ganz aussteigen oder erst einmal Auszeiten nehmen. Weihekandidaten würden zumindeste Teilweise die Weihe verschieben, weil ja (Ehe-)Frauen auch nicht auf Bäumen wachsen. Da muß man erst mal eine finden. Und dann müßte sie noch bereit sein Priesterfrau zu werden. Bei der Weihe eines verheirateten muß die Ehefrau zustimmen.

Der kurzfristige Effekt wäre jedenfalls ein spürbarer Einbruch der Weihezahlen.

Mittelfristig könnte es sich erst mal wieder etwas nivellieren, da ja einige zurückgestellte inzwischen die Frau fürs Leben gefunden haben könnten. (Bleibt übrigens noch die Frage, wovon sie in der Zwischenzeit gelebt haben. Diplomtheologen sind nicht gerade so monstermäßig gesucht.)

Neu einsteigende Priesteramtskandidaten, die unter den neuen Bedingungen einsteigen würden, wären in der klassischen Form – 5 Jahre Studium und leben im Konvikt – so einfach nicht mehr zu halten. Die Freundin und künftige Priesterfrau würde sich herzliche bedanken, wenn der Freund oft bis zu 3 gemeinsame Wochenenden im Monat im Konvikt verbringen muß.

Die geistliche Ausbildung müßte die künftige Ehefrau zumindest partiell mit einbeziehen. Auch das ist kein triviales Problem.

Gleichzeitig gäbe es aber immer noch die Zölibatären, die dem klassischen Weg folgen. Diese würde es weiter geben und es wäre auch dies nicht ganz ohne, denn nur diese wären ja die potentiellen Bischöfe.
Mithin hätte man ein Zweiklassenpriestertum, was ganz sicher nicht ohne Reibungsverluste bliebe.

Last not least würden eine ganze Reihe älterer Herren auf der Matte stehen und sich als viri probati bewerben. So richtig attraktiv ist das auch nicht, denn das wäre dann noch eine dritte Priesterklasse.

Das Ende der Geschichte wäre vermutlich eine Entwicklung wie in der EKD: Dramatisch sinkende Zahlen.

Man kann es auch bei Pastoral- und Gemeindereferenten sehen. Es gibt nicht gerade einen Run auf diese Berufe, obwohl die Absolventen ihre Stellen im Grunde sicher haben.

Neu wäre dann der geschiedene wiederverheiratete Pfarrer, der im Grunde sofort außer Dienst zu stellen wäre. Und was dann?

Fazit:

Laßt uns ankstfrei darüber reden.

Aber bitte laßt uns realistisch bleiben.

Für ein vermeintlich gelöstes Problem holt man sich die neuen Probleme gleich im Dutzend ins Haus.

Sexy ist das nicht …


Interessante Werbung von Coca-Cola greift das Thema "Zölibat" als positives Werbethema auf:



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