Meisner findet Interview-Verkündigung des Papstes problematisch

24. Dezember 2013 in Weltkirche


Dabei blieben doch manche Fragen offen, die für den Unkundigen eigentlich weiter ausformuliert werden müssten. Dies habe er Franziskus bei seinem jüngsten Besuch freimütig sagen können.


Köln (kath.net/KNA) Der Kölner Kardinal Joachim Meisner findet die Verkündigung von Papst Franziskus in Form von Interviews problematisch. Dabei blieben doch manche Fragen offen, die für den Unkundigen eigentlich weiter ausformuliert werden müssten, sagte der Erzbischof am Dienstag im Interview des Deutschlandfunks. Dies habe er Franziskus bei seinem jüngsten Besuch freimütig sagen können.

Als Beispiel für Missverständnisse nannte der Kardinal den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Wenn der Papst in diesem Zusammenhang von Barmherzigkeit spreche, werde dies in Deutschland immer als Ersatz für alle möglichen Fehlleistungen des Menschen gedeutet. Barmherzigkeit müsse aber identisch sein mit der Wahrheit. Die von Christus vorgegebene Unauflöslichkeit der Ehe sei normativ. Wiederverheiratete Geschiedene sind nach kirchlicher Lehre vom Empfang der Kommunion ausgeschlossen. Verschiedene Bischöfe plädieren aber für Barmherzigkeit und wollen in Einzelfällen den Kommunionempfang zulassen.

Wenn theologische Fragen offenblieben, dann muss diese laut Meisner die Römische Glaubenskongregation detailliert klären. Nach der Ordnung der Kurie stehe diese Kongregation an erster Stelle. Den Präfekten, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, könne man nicht als einen Privatmann deklarieren, nur weil er einmal Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz war. Müller besteht auf den Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von der Kommunion.

Meisner äußerte sich auch zu den Ergebnissen einer vom Papst initiierten Umfrage, wonach die meisten Katholiken die kirchliche Lehre zur Sexualität nicht teilen. Der Kardinal schloss aus, deshalb die Lehre zu verändern. Die Kirche habe sich dem Wort Gottes anzupassen und nicht der Meinung der Menschen. Allerdings müsse die Kirche die Ansichten der Menschen kennen, um dann das Wort Gottes entsprechend zu verkünden. «Anpassen ist keine Kategorie des Evangeliums», so der Kölner Erzbischof.

Meisner verwies in diesem Zusammenhang auf die evangelische Kirche. Mit ihrem Familienpapier, das auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften würdigt, habe sie eine totale Anpassung an den Zeitgeist in Fragen der Sexualität vollzogen. Die Protestanten seien freilich noch stärker von Austritten betroffen als die katholische. «Dieser Exodus kann nicht an der Frage der Sexualität liegen», so der Kardinal. Meisner wird am ersten Weihnachtstag 80 Jahre alt; er rechnet mit seiner Emeritierung bis spätestens Februar.

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