'Wir wollen diesen Bischof nicht'

19. Dezember 2013 in Kommentar


Das Lügen sei für sie gar nicht so schlimm, schließlich habe „man“ den Bischof da in eine Falle rennen lassen, so erzählen Limburger Bürger. Von Monika Metternich (VATICAN magazin)


Limburg (kath.net/VATICAN magazin) Entzückende, winzige Gässchen. Buntes, wohlsaniertes Mittelalter. Steiles Kopfsteinpflaster. Bezaubernd und beklemmend, bedrückende Enge, die erst ganz oben am Domberg mit dem offenen Blick auf den achthundertjährigen Dom weicht. Den vieldiskutierten „Protzbau“ habe ich in seinem Schatten erst mal glatt übersehen.

Ich spreche Leute an, den „Mann (und die Frau) auf der Straße“. Jeder sagt mir, dass Tebartz-van Elst (Foto) leider einfach nie nach Limburg gepasst habe. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger habe er nie die Nähe zu „de Leut” gesucht, sei nicht ganz normal mit seinen Schäfchen auch mal ein Viertele schlotzen gegangen, habe sich nie im Gasthaus „einfach so“ dazugesetzt, sei nie grüßend auf dem Radel durch die engen Gassen gesaust, habe sich nicht ins Sammeltaxi gequetscht und beim Friseurladen nebenan die Haare schneiden lassen, verbunden mit einem kleinen Schwatz. So war aber Kamphaus, der Überbischof. Was er kirchlich gemacht oder versäumt hat, interessiert „die Leut“ nicht. Sie liebten ihn, weil er ihnen so nah war. Nicht etwa seine Armut war es, die die Limburger an Kamphaus so geschätzt, ja, geliebt haben – am Limburger Domberg ist man überwiegend wohlhabend – sondern seine Menschennähe, die völlige Absenz von arroganten „Herrscherallüren“. Tebartz-van Elst sei typmäßig ganz anders, zurückhaltend und zuweilen ehrenkäsig, was gerade im Gegensatz zu Kamphaus als „hochmütig“ bezeichnet wird. Das ist es, was die Limburger an ihm nicht mögen. „Er kann ja nichts dafür, wie er ist, aber hier passt er nicht hin.“

Das Lügen sei für sie gar nicht so schlimm, schließlich habe „man“ den Bischof da in eine Falle rennen lassen. In die er – genau wie in alle Fallen, von denen man mir bereitwillig berichtet und die noch gar nicht medial erzählt wurden – reingetappt sei. Eigentlich sprechen sie sogar ganz nett von ihm. Sie sind stolz wie Bolle auf das Ensemble am Domberg, das tausende von Touristen in dieses unglaublich verschnarchte Nest lockt. Schließlich ist es kein bisschen protzig, sondern ein architektonisches Meisterwerk, ein Puppenhausensemble, passend zur Altstadt, mit einem Bauhausakzent darin, der ein paar Quadratmeter Licht in die klaustrophobische Niedlichkeit zu bringen vermag. Auf kleinstem Raum. „Aus dem wär en gude Architekt geworn“.

Die Limburger sind nicht dumm – dass die Grundsanierung abrissreifer Häuser teuer ist, wissen die Lehrer, Professoren, Journalisten, Architekten und sonstigen Großbürger, die sich in diesem beschaulich-entzückenden Luxuskleinklein niedergelassen haben, selbst nur zu gut.

„Ja, aber was ist denn dann das Problem?“ fragte ich zunehmend verzweifelt. „Dass wir diesen Bischof nicht haben wollen. Wir wollen einen, der zu uns passt.“ Es ist allen klar, dass sich auf diese Grunddisposition sehr verschiedene Agenden „draufgesattelt“ haben – die einen, weil sie noch ein persönliches Huhn mit dem Bischof zu rupfen haben, die anderen, weil sie eine „andere Kirche” wollen, die Dritten aus synodaler Wichtigkeit. Manches davon befremdet auch den normalen Limburger, sagen sie. Aber alles wird gutgeheißen, was dazu dient, diesen Bischof loszuwerden, der gern woanders anfangen soll, wo er besser hinpasst, weil er an sich „ja en gude Kerl ist“, nur eben bittschön nicht in Limburg, wo man alles gern so hat wie früher.

Der Grundton ist einfach: „Wir wollen diesen Bischof nicht.“ Und zwar völlig egal, was der Papst, was Gerichte oder Kommissionen dazu sagen oder ob der Bischof fortan in einer Felsenhöhle zu wohnen verspricht, im Büßergewand um den Domberg zieht und sich geißelt. Darum geht‘s einfach nicht. Die Limburger wollen einen wie Kamphaus wieder. Wer ihnen wie oder aufgrund welcher Agenda dabei hilft, das durchzusetzen, ist ihnen völlig egal.

Meine Frage, was denn geschehe, wenn der Papst den Bischof vielleicht doch in Limburg belasse, erntet völliges Unverständnis: „Aber das passiert nicht!“ Nur mal angenommen… „Dann treten hier eben alle aus der Kirche aus.“

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Foto Bischof Tebartz-van Elst (c) Bistum Limburg


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