Diözese Graz oder wie man die Vatikanumfrage ins Absurdum führt

30. November 2013 in Österreich


Die Diözese Graz-Seckau hat den Fragebogen für die Synode zu Familie umgeschrieben und online gestellt und lädt alle ein, mitzumachen: Weder ein Wohnsitz in Graz-Seckau noch eine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ist notwendig


Graz (kath.net/jg)
Die Diözese Graz-Seckau hat den Fragebogen des Vorbereitungsdokuments für die Bischofssynode über Familie und Evangelisierung
im Internet veröffentlicht.
Jeder kann an der Umfrage teilnehmen. Das gilt auch für Personen, die nicht in der Diözese Graz-Seckau ihren Wohnsitz haben. Sie müssen auch nicht der katholischen Kirche angehören.

Das Familienreferat und das Pastoralamt haben den Fragebogen umgearbeitet, damit die Fragen „leicht verständlich und einfach zu beantworten sind“, wie im Begleittext zu lesen ist. Die Fragen aus dem Vatikan seien „für viele von uns ungewohnt formuliert“, heißt es. Der überarbeitete Fragebogen wird auch der Kirchenzeitung der Diözese, dem „Sonntagsblatt“ beigelegt. Neben dem neuen Fragebogen ist auch der Originalfragebogen aus dem Vorbereitungsdokument auf der Internetpräsenz der Diözese zu finden. Dieser ist in erster Linie für Gremien wie Pfarrgemeinde- oder Dekanatsräte gedacht. Es sind aber auch interessierte Einzelpersonen eingeladen, an dieser Umfrage teilzunehmen. Beide Fragebögen können direkt auf der Internetseite der Diözese beantwortet werden.

Die Ergebnisse werden an den Vatikan weiter geleitet. Sie sollen auch Grundlage für die zukünftige Familienpastoral der Diözese Graz-Seckau sein. Diese soll „überarbeitet und auf die Bedürfnisse der Steirer und ihre Lebenssituation zugeschnitten werden“, heißt es im Begleittext.

Der Originalfragebogen setzt die Lehre der Kirche als bekannt voraus und fragt, inwieweit diese unter den Gläubigen aber auch den Nichtkatholiken bekannt ist, akzeptiert und gelebt wird. Einige Fragen sind auch der Weitergabe der kirchlichen Position zu diesen Fragen gewidmet. Die Lehre der Enzyklika „Humanae vitae“ wird konkret in einigen Frage behandelt. Weitere Fragen beziehen sich auf die aktuelle Pastoral: „Wie wird die Lehre der Kirche im Kontext der Pastoralprogramme auf nationaler, diözesaner und Pfarreiebene verbreitet? Wie sieht die Katechese über die Familie aus?“ Dann werden die Ehevorbereitung und das Verständnis der Familie als Hauskirche behandelt. Die Situation von Menschen, die in „irregulären Situationen“ leben wird in mehreren Punkten abgefragt. Neben statistischen Fragen wird auch der Umgang der Personen mit den Konsequenzen ihrer Situation (beispielsweise hinsichtlich Sakramentenempfang) behandelt: „Sind sie sich dessen bewusst? Zeigen sie sich gleichgültig?“

Der umgearbeitete Fragebogen möchte hingegen die Meinung der Menschen direkt erfassen. Im Einleitungstext wird darauf hingewiesen, dass es keine „richtigen“ und „falschen“ Antworten gibt. Die Fragen selbst sind ganz anders formuliert als im Original. Die Lehre der Kirche wird nicht als bekannt vorausgesetzt, da sich der Fragebogen bewusst auch an Nichtkatholiken richtet.

Zur Frage „Was bedeutet Familie?“ gibt es sieben Antwortmöglichkeiten. Zum Eheverständnis gibt es drei Möglichkeiten, von denen nur eine der katholischen Lehre entspricht. Die Frage ob (zivilrechtlich) wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zugelassen werden sollten, wird offen gestellt. Es gibt zwei Antworten: Ja und Nein. In gleicher Weise wird das Thema Verhütungsmittel abgefragt. „Sollte Ihrer Meinung nach die Verwendung von hormonellen Methoden der Empfängnisverhütung oder Kondomen (von der Kirche, Anm.) akzeptiert werden?“

Der Fragebogen widmet homosexuellen Lebensgemeinschaften eine ganze Reihe von Fragen, mit denen wiederum die Meinung der Ausfüllenden zur Lehre der Kirche ermittelt werden soll. Den Abschluss bilden Fragen zum Glaubensleben in der Familie.

Abschließend werden noch einige persönliche Daten wie Alter, Geschlecht und Religionszugehörigkeit erhoben. Die Teilnehmer an der Erhebung bleiben anonym.


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