Ist der Mensch Geschöpf oder Designer seiner selbst?

28. November 2013 in Weltkirche


"Vorhof der Völker": Experten diskutieren über das Verhältnis von Medizin und Theologie


Berlin (kath.net/idea)Ist der Mensch Gottes Geschöpf oder Designer seiner selbst? Über diese Frage diskutierten Experten am 27. November im Berliner Krankenhaus Charité bei der Veranstaltung „Vorhof der Völker“. Sie wird von der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, dem Erzbistum Berlin und dem Päpstlichen Rat für die Kultur veranstaltet. Die Professorin am Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin in Münster, Bettina Schöne-Seifert, äußerte sich zu Versuchen des Menschen, sich selbst zu optimieren. So nähmen Schönheitsoperationen weltweit zu. Allerdings sei es schwer, zwischen sinnvollen und fragwürdigen Operationen zu unterscheiden. Als wünschenswert nannte es Schöne-Seifert, durch Optimierungen Alterserscheinungen des Menschen zu mildern.

Theologe: Risiken der Selbstoptimierung sind zu hoch

Nach den Worten des Biologen und Theologieprofessors Ulrich Lüke (Aachen) überfordert sich der Mensch, wenn er sich selbst verbessern will. Allerdings nähmen die medizinischen Möglichkeiten zu, den Menschen zu verändern. Die Abschätzung der Risiken führe jedoch zu einem vernichtenden Urteil. Wissenschaftler brauchten moralische Integrität und dürften sich nicht vor den Karren wirtschaftlicher Interessen spannen lassen. Deshalb sei die Orientierung am christlichen Menschenbild nötig. Der Professor für Kulturgeschichte, Thomas Macho (Berlin), sagte, das Reich der Unfreiheit beginne dort, wo man künftige Generationen verändere und verbessere, ohne gefragt zu haben, ob sie das wollen. Dies gelte es zu verhindern.

Philosoph: Erfindungen bergen Gefahr des Missbrauchs in sich

Der Professor für Praktische Philosophie, Volker Gerhardt (Berlin), vertrat die Ansicht, dass Erfindungen immer die Gefahr des Missbrauchs der Freiheit und unerwünschte Nebenwirkungen mit sich brächten. Man sperre jedoch auch Autobauer nicht ins Gefängnis, obwohl Millionen Menschen durch den Autoverkehr ums Leben gekommen sind. Es sei zu einfach, wenn man meine, Entwicklungen verbieten zu können. Gerhardt: „Es wird viel mehr gemacht werden als wir es uns vorstellen können.“ Mit den Mitteln des Rechts könnten dem jedoch Grenzen gesetzt werden. Zudem erwüchsen aus dem Glauben oft Mut und Kraft, um Einspruch zu erheben.


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