Freiburger Memorandisten attackieren Glaubenspräfekten Müller

25. November 2013 in Deutschland


Wir „bedauern... die Äußerungen des Präfekten der Glaubenskongregation“ - Zollitsch wird ohne Ende gelobt - Zollitsch-Sprecher Eberle war Teilnehmer bei Treffen der Anti-Rom-Gruppierung


Freiburg (kath.net) "Wir „bedauern... die Äußerungen des Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof G. Müller im L‘Osservatore Romano vom 13.11.2013. Weder Inhalt noch Form seiner Intervention entsprechen einem dialogischen und communialen Verständnis von Kirche in der Welt von heute, wie es das II. Vat. Konzil vorgezeichnet hat.“ Dies behauptet die unter den Namen "Freiburger Memorandumspriester“ bekannt gewordenen Gruppe von ungehorsamen Priestern und Diakonen in einer Erklärung. Das Schreiben der Freiburger Memorandumspriester kursiert offenbar gerade in der Erzdiözese Freiburg. Die Erklärung ist bisher nicht öffentlich zugänglich, liegt kath.net aber vor (Screenshot siehe unten).

In der aktuellen Stellungnahme geht es um die derzeitige Diskussion über die Frage der Sakramentenzulassung für Kirchenmitglieder, die nach einer Scheidung zivilrechtlich eine neue Ehe eingegangen sind, deren sakramental gültige Ehe aber nicht annuliert wurde.

Die umstrittene Gruppe lobt Erzbischof Zollitsch ohne Einschränkung: „Wir Initiatoren (Memorandum-Priester-und-Diakone-Erzdiözese-Freiburg) begrüßen diese Handreichung ausdrücklich. Unserem Bischof R. Zollitsch, der sich in den diözesanen Gremien, in der Freiburger Diözesanversammlung und auch in den Gesprächen mit uns Initiatoren eindeutig für eine Veränderung des seelsorglichen Umgangs mit den wiederverheiratet Geschiedenen ausgesprochen hat, sei hierfür ausdrücklich gedankt. Der eingeschlagene Weg einer integrierenden Pastoral muss unbedingt und mutig weitergegangen und die vorliegende Handreichung in diesem Sinn umgesetzt und auch weiterentwickelt werden.“ (Hervorhebung durch kath.net).

Eigens wird betont, dass „viele Betroffene sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger“ die Handreichung des Freiburger Seelsorgeamtes „als ein ermutigendes Zeichen und mit Erleichterung aufgenommen“ haben, damit die Handreichung „ein erster wichtiger Schritt“ „im Sinn einer evangeliumsgemäß barmherzigen und menschenfreundlichen Pastoral“. Sie müsse weiterentwickelt werden, „es besteht weder für uns Seelsorger und Seelsorgerinnen noch für die Betroffenen selbst oder unsere Gemeinden Grund, hinter die theologischen, pastoralen und kirchenrechtlichen Perspektiven dieser Handreichung zurückzugehen“.

In diesem Schreiben beanspruchen die Freiburger Memorandumspriester und -diakone für ihre Positionen auch Aussagen von Papst Benedikt XVI.: „Wir bitten daher unseren Erzbischof und alle deutschen Bischöfe, mit Entschiedenheit dem Anliegen weiterhin Rechnung zu tragen, das Papst Benedikt XVI. beim VII. Weltfamilientreffen in Mailand 2012 äußerte, als er den Geschiedenen in seiner Predigt zurief: ‚Ich ermutige euch, mit euern Gemeinden verbunden zu bleiben, und wünsche mir zugleich, dass die Diözesen geeignete Initiativen ergreifen, um euch aufzunehmen und Nähe zu vermitteln‘.“

Das Schreiben trägt das Datum vom „21. November 2013“. Bereits im Juni hatte gemäß Auskunft auf der Homepage der Gruppe ein Treffen in Offenburg stattgefunden. Von den insgesamt 1390 Priestern, Ordenspriestern und ständigen Diakonen des Erzbistums Freiburg (Stand Ende 2011, Quelle: Annuario Pontificio 2013) war dieses Treffen gerade mal 38 Menschen wichtig genug gewesen, um persönlich zu erscheinen. Die Initiatoren bemüßigten sich deshalb zu der Erläuterung: „Viele Kollegen bekundeten ihr großes Interesse, auch wenn Sie an diesem Tag nicht teilnehmen.“ [Anm: Die Mängel in Grammatik und Orthographie entsprechen dem Originaltext] Unter den wenigen Teilnehmern waren Personen, die auf Diözesanebene Mitverantwortung tragen, spürbar stark vertreten, wie die Initiatoren feststellten: „Unter den 38 Teilnehmern waren auch Mitglieder des Priesterrats, darunter die Domkapitulare Peter Kohl und Andreas Möhrle sowie Pressesprecher Robert Eberle“.

Diese Gruppe reformorientierter Kleriker macht nicht zum ersten Mal mit Unterschriftenaktionen und Stellungnahmen auf ihre privaten Vorstellungen zur Lösung innerkirchlicher Problemfelder auf sich aufmerksam.

Hintergrund:

Für das Erzbistum Freiburg hatte ausgerechnet das erzbischöfliche Seelsorgeamt eine „Handreichung“ veröffentlicht, die Vorschläge beschreibt, wie nach einer zivilrechtlichen Scheidung standesamtlich in einer zweiten Ehe lebenden Katholiken ohne kirchliche Annullierung der ersten Ehe, aber mit kirchlicher Erlaubnis beichten und zur Kommunion gehen können. Der apostolische Administrator von Freiburg, Erzbischof Robert Zollitsch, hatte die Handreichung zunächst als „vorläufigen Impuls“ kleingeredet. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, forderte daraufhin ausdrücklich dazu auf, das Papier zurückzunehmen, kath.net hat berichtet. Daraufhin stellte Zollitsch auf der Versammlung des Diözesanrates mit einer „klaren Botschaft“ fest, wie das „Konradsblatt“ berichtete, „dass es in Sachen Handreichung nichts zurückzunehmen gibt. Die Freiburger Initiative verstehe sich als Beitrag zur derzeit laufenden Diskussion über dieses Thema“.

Die Handreichung war weltkirchlich stark diskutiert worden. Selbst kirchliche Verantwortliche, die ansonsten ebenfalls für eine Lockerung der Vorschriften von zivilrechtlich in zweiter Ehe lebenden Katholiken plädieren, kritisierten den Alleingang des Erzbistums Freiburg mit dem Hinweis, dass für diese Problematik nicht eine regionale Teillösung, sondern eine weltkirchlich tragende Lösung gefunden werden müsse. Zur Auseinandersetzung mit dem Problem der Pastoral für wiederverheiratete Geschiedene wurde für 2014 eine Bischofssynode angesetzt, derzeit laufen weltweit die Erhebungen im Zuge einer vatikanischen Umfrage.

Die Erklärung der Memorandumspriester und -diakone zur Freiburger Handreichung




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