Frankfurter Stadtdekan zu Eltz: 'Ich weiß, das ist nicht sexy'

14. November 2013 in Deutschland


Frankfurter Katholiken drohen mit Kirchenaustritten: Johannes zu Eltz, Stadtdekan in Frankfurt und Tebartz-van Elst-Gegenspieler, kündigt Buchhandlung mit theologischem Schwerpunkt, um höhere Mieteinnahmen durch Einrichtungskette zu ermöglichen


Frankfurt (kath.net) „Ich finde meine eigene Entscheidung furchtbar.“ Dies sagte der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz (Foto) über seine Entscheidung, den Mietvertrag mit der „Carolus-Buchhandlung“ wegen zu geringer Mietzahlungen nicht zu verlängern, wie die „Frankfurter Rundschau“ (FR) berichtete. Eigentümer der „Carolus-Buchhandlung“ ist der Herder-Verlag, deshalb betont die Buchhandlung den christlichen und theologischen Schwerpunkt sehr und führt auch christliche Devotionalien wie beispielsweise Rosenkränze. Zu Eltz sagte zwar über die Kündigung wörtlich, „ich weiß, das ist nicht sexy“, doch die Frankfurter Rundschau bemerkte dazu: „Aber als Vorsitzender des sechsköpfigen Gesamtverbands-Vorstandes hat er sie maßgeblich betrieben“, denn das Gebäude ist im Besitz des „Gesamtverbandes der Frankfurter Kirchengemeinden“, dessen Vorsitzender zu Eltz ist. Die Katholiken Frankfurts gehören dem Bistum Limburg an.

„Die Kirche als Kapitalist, der höhere Mieten einfordert“, diese Nachricht mache derzeit in Frankfurt die Runde, so die FR weiter. Seither habe „Stadtdekan Johannes zu Eltz keine ruhige Minute mehr. Eine Welle der Empörung schlägt über ihm zusammen. In Mails und Briefen kündigen Katholiken ihren Kirchenaustritt an.“ Und der Stadtdekan äußert: „Ich verstehe die Leute“.

Die Buchhandlung befindet sich bisher auf über 560 Quadratmetern Fläche in Erdgeschoß und erstem Stock im Gebäude Liebfrauenstraße 4, das hervorragenden sogenannten „1-A“-Lage zwischen Römer und Hauptwache. Im dritten und vierten Stock befinden sich die Büroräume des Vermieters, also des „Gesamtverbandes der Frankfurter Kirchengemeinden“. „Carolus“ hatte bisher 12,39 Euro Miete pro Quadratmeter bezahlt. Der Herder-Verlag war nach langen Verhandlungen mit zu Eltz offenbar bereit, auf „allenfalls 25 Euro“ zu erhöhen, wie der Stadtdekan erläuterte.

Ab 2016 werde „Butlers“ „42,25 Euro“ zahlen, sagte zu Eltz. „Das war längst nicht das höchste Angebot“, doch „Butlers“ sei seiner Einschätzung nach „eine ordentliche Sache“. Wie die „Frankfurter Rundschau“ recherchierte, zahlen in der A-Lage der unmittelbaren Umgebung „dem Vernehmen nach“ andere Gewerbemieter bis zu 140 Euro pro Quadratmeter, selbst „eine Spitzenmiete von 260 Euro wird genannt“.

In einem anderen Artikel beschreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ süffisant das Profil des neuen Mieters: „Einziehen wird nun die Wohnbedarfskette Butlers, die vierzig Euro Quadratmetermiete plus der fälligen Sanierung zahlen wird. Künftig also statt Büchern billige Möbel, Duftkerzen, Erlebnisboxen, Kochbücher, Steinherzen und Disney-Lizenz-Krimskrams.“

Zu Eltz zeigt sich aber betroffen von seiner eigenen Entscheidung, die für die Buchhandlung das Aus bedeuten kann. Denn die Chance, dass „Carolus“ in vergleichbarer Lage eine erschwingliche Fläche finden wird, ist denkbar klein. Gegenüber der „Frankfurter Rundschau“ stellte der Stadtdekan fest: „Wir brauchen einen Philanthropen, der für Carolus ein Haus anbietet“.

Doch wenn man zu Eltz richtig versteht, dann sponsert die katholische Kirche in Frankfurt ja weiterhin ein Geschäft. Wenn auch in Zukunft eine Einrichtungskette statt einer Buchhandlung mit theologischem Schwerpunkt. Inneneinrichtung scheint im Bistum Limburg derzeit ja sowieso ein wichtiges Thema zu sein…

Cartoon von Peter Esser




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