Zwischen «Tea Party» und «Merry Christmas»

10. November 2013 in Kommentar


Sarah Palin verteidigt das Weihnachtsfest in Bethlehem. Von Ronald Gerste (KNA)


Washington (kath.net/KNA) Der christliche Glaube in den USA sei «under attack», unter Beschuss, meint Sarah Palin. Dies gelte ganz besonders für die christlichsten aller Feiertage: Weihnachten. Tatsächlich ist es im politisch superkorrekten Amerika in den vergangenen Jahren üblich geworden, sehr neutral «Happy Holidays» und nicht traditionell «Merry Christmas» zu wünschen. Die Gurus der politischen Correctness meinen: Durch zu viel Christentum in der Grußformel oder bei der Schaufensterdeko könnten die Gefühle von Atheisten oder Muslimen verletzt werden.

Genug damit, fordert die republikanische Politikerin. Das Weihnachtsfest und die in den meisten westlichen Verfassungen verankerte Religionsfreiheit müssten endlich auch für jene Religion gelten, die über Jahrhunderte die Grundlage eben dieser Gesellschaften gewesen sei oder auch heute noch sei: das Christentum. Dessen Anhänger sieht Palin gewissermaßen als Gastgeber moderner multikultureller Gesellschaften. Deshalb solle gerade ihnen auch religiöse Toleranz zugutekommen, verlangt Palin in einer Streitschrift, die am Dienstag offiziell erscheint.

Die Ex-Gouverneurin von Alaska und Überraschungskandidatin für die Vizepräsidentschaft im Jahr 2008 hat in den USA eine treue Fanbasis, die weitgehend identisch ist mit der als «Tea Party» bezeichneten ultrakonservativen Strömung innerhalb der Republikanischen Partei. Nun hat Palin nach Reflexionen über Familienwerte und Glauben in den USA («America by Heart») und einer Art Autobiografie («Going Rogue») ein Buch verfasst, das mit dem sie Zugang zu einem Publikum jenseits des religiös-konservativen Segments sucht.

Mit «Good Tidings and Great Joy: Protecting the Heart of Christmas» (Glückliche Neuigkeiten: Wie die Kernbotschaft von Weihnachten beschützt werden kann) will Palin jene ansprechen, die Political Correctness als Meinungsdiktat empfinden und ihrer überdrüssig geworden sind.

Aus Palins Warte ist in den USA die strikte Trennung von Staat und Religion zu einem Fetisch geworden. Munition für ihre These bieten ihr Fälle wie der eines Schulbusfahrers in Minnesota, der vor wenigen Tagen entlassen wurde, weil er - im Nebenberuf Pastor - mit den Kindern gebetet hatte. Von ähnlichem Kaliber ist die derzeit vor dem Obersten US-Gerichtshof verhandelte Frage, ob der Brauch in der Kleinstadt Greece im Bundesstaat New York, Sitzungen des Stadtrats mit einem gemeinsamen Gebet zu beginnen, gegen die Verfassung verstößt.

Bereits vor seinem Erscheinen ist Palins Buch auf der Rangliste des Internetbuchhändlers Amazon gut platziert. Zum Thema «Weihnachten» ist es gar die Nummer Eins. Am Dienstag beginnt die Präsentationsreise. Die erste Station ihrer Verteidigung des Weihnachtsfestes könnte nicht symbolträchtiger gewählt sein: Bethlehem. Bethlehem im Bundesstaat Pennsylvania.

Kurz-Doku aus der Zeit ihrer Präsidentschaftskandidatur: "Sarah Palin - Die Hintergründe"


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