Weiter Streit um Leutheusser-Schnarrenberger beim Katholikentag

7. November 2013 in Deutschland


Die Vorbereitungsgruppe aus Direktoren katholischer Akademien und Weltanschauungsbeauftragten hält weiter an Veranstaltung mit der FDP-Politikerin und mit «Christ und Welt»-Redaktionsleiterin Christiane Florin als Moderatorin fest


Bonn (kath.net/KNA) Die Teilnahme von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) am kommenden deutschen Katholikentag in Regensburg ist weiter offen. Der Pressesprecher des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Theodor Bolzenius, bestätigte am Mittwoch einen Bericht des «Kölner Stadt-Anzeigers», dass die Vorbereitungsgruppe, bestehend aus Direktoren katholischer Akademien und Weltanschauungsbeauftragten, weiter an der Konzeption einer Veranstaltung mit der FDP-Politikerin und der Redaktionsleiterin der «Zeit»-Beilage «Christ und Welt», Christiane Florin, als Moderatorin festhalten wolle.

Anlass des Streits ist eine geplante Podiumsdiskussion zum Thema «Religion im öffentlichen Raum». Den religionsfreundlichen Part sollen bislang der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, sowie Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime in Deutschland übernehmen. Für die Gegenposition waren der Publizist Alan Posener und Leutheusser-Schnarrenberger vorgesehen. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte dazu ein kritisches Votum abgegeben, weil er befürchtet, dass das Podium zu einseitig mit kirchenkritischen Stimmen besetzt sei. Daraufhin schlug die zuständige Rednerkommission einen Verzicht auf Leutheusser-Schnarrenberger vor. An Stelle von Frau Florin solle als Moderatorin die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios Bettina Schausten eingeplant werden.

Dies führte zu einer kritischen Diskussion über die Ausrichtung des Katholikentags. Den Veranstaltern, dem ZdK und dem Bistum Regensburg, wurde Zensur vorgeworfen. Voderholzers «Voten» seien unmissverständlich darauf gerichtet gewesen, «kirchenfeindliche» Themen und Personen schon im Vorfeld aus dem Programm zu entfernen. Bolzenius betonte demgegenüber im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), es sei üblich, dass über die Besetzung von Podien in Abstimmungsprozessen auch kontrovers diskutiert werde. Es gebe aber keine grundsätzliche Ablehnung gegenüber Leutheusser-Schnarrenberger oder Florin. Auch ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper hatte am Wochenende erklärt, es gebe kein Veto von Bischof Voderholzer. Es sei «ein normaler Vorgang», dass alle Beteiligten in der Vorbereitungsphase Änderungsvorschläge einbringen könnten, über die dann diskutiert werde. «Es gibt keine 'personae non gratae'».

Laut «Stadt-Anzeiger» argumentiert die Vorbereitungsgruppe jetzt, zwar stehe Leutheusser-Schnarrenberger als Vertreterin der «Humanistischen Union» für kirchenkritisch-laizistische Positionen. Diese zu erfahren und zu debattieren, sei aber für die Kirche wichtig. Zudem fürchte die Gruppe, ihr Podium könnte kippen, wenn - wie vom Katholikentag gewünscht - ein weiterer «Pro-Religion-Vertreter» geladen würde und die Veranstaltung damit zu einseitig würde.

Leutheusser-Schnarrenberger wollte sich nach Angaben der Zeitung nicht zu der schwelenden Auseinandersetzung äußern. Es liege ihr bislang nicht einmal eine Einladung vor. Mit Blick auf Florin erklärte die Vorbereitungsgruppe laut Zeitung, sie sei kompetent und komme trotz gelegentlicher kritischer Artikel letztlich selbst aus dem Raum der Kirche.

Bolzenius kündigte gegenüber KNA an, dass sich die als Koordinationsstelle gedachte Rednerkommission für den Katholikentag in Kürze mit diesen und anderen Fragen beschäftigen werde. Er verwies zugleich auf das Recht von Katholikentagsleitung und gastgebendem Bistum, im Programm mit seinen Hunderten Veranstaltungen eigene Akzente zu setzen. Anders als beim Evangelischen Kirchentag könne kein Einzelveranstalter auf eigene Rechnung handeln, sondern nur «im Auftrag der Katholikentagsleitung».

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