Wissenschaftlich erwiesen: Pornographie macht süchtig

7. Oktober 2013 in Chronik


Junge Männer zeigen dieselben Hirnreaktionen wie Alkohol- und Drogensüchtige - Pornographie mache mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Internet-Inhalte aus - Jede vierte Suchanfrage habe mit Sex zu tun


Cambridge/London (kath.net/idea) Pornographie kann ebenso abhängig machen wie Rauschgift oder Alkohol. Das hat eine wissenschaftliche Studie der englischen Universität Cambridge ergeben. Die auf Suchtkrankheiten spezialisierte Neurowissenschaftlerin Valerie Voon hat Männer im Alter von 19 bis 34 Jahren untersucht, die sich dazu bekennen, zwanghaft Pornofilme anzuschauen. Aus eigener Kraft schafften sie es nicht, sich von ihrer Sucht zu befreien. Wenn Voon sie mit pornographischen Bildern konfrontierte, zeigte ihr Gehirn dieselben Reaktionen wie bei Alkoholkranken oder Drogensüchtigen. Wie die Zeitung Daily Mail (London) berichtet, wurden die Forschungsergebnisse kürzlich in der Fernsehdokumentation „Porn On the Brain“ (Porno im Gehirn) des britischen Privatsenders „Channel 4“ (Kanal 4) gezeigt.

Ex-Erotik-Herausgeber: „Buffet der Verderbtheit“

Moderator war der frühere Herausgeber des erotischen Männermagazins „Loaded“ (Geladen), Martin Daubney (London). Der 43-Jährige leitete die Publikation von 2003 bis 2010. Als ihm die Auswirkungen der Pornographie auf die junge Generation bewusst wurden, wandte er sich vom Sexgeschäft ab. „Das Internet ist zu einem Buffet der Verderbtheit geworden“, sagte er. Da Pornographie süchtig mache, sei es ebenso verwerflich, sie frei zugänglich zu lassen, wie wenn man Heroin herumliegen ließe.

In seiner Recherche für die Dokumentation war Daubney entsetzt zu erfahren, dass schon Zwölfjährige regelmäßig harte Pornographie konsumieren. Dadurch würden ihre Vorstellungen von Sexualität völlig verzerrt. Mädchen und junge Frauen würden nur noch als Lustobjekte betrachtet. Viele seien entsetzt und angewidert, dass ihre Freunde
gewalttätigen, harten Sex von ihnen erwarteten.
„Generation Porno“

Die Publizistin Eleanor Mills (London) hatte bereits zuvor davor gewarnt, dass eine „Generation Porno“ heranwachse. Viele Mädchen glaubten, dass sie nicht in Sex einwilligen, sondern den Wünschen ihres Partners gehorchen müssten. Das könne bis zur Vergewaltigung gehen.

Eine Inhaltsanalyse habe festgestellt, dass von 304 untersuchten Porno-Seiten im Internet 88,2 Prozent körperliche Gewalt wie Schlagen oder Knebeln sowie 48,7 Prozent verbale Gewalt wie Beschimpfen enthielten.

Pornographie mache mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Internet-Inhalte aus. Jede vierte Suchanfrage habe mit Sex zu tun, und ein Drittel aller heruntergeladenen Dateien enthalte Pornographie.

Porno-Seiten sperren?

Die britische Regierung will den Internetzugang zu Pornographie erschweren. Bis Ende 2014 werden alle 19 Millionen bestehenden Online-Haushalte in Großbritannien von ihren Versorgern gefragt, ob Pornofilter ein- oder ausgeschaltet werden sollen. Bei allen Neukunden wird der Zugang von vornherein blockiert; sie müssen die Freischaltung beantragen.

In Deutschland hat der CSU-Politiker Norbert Geis (Aschaffenburg) eine „Porno-Schranke“ gefordert – also verbindliche Altersbeschränkungen und die Sperrung von pornographischen Inhalten im Internet. Wer sie nutzen wolle, sollte sich schriftlich anmelden müssen.

Der Leiter des evangelischen Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge „Weißes Kreuz“, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), sagte auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, Netzsperren könnten zwar Betroffenen helfen, denen es nicht gelinge, sich selbst zu schützen. Aber wer Pornos suche, werde sie auch finden.

In der Bevölkerung fehle weitgehend ein Bewusstsein für die Schädlichkeit der Pornographie. Sie beeinflusse die Sexualität sowie die Beziehungsfähigkeit negativ und berge ein erhebliches Suchtpotenzial.


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