US-Erzbischof: Widerstand gegen Einwanderergesetze ‚legitim‘

10. August 2013 in Aktuelles


Erzbischof von Philadelphia, Chaput, drängt auf tiefgreifende Reform der Migrationsgesetze der USA - "Illegale als Arbeitskräfte ausnutzen und sie zugleich des Aufenthalts beschuldigen ist Doppeldenk".


Washington (www.kath.net/ KAP)
Zu einer umfassenden Reform der Einwanderergesetze in den USA hat der Erzbischof von Philadelphia, Charles J. Chaput, aufgerufen. Beim Thema Migration sei für bekennende Katholiken ein Widerspruch zum derzeitigen Ist-Zustand "nur legitim", und eine tiefgreifende Umgestaltung der Zuwanderungsbestimmungen sei längst überfällig. Eine ausländerfeindliche Haltung sei für Katholiken immer falsch, so der Erzbischof am Donnerstag (Ortszeit) in einem Beitrag auf dem diözesanen Blogportal CatholicPhilly.com. Schließlich sei die katholische Kirche jemand, "der das Grundrecht jedes Einzelnen auf Migration bei der Suche nach einem besseren Leben für die eigene Familie unterstützt".

Die Debatte um die Zuwanderungsgesetze in den USA ist derzeit in einer heißen Phase, nachdem der Senat am 27. Juni deren tiefgreifende Reform bereits abgesegnet hat: Rund drei Viertel der rund elf Millionen Zuwanderer, die derzeit illegal in den USA leben, sollen demnach die US-Staatsbürgerschaft beantragen können. Das Repräsentantenhaus wird sich nach der Sommerpause mit dem Thema beschäftigen. Bereits bisher haben allerdings mehrere Kongressabgeordnete erklärt, dass sie die Abstimmung blockieren würden. Für Chaput wäre dies "mehr als ein politischer Fehler. Es wäre eine bittere menschliche Tragödie".

"Keine Lizenz zum Misshandeln"

Wie der Erzbischof von Philadelphia hervorhob, hätten die allermeisten der nicht-dokumentierten Einwanderer in den USA nie Verbrechen begangen, wollten selbst produktiv zum Wohlstand der USA beitragen und das Gemeinwohl nicht unterwandern. Chaput erinnerte daran, dass viele Wirtschaftsbereiche sowie der Lebensstil der meisten US-Bürger entscheidend von der von "Illegalen" geleisteten Arbeit abhängt. Nutze man diese aus und beschuldige die Betroffenen gleichzeitig für ihren Aufenthalt, sei dies "eine einzigartige, unwürdige Form von 'doublethink'". (Der Begriff "doublethink", dt. "Doppeldenk", aus Orwells Roman "1984" meint die Fähigkeit, in seinem Denken zwei widersprüchliche Überzeugungen aufrechtzuerhalten, Anm.)

Zwar dürfe die USA ihre Grenzen sichern, Einwanderung vernünftig steuern, Kriminellen den Zutritt verweigern und Besucher oder Gastarbeiter zu überprüfen. Das Land habe jedoch nicht die Lizenz dazu, "irgendjemanden aus unserer Mitte zu misshandeln - egal ob er Papiere hat oder nicht", betonte Chaput.

Fünf Empfehlungen der Bischöfe

Chaput zufolge haben die US-Bischöfe fünf Empfehlungen für das neue Gesetz, die aus wirtschaftlicher, politischer und menschlicher Sicht sinnvoll seien, geeinigt. Dazu gehört der erleichterte Staatsbürgerschafts-Zugang von Arbeitskräften ohne geregeltem Aufenthalt, eine beschleunigte Zusammenführung von Familien, ein Gastarbeiter-Programm für bildungsferne Arbeitskräfte aus dem Ausland, der verbesserte Schutz für Migranten und eine an die Ursachen der Migration wie wirtschaftliche Ungleichheit und Verfolgung adressierte Politik.

Bereits in der Vorwoche hat sich der in der US-Bischofskonferenz für Migranten zuständige Bischof Jose H. Gomez, zu Wort gemeldet. Ein Großteil der illegal in den USA lebenden Zuwanderer stamme aus Lateinamerika und sei katholisch, erinnerte der Erzbischof von Los Angeles.

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