Die jungen Leute vom Tahrirplatz müssen jetzt einbezogen werden

5. Juli 2013 in Aktuelles


Pater Rafik Greiche, Presseverantwortlicher der ägyptischen katholischen Bischofskonferenz: "Die Absetzung Präsident Mursis ist ein froher Tag für die Christen"


Kairo/Wien (kath.net/KIN) Pater Rafik Greiche, Presseverantwortlicher der katholischen Bischofskonferenz in Ägypten, hat betont, dass es sich bei der Absetzung des islamistischen Präsidenten Muhammad Mursi durch das Militär nicht um einen Staatsstreich handele. "Die Armee hat den Willen des Volkes ausgeführt. Diesen haben sie in den letzten Tagen durch Millionen Unterschriften und gewaltige Demonstrationen in Kairo und dem ganzen Land unmissverständlich zum Ausdruck gebracht." Dies sagte der griechisch-katholische Priester am Donnerstag im Gespräch mit dem internationalen katholischen Hilfswerk "Kirche in Not". "Einige westliche Medien stellen das jetzt als Staatsstreich dar. Aber ein Putsch ist, wenn Offiziere die Macht übernehmen und ohne Zustimmung des Volkes handeln. Aber genau dies ist gestern in Ägypten nicht geschehen. Die Armee wollte außerdem das Blutvergießen verhindern, mit dem die Muslimbrüder gedroht hatten. Deswegen hat sie eingegriffen."

Der Chef der ägyptischen Streitkräfte General Al-Sisi hatte am Mittwochabend in einer Fernsehansprache erklärt, dass Staatschef Muhammad Mursi mit sofortiger Wirkung abgesetzt sei und eine Interimsregierung gebildet würde, bis neue Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden könnten. Außerdem wurde die vergangene Dezember verabschiedete Verfassung suspendiert. Christliche und säkulare Ägypter hatte immer wieder die islamistischen Tendenzen des an dem im Dezember vergangenen Jahr durch ein Referendum angenommenen Textes kritisiert.

"Die Absetzung Mursis und der politische Neuanfang ist ein froher Tag für uns Christen in Ägypten und für alle Ägypter. Wir hoffen, dass wir im vor uns liegenden politischen Prozess nicht ausgeschlossen werden." Über die Zukunft der islamistischen Muslimbruderschaft zu spekulieren sei noch zu früh. Ihr Scheitern sei aber allen Ägyptern offenbar geworden, betonte er. "Die Muslimbrüder waren nicht vorbereitet auf das Regieren. Zudem ging es ihnen vor allem um die Aufrichtung eines islamischen Kalifats und nicht in erster Linie um Ägypten. Das wollte das Volk nicht länger akzeptieren." Greiche befürchtet indes, dass sich die von der Macht vertriebenen Muslimbrüder rächen und Unruhe schüren könnten. Erste Fälle von islamistischer Gewalt gegen christliche Einrichtungen habe es in diesem Zusammenhang schon gegeben, so Greiche. "Gestern und am Tag zuvor gab es Übergriffe gegen eine katholische Kirche bei Minya. Das Gebäude wurde leicht beschädigt. Vor allem umliegende christliche Geschäfte kamen zu Schaden."

Greiche betonte weiter, dass es jetzt die Aufgabe der Kairoer Azhar-Universität, der wichtigsten islamischen Institution des Landes, sei, die von der Ideologie der Muslimbrüder irregeführten jungen Menschen auf den rechten Weg zurückzuführen. "Ja, Ägypten ist ein religiöses Land. Das gilt für Muslime und Christen. Die Ägypter sind aber keine Fundamentalisten", so Greiche.

Insgesamt gab sich Greiche optimistisch für die politische Zukunft Ägyptens. "Die nicht-islamistische Opposition hat zu neuer Einheit gefunden. Das Entscheidende ist aber, dass die Jugend die Politik anführt und nicht umgekehrt. Die jungen Leute vom Tahrirplatz müssen jetzt einbezogen werden. Man darf sie nicht noch mal ausschließen wie nach der Revolution von 2011."

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Foto Demonstranten in Ägypten © Kirche in Not


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