Bischof July erneuert Kritik an EKD-Papier zu Ehe und Familie

5. Juli 2013 in Deutschland


Württembergische Synode diskutierte über Orientierungshilfe


Bad Mergentheim (kath.net/idea) Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart) hat seine Kritik an der EKD-Orientierungshilfe zur Familie erneuert. In einer aktuellen Stunde der in Bad Mergentheim tagenden Landessynode sagte er am 4. Juli, dass man sich „vor theologischer Argumentation fast weggeduckt“ habe. In dem Papier rückt die EKD von der Ehe als alleiniger Norm ab und vertritt ein erweitertes Familienbild, das unter anderem auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit Kindern einschließt.

Bei so schwergewichtigen Fragen hätten der Vorlauf und das Verfahren anders sein müssen, stellte July vor den 98 Kirchenparlamentariern fest. Er bezeichnete die evangelische Kirche als eine „Kirche der Freiheit auch zur Diskussion“, in der nicht gelte, dass die EKD spreche und die Auseinandersetzung damit beendet sei.

„Lebendige Gemeinde“: Theologisch dürftig und politisch einseitig

In der Aussprache wurden unterschiedliche Beurteilungen der Orientierungshilfe deutlich. Der Sprecher der eher evangelikalen „Lebendigen Gemeinde“, Pfarrer Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen), nannte sie „gut gemeint“. Das allein genüge jedoch nicht für eine Orientierungshilfe: „Das Papier ist theologisch äußerst dürftig, politisch äußerst einseitig, ökumenisch äußerst belastend.“ Dekan Volker Teich (Schorndorf) äußerte sich ebenfalls „enttäuscht über die Oberflächlichkeit und entsetzt über die Orientierungslosigkeit meiner EKD“. Man solle die EKD bitten, dieses Papier zu überdenken, zurückzunehmen oder einzustampfen. Teich ist auch Mitglied der EKD-Synode.

„Offene Kirche“: Vom Heiligen Geist und vom Zeitgeist inspiriert

Dagegen lobte Harald Kretschmer (Tübingen) von der linksliberalen „Offenen Kirche“ die Orientierungshilfe als „sowohl vom Heiligen Geist wie auch vom Geist der Zeit inspiriert“. Nirgendwo sei etwas von Beliebigkeit im Blick auf Ehe und Familie zu lesen. Anita Gröh (Geislingen) – ebenfalls „Offene Kirche“ – warf den Kritikern vor, „auszugrenzen, was nach dem eigenen Weltbild nicht reinpasst“. Auch die Sprecherin der Mitte-Gruppierung „Evangelium und Kirche“, Eva Glock (Heidenheim), begrüßte die Veröffentlichung, weil sie den Familienbegriff über die Ehe hinaus erweitere. Im Namen von „Kirche für Morgen“ würdigte Markus Munzinger (Dettingen/Erms), dass die Orientierungshilfe eine Fülle von Informationen zu sozialen, rechtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen biete. Sie habe aber deutliche Schwächen in der theologischen Argumentation.


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