Drei Gedanken und das Fühlen mit der Kirche, um Gott zu gehorchen

18. Juni 2013 in Aktuelles


El Jesuita. Den Heiligen Ignatius in Papst Franziskus verstehen. Von Armin Schwibach (VATICAN magazin)


Rom (kath.net/as/VATICAN magazin) „Non cantant, non jejuniant, non rubricant“: Dies wusste einst der Volksmund mit einer unterschwelligen Bosheit von den Mitgliedern des Gesellschaft Jesu: „Sie singen nicht, sie fasten nicht, sie haben es nicht so sehr mit Rubriken und Gesetzen der liturgischen Feiern“. Und in der Tat: Was bei der Feier der heiligen Messe mit Papst Franziskus in die Augen sticht, ist ein anderer Stil, den einige auch unwissend mit „Armut“, „Bescheidenheit“ oder „Demut“ in Verbindung bringen.

Aber: Der Papst singt nicht, da er sich als junger Mann einer Lungenoperation unterziehen musste und nur auf einem Lungenflügel atmet. Der fehlende Gesang jedoch ruft auch die ursprünglichen Konstitutionen des heiligen Ignatius von Loyola in Erinnerung, in denen er die musikalische Tätigkeit seiner Ordensmitglieder wie das Singen des Stundengebets einschränkte. Ob Ignatius einen Generalverdacht gegenüber der Musik hegte, sei dahingestellt. Er war der Ansicht, dass es die Bedürfnisse der Kirche einem Jesuiten nicht gestatten, täglich die Zeit für ein gemeinsames Chorgebet zu verbringen.

Franziskus vollzieht nach der Wandlung nicht die von den Rubriken vorgesehene Kniebeuge, weil ihm dies ein Rückenleiden erschwert. Doch auch ansonsten fällt es dem Papst nicht schwer, auch das eucharistische Hochgebet zu ändern, wenn dies der Anlass angemessen erscheinen lässt. So wurde bei der Eucharistiefeier zum ersten Besuch einer Pfarrei „für unseren Papst und Bischof Franziskus“ gebetet statt „für deinen Diener und Papst Franziskus“: „Jesuita non rubricat“.

Die Predigten des Papstes sind kurz und fast immer in einem Dreischritt gegliedert. In „drei Worten“, „drei Gedanken“ oder „drei Punkten“ fasst Franziskus das Wesentliche zusammen. „Gehen aufbauen, bekennen“ – so hieß es in seiner ersten Predigt am 14. März. Drei Worte hatte der Papst am Palmsonntag (24. März): „Freude, Kreuz, Jugend“. „Neuheit, Harmonie, Mission“ schrieb Franziskus den neuen kirchlichen Bewegungen ins Stammbuch, denen er so an Pfingsten das Wirken des Heiligen Geistes erklärte. Alles „Abstrakte“, alle „letras“ und „cosas de la fé“ sind seiner Rede fern, sein Denken entspringt der ignatianischen Wissenschaft des Geistes, der Methode der Exerzitien, die sich durch die Vergegenwärtigung und tiefe Verinnerlichung der Umstände auszeichnet.

So wird die Kommunikation des Papstes direkt und versucht, alle an dem Ort anzusprechen, an dem sie sich befinden: dem Dreierrhythmus folgend, der Kennzeichen der geistlichen Übungen ist. Ignatius wollte mit jenen drei Schlüsselworten oder Schlüsseltätigkeiten das Verständnis erleichtern, die Dinge ins Gedächtnis eindringen lassen, so dass sie dann vertieft und in ihrer weiterführenden Dimension erfasst werden können. Auf diese Weise wird deutlich, dass die wahre Freiheit in Dreischritten auf einem Bildungsweg erlangt wird, auf dem es gleichsam zu einer mystischen Vereinigung zwischen der Freiheit Gottes und der des Menschen kommt.

Auch den Generaloberinnen gab der Papst drei Punkte mit, als sie ihm anlässlich der Vollversammlung ihrer internationalen Vereinigung am 8. Mai begegneten: „Zentralität Christi und seines Evangeliums, Autorität als Liebesdienst, ‚fühlen’ in und mit der Mutter Kirche“. Mit den achtzehn Regeln des „sentire cum Ecclesia“, des richtigen Fühlens, das wir in der streitenden Kirche haben müssen, beschließt der heilige Ignatius sein Exerzitienbuch.

Alles Gehen und Tun des Menschen strebt auf seine Vollendung in der Einheit mit der Kirche zu, um Gott zu vergegenwärtigen in seiner „maior gloria“: „Indem wir jedes eigene Urteil beiseite setzen, müssen wir unseren Geist bereit und willig halten, um in allem der wahren Braut Christi unseres Herrn zu gehorchen, die da ist unsere heilige Mutter, die hierarchische Kirche“.

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