Sünder ja, Verdorbene nein!

3. Juni 2013 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Die Verdorbenen sind der Antichrist. Sie sind mitten unter uns, gehören aber nicht zu uns. Der Schein der Autonomie. Die Heiligen sind das Licht, jene, die in Anbetung vor dem Thron Gottes niederfallen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Sünder, Verdorbene, Heilige: auf diese drei Begriffe konzentrierte sich Papst Franziskus in seiner heutigen Predigt zur heiligen Messe am Montag der neunten Woche im Jahreskreis (CI) in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“. Der Papst unterstrich, dass die Verdorbenen der Kirche großen Schaden zu fügen, da sie nur Anbeter ihrer selbst sind. Die Heiligen dagegen sind das Licht der Kirche.

Am Gottesdienst nahmen eine Gruppe von Priestern und Mitarbeitern der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse sowie eine weitere Gruppe von „Gentiluomini di Sua Santità” (Edelleute seiner Heiligkeit) teil. Es konzelebrierte der Präfekt des Dikasteriums, Angelo Kardinal Amato.

Was geschieht, wenn wir die Herren des Weinbergs werden wollen? Ausgehend vom Gleichnis von den bösen Winzern im heutigen Evangelium (Mk 12,1-12) beschäftigte sich Franziskus mit den „drei Modellen von Christen, die es in der Kirche gibt“: den Sündern, den Verdorbenen und den Heiligen. Der Papst merkte an, dass es nicht notwendig sei, zu viel über die Sünder zu reden, „da wir alle Sünder sind“. Wir „kennen uns von Innen her und wissen, was ein Sünder ist. Und wenn sich einer von uns nicht so fühlt, so soll er sich doch bei einem geistlichen Arzt untersuchen lassen“, da offensichtlich etwas nicht stimme.

Das Gleichnis aus dem Evangelium jedoch spreche von einer anderen Gestalt, der Gestalt dessen, der in den Besitz des Weinbergs gelangen wolle und die Beziehung mit dem eigentlichen Herrn des Weinbergs verloren habe: „mit einem Herrn, der uns voll Liebe gerufen hat, der uns behütet, uns aber auch die Freiheit gibt“. Diese Personen „haben sich stark gefühlt, sie haben sich in Autonomie gegenüber Gott gefühlt“.

„Ganz langsam sind sie zu jener Autonomie abgerutscht“, so der Papst, „zur Autonomie in der Beziehung mit Gott: ‚Wir brauchen diesen Herrn nicht, er soll uns ja nicht stören!’. Und wir gehen weiter damit. Das sind die Verdorbenen! Sie, die sie Sünder wie wir alle waren, aber einen Schritt weitergegangen sind, als hätten sie sich in der Sünde gefestigt: sie brauchen Gott nicht! Dem ist aber nur dem Anschein nach so, denn in ihrem genetischen Code ist da diese Beziehung zu Gott gegeben. Und weil sie dies nicht leugnen können, schaffen sie sich einen besonderen Gott: sie selbst sind Gott. Das sind die Verdorbenen“.

Dies sei eine Gefahr auch für uns, so Franziskus. In den christlichen Gemeinden „denken die Verdorbenen nur an ihre Gruppe: ‚gut, gut, das ist einer von uns’, denken sie, aber in Wirklichkeit leben sie nur für sich selbst“.

Dies habe mit Judas seinen Anfang genommen: „als geiziger Sünder ist er in der Verdorbenheit gelandet. Die Straße der Autonomie ist gefährlich; die Verdorbenen sind die großen Vergesslichen, sie haben diese Liebe vergessen, mit der der Herr den Weinberg geschaffen hat, die er ihnen erwiesen hat! Sie haben die Beziehung mit dieser Liebe abgebrochen! Und so werden sie zu Anbetern ihrer selbst. Wie viel Schaden richten doch die Verdorbenen in den christlichen Gemeinden an! Der Herr befreie uns davon, auf diese Straße der Verdorbenheit abzugleiten!“.

Eingedenk des heutigen 50. Todestages des seligen Papstes Johannes XXIII. – „Vorbild an Heiligkeit“ – sprach der Papst dann von den Heiligen. Im Gleichnis von den bösen Winzern seien die Heiligen jene Menschen, die hingingen, um die Pacht einzufordern, obwohl sie wüssten, was sie erwarten würde. „Doch sie müssen ihre Pflicht tun“:

„Die Heiligen: jene, die dem Herrn gehorchen, die ihn anbeten, die die Liebe nicht vergessen haben, mit der der Herr den Weinberg geschaffen hat. Die Heiligen der Kirche. Und wie die Verdorbenen der Kirche so großen Schaden zufügen, so tun ihr die Heiligen so gut. Von den Verdorbenen sagt der Apostel Johannes (vgl. 1 Joh 2,18), dass sie der Antichrist sind, dass sie mitten unter uns sind, aber nicht zu uns gehören“.

„Von den Heiligen“, so Franziskus abschließend, „spricht uns das Wort Gottes als Licht, jene, die in Anbetung vor dem Thron Gottes niederfallen’ (vgl. Offb 5,1-14). Bitten wir heute den Herrn um die Gnade, dass wir uns als Sünder fühlen, aber wirklich als Sünder, nicht einfach als Sünder im Allgemeinen, sondern als Sünder: ‚deswegen und deswegen und deswegen’, als konkrete Sünder, mit der Konkretheit der Sünde. Um die Gnade, nicht zu Verdorbenen zu werden: Sünder ja, Verdorbene nein! Und um die Gnade, auf der Straße der Heiligkeit voranzuschreiten. Amen“.


Der Tweet des Tages:

Oft wissen wir, was wir tun sollen, aber es fehlt uns an Mut. Lernen wir von Maria, Entscheidungen zu treffen im Vertrauen auf Gott.

Identidem nobis novimus quid sit agendum at deest interdum agendi constantia. Decisionis ideo sumamus a Maria morem ipsos Deo nos credentes.

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