Klerikalismus: Die Versuchung des Geldes und der Eitelkeit

15. Mai 2013 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Betet für die Bischöfe und Priester, auf dass sie Hirten und keine reißenden Wölfe seien! Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Betet für die Bischöfe und Priester, damit sich nicht der Versuchung des Geldes und der Eitelkeit nachgeben, sondern im Dienst des Gottesvolkes stehen! Mit dieser eindringlichen Aufforderung wandte sich Papst Franziskus in seiner Predigt zur heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ an die versammelte Gemeinde. An der Eucharistiefeier nahm eine Gruppe von Angestellten von „Radio Vaticana“ teil.

Die Predigt des Papstes ging vom Abschnitt aus der Apostelgeschichte aus, in dem der heilige Paulus die „Ältesten“ der Gemeinde von Ephesus ermahnt, auf sich und auf die ganze Herde acht zu geben und Hirten zu sein, die gegenüber den „reißenden Wölfen“ wachsam sind (vgl. Apg 20,28-38). Es handelt sich für Franziskus dabei um „eine der schönsten Seiten des Neuen Testaments, die voller Zärtlichkeit und seelsorglicher Liebe ist“. Dabei träte die „schöne Beziehung zwischen dem Bischof und seinem Volk“ hervor.

Der Papst unterstrich: „Die Bischöfe und Priester stehen im Dienst der anderen, um das Volk zu behüten, zu erbauen und zu verteidigen“. Es handle sich dabei um eine Beziehung des Schutzes, der Liebe zwischen Gott und dem Hirten und zwischen dem Hirten und dem Volk.

„Ein Bischof ist schließlich nicht Bischof für sich selbst“, so Franziskus: „Er ist es für das Volk. Und ein Priester ist nicht Priester für sich selbst. Er ist es für das Volk: im Dienst, um wachsen zu lassen, um das Volk, die eigene Herde zu weiden, nicht wahr? Um es vor den Wölfen zu verteidigen. Es ist schön, das zu denken! Wenn der Bischof so auf diesem Weg handelt, dann ist das eine schöne Beziehung mit dem Volk, wie dies der Bischof Paulus mit seinem Volk getan hat, nicht? Und wenn der Priester diese schöne Beziehung mit seinem Volk verwirklicht, so gibt er Liebe: es stellt sich eine Liebe zwischen ihnen ein, eine wahre Liebe, und die Kirche ist vereint“.

Die Beziehung des Bischofs und des Priesters mit dem Volk „ist eine existentielle, sakramentale Beziehung“, so der Papst, der betonte: „Wir bedürfen eures Gebets, denn auch der Bischof und der Priester kann in Versuchung geraten“. Die Bischöfe und Priester „müssen viel beten, den auferstandenen Christus verkündigen und mutig diese Botschaft des Heils predigen“. Franziskus fragte sich: „Worin bestehen die Versuchungen des Bischofs und Priesters?“

In seinem Kommentar zum Propheten Ezechiel erwähne der heilige Augustinus zwei Versuchungen: den Reichtum, der zur Habgier werden könne, und die Eitelkeit. Augustinus sage: „Wenn der Bischof und Priester die Schafe für sich selbst missbraucht, so verändert sich die Bewegung: er ist nicht Priester oder Bischof für das Volk, sondern ein Bischof oder Priester, der vom Volk nimmt. Er nimmt dem Schaf das Fleisch weg, um es selbst zu essen, er nützt es aus. Er macht Geschäfte und hängt am Geld. Er wird habgierig und oftmals auch zu einem Simonisten. Oder er nutzt die Wolle, aus Eitelkeit, um sich zu rühmen“.

Wenn also ein Priester oder Bischof hinter dem Geld her sei, „liebt ihn das Volk nicht, und das ist ein Zeichen. Doch er selbst wird ein böses Ende nehmen“. Der heilige Paulus rufe in Erinnerung: „Ihr wisst selbst, dass für meinen Unterhalt und den meiner Begleiter diese Hände hier gearbeitet haben“. Paulus „hatte kein Konto in einer Bank, er arbeitete. Und wenn ein Bischof, ein Priester den Weg der Eitelkeit beschreitet, betretet er den Geist des Karrieredenkens – und das schadet der Kirche so sehr. Am Schluss macht er Lächerliches, er rühmt sich, es gefällt ihm, gesehen zu werden, ganz mächtig... Und das Volk liebt so einen nicht!“ Erneut forderte der Papst die Gläubigen auf: „Betet für uns, damit wir arm sind, damit wir demütig und sanftmütig sind, im Dienst des Volkes“.

Abschließend gab Franziskus den Rat, Vers 28-30 des zwanzigsten Kapitels der Apostelgeschichte zu lesen, wo es heißt: „Gebt acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat. Ich weiß: Nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen. Und selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die mit ihren falschen Reden die Jünger auf ihre Seite ziehen“.

„Lest diesen schönen Abschnitt“, so der Papst, „und betet dabei, betet für die Bischöfe und Priester. Wir brauchen das so sehr, um treu zu bleiben, um Männer zu sein, die über die Herde und auch über uns selbst wachen, die Wache halten, Männer, deren Herz stets auf ihre Herde ausgerichtet ist“.

Der Herr „verteidige uns vor den Versuchungen, damit wir nicht auf der Straße des Reichtums gehen. Denn: wenn wir auf der Straße der Eitelkeit gehen, werden wir Wölfe und keine Hirten, Hirten! Betet darum, lest dies und betet. Amen“.


Der Tweet des Tages:

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Vitam qui ministrat Ipse est Deus. Humanam proin suspiciamus vitam eamque suscipiamus maxime vero in matris quae recubat volva.

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