Iranische Migrantengemeinde kritisiert hessen-nassauische Landeskirche

21. Mai 2013 in Chronik


Innerevangelischer Streit: Evangelische Pastorin sagte, dass sie bei der Suche nach Räumen auf Ablehnung gestoßen sei. Zudem habe man ihr zu verstehen gegeben, dass Gott Gott sei – unabhängig von der jeweiligen Religion


Frankfurt am Main (kath.net/idea) Ehemalige Muslime, die zum Christentum übergetreten sind, stoßen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf Ablehnung. Diesen Vorwurf erhebt die aus dem Iran stammende evangelische Pastorin Mahin Mousapour (Frankfurt am Main). Wie sie in einem Bericht zu dem von der EKD ausgerufenen „Jahr der Toleranz“ schreibt, habe sie „Unverständnis und Ablehnung“ erlebt, als sie in der Mainmetropole für ihre 1996 gegründete Gemeinde „Neuer Bund“ geeignete Räume gesucht habe.

Voller Freude habe sie ihrem kirchlichen Gesprächspartner berichtet, dass Jesus Christus vielen Muslimen durch Heilungen, Wunder und Träume begegne und sie dann Christen würden. Doch ihr sei daraufhin in dem Gespräch unterstellt worden, Muslime zum christlichen Glauben zu zwingen. Zudem habe man ihr zu verstehen gegeben, dass Gott Gott sei – unabhängig von der jeweiligen Religion. Ein Raum sei ihr nicht zur Verfügung gestellt worden.

Wie Mousapour gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, habe sie das Verhalten ihres Gesprächspartners nicht verstanden. So wie jeder Angestellte im Interesse seine Firma arbeiten müsse, müsse auch ein Mitarbeiter der Kirche offen sein für Mission, auch unter Muslimen. Dies sei jedoch nicht der Fall gewesen.

Räume hat die Gemeinde etwas außerhalb des Stadtzentrums in der Foursquare-Gemeinde des Freikirchlichen Evangelischen Gemeindewerks in Deutschland gefunden. Dort träfen sich am Sonntagnachmittag zwischen 40 und 60 Iraner, von denen die meisten ehemalige Muslime seien.

Ökumenepfarrer: Ich teile nicht das Missionskonzept

Der Frankfurter evangelische Ökumene-Pfarrer Dietmar Will bezeichnete Mousapours Darstellung gegenüber idea als „stark subjektiv geprägt“. Er räumte ein, das Gespräch mit ihr geführt zu haben. Es habe bereits im März 2006 stattgefunden. Er verstehe nicht, dass die Pastorin es erst sieben Jahre später thematisiere. Im Rhein-Main-Gebiet gebe es etwa 100 Kirchen und Gemeinden anderer Sprachen und Herkunft. Einige seien seit vielen Jahren in hessen-nassauischen Kirchen zu Gast. Er persönlich habe zwar „ein weites Herz“ für ausländische Gemeinden; doch zu dem Zeitpunkt habe es keine freien Kirchenräume gegeben.

Zudem habe er wissen wollen, um was für eine Gemeinde es sich handele und ob sie Kontakte zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen habe. Denn die hessen-nassauische Kirche wolle und könne nicht jeder sich kirchlich gebenden Gruppe helfen. Es stimme allerdings, dass er das von Mousapour vorgetragene Missionskonzept nicht teile. Er befürworte stattdessen die „Missio Dei“ (Mission Gottes). Danach sei Mission keine Veranstaltung der Kirche, sondern sie unterstelle sich der Zuwendung Gottes zur Welt.

Will hat nach eigenen Angaben seit 2006 nichts mehr von Mousapour gehört. Umso mehr verwundere es ihn, dass sie nun die Kritik erhebe. Es freue ihn jedoch, dass es die Gemeinde nach wie vor gebe und sie hier heimisch geworden sei. Wie idea unterdessen von beiden Seiten bestätigt wurde, wird in Kürze ein weiteres Gespräch erfolgen. Es soll um die Anmietung einer nicht mehr genutzten Kirche in Frankfurt durch die iranische Gemeinde gehen.


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