Wer glaubt und bekennt, schafft Freiheit für alle

27. April 2013 in Kommentar


Intoleranz gegen Christen und kathophobe Angriffe wollen im Namen der Freiheit die Freiheit zerstören. Ein Gastkommentar von Martin Lohmann.


Köln (kath.net) Aggressionen gegenüber offen bekanntem Christentum „sind Vorboten einer perfiden und giftigen Diktatur, die im Namen der Freiheit eben genau die Freiheit zerstören möchte, zu der Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Respekt vor dem Glaubensbekenntnis des anderen und Achtung des Anspruchs der Wahrheit gehören“. Das sagt Martin Lohmann, Publizist und Chefredakteur von K-TV, in seinem Wochenkommentar für Radio Horeb am Samstag.

Das Religiöse stört in der Welt massiv. „Ja, es sind solche Menschen, die eine lebendige Gottesbeziehung haben und sich den sicheren Blick in die Ewigkeit zutrauen, die eine in sich gefangene Horizontalwelt stören. Massiv stören. Weil eben nicht alles geht und gehen darf. Weil eben nicht alles erlaubt sein kann.“

Dass hinter vielen kathophoben Angriffen zudem schlicht die Kränkung des eigenen Selbstbildes steht, führt er mit dem Psychiater Raphael Bonelli aus. „Neid auf religiös gefestigte Menschen? Geradezu pubertierende Eifersucht auf jene, die zu zeigen bereit sind, dass ein Leben aus dem Glauben möglich ist? Kain hat genau deshalb Abel erschlagen. Die Wirklichkeit, die wir erleben, ist uralt und seit Urzeiten wahr. Und es gibt diese Kains auch heute noch.“

„Wir brauchen also gerade jetzt viele, die sich ganz einfach bekennen zu Jesus Christus und der Wahrheit, die wirklich frei macht. Wer die Freiheit und die Wahrheit bekennt, hilft letztlich auch jenen, die – völlig verwirrt – im Namen falscher Freiheit die Freiheit bekämpfen. Wer glaubt und bekennt, schafft Freiheit für alle!“

Der Kommentar im Wortlaut:

Liebe Hörerinnen und Hörer,
der Gast, der mich neulich in unserem Kölner K-TV-Fernseh-Studio besorgt fragte, ob wir das Ende der Toleranz gegenüber christlichen Bekenntnissen erleben, war und ist nicht der einzige, der mit wachen Ohren und Augen durchs Leben geht. Viele sind beunruhigt, was in diesen Wochen geschehen ist und geschieht.

Die Verwirrung kennt offenbar keine Grenzen, und der Diabolos, der Durcheinanderwerfer scheint freie Bahn zu haben. Auf der Strecke bleiben Toleranz und Klarheit. Auf der Strecke bleibt auch der Anstand. Und letztlich, das werden wir wohl noch merken, könnte gar die Freiheit auf dem Altar der Beliebigkeit verbrannt werden.

Zu den Totalirritationen zählt auf der einen Seite ein norddeutscher Würden-träger, der um des opportunistischen Ankommens willens schon mal einem bekennenden Katholiken vor einem Millionenpublikum in den Rücken fällt und Falsches behauptet, ja, gar die Lehre der Kirche zum Lebensschutz verleugnet – nur, um ganz nett „anzukommen“. Und der ungerührt live Bösem zuschaut.

Auf der anderen Seite erleben wir einen Bischof im benachbarten Ausland, der von völlig verwirrten halbnackten Frauen während eines Vortrages tätlich angegriffen wird. Ein Bischof, der den Angriff geduldig erleidet und anschließend betet. Ein Bekenner.

Andererseits: Im Internet wettert jemand, der sich einmal als Superkonserva-tiver gab und nach dem Entdecken seines Doppellebens mit seiner Selbstverletzung nicht klar kommt, gegen bekennende Christen in Talkshows. Deren Frechheit besteht wohl darin, dass sie sich trauen, fair und respektvoll aus ihrem Glauben heraus das Recht auf freie Meinungsäußerung zu nutzen.

Das aber ertragen manche, die augenscheinlich panische Angst vor Argu-menten, Freiheit, Verantwortung und Wahrheit haben, nicht. Und deshalb sollte nun im Namen der Freiheit die Freiheit des christkatholischen Bekenntnisses verboten werden.

Selbst das Bekenntnis vieler mutiger Christen in Frankreich, die für die Ehe von Mann und Frau demonstrieren, sorgt hierzulande für manche Nervosität. Dieser Mut junger Franzosen scheint das Diktat der Beliebigkeit zu stören. Absurde Welt.

Verleugnung, Verleumdung, Aggression, Einschüchterung gegen Toleranz, Anstand, Freiheit und Achtung – soll das die Zukunft bei uns sein? Ja, der Studiogast hat wohl Recht, wenn er sich Sorgen macht wegen immer größe-rer Intoleranz von außerhalb der Kirche und mancher Verwirrung und Ängstlichkeit, die auch in die Kirche selbst hineinschwappen. Viele von uns können ein Anwachsen des Hasses gegen die Wahrheit und das Bekenntnis allenthalben beobachten.

Aber viele von uns wissen auch, dass es dennoch keinen Grund zur Angst geben sollte und wir gerade jetzt den Mut zum Bekenntnis brauchen. Mein Beichtvater sagte mir einmal den wunderbaren Gedanken: Der Satan kann letztlich auch aus tausend Lügen keine einzige Wahrheit machen. Wohl wahr!

Mir fiel in diesen Tagen wieder einmal der erhellende Beitrag des Wiener Psychologen Raphael Bonelli in die Hände, den dieser in der Tagespost ver-öffentlicht hatte. Darin beschreibt er die Psychologie des antireligiösen Affektes. Dieser hat etwas mit gekränkten Narzissmus des modernen Menschen zu tun und mit einem brüchigen Selbstwertgefühl der Religionskritiker. Offenbar fühlen sich solche Menschen regelrecht bedroht von Menschen, die sich darum bemühen, aus ihrem Glauben heraus zu leben und andere zu tolerieren.

Nicht nur der Psychiater fragt: „Warum empört man sich denn sonst, wenn Menschen das katholische Lehramt für wahr halten und ihr Leben danach ausrichten? Wieso ist es heute vielen schon ein Ärgernis, wenn sich ihnen persönlich völlig unbekannte junge Männer aus dem Glauben heraus freudig für den Zölibat entschieden haben?“

Es gibt tatsächlich viel irrationale Aggression gegen Religion und vor allem Menschen, die anderen, schwachen Gestalten offenbar schon ein Dorn im Auge sind, wenn sie aus ihrem Glauben heraus eine gewisse Verlässlichkeit und Stabilität wie auch ein verankertes Selbstwertgefühl zu zeigen in der Lage sind.

Bonelli sagt dazu: „Das Religiöse stört, und wer sich darauf ernsthaft einlässt, muss mit Prügel rechnen. Sei es die fromme Ehefrau, die vom Mann an der Ausübung ihrer spirituellen Interessen behindert wird, wie zum Beispiel Martha Freud, der von ihrem berühmten Gatten Sigmund das Praktizieren ihres jüdischen Glaubens ein Leben lang verboten wurde.

Seien es so manche zeitgeistigen Medien, die praktizierende Katholiken prinzipiell für vogelfrei erachten, während sie peinlich genau auf das politisch korrekte Einhalten der Ansprüche anderer Minoritäten achten, die keinesfalls „diskriminiert“ werden dürfen.“

Und weiter: „Ganz offen liegt die Volksseele in so manchen Internetblogs, bei denen vielfach gläubige Menschen bloß aus diesem Grund an den Pranger der Lächerlichkeit gestellt werden. Meist reicht der Hinweis auf die Religiosität einer Person, um für öffentlich ausgetragene Ressentiments keine Sachargumente mehr zu benötigen.“

Da spielen viel Narzissmus und viel mangelndes Selbstbewusstsein, ja auch viele Minderwertigkeitskomplexe hinein, glaubt man dem Experten aus Wien. Manche Aggression wurzle in einer narzisstischen Kränkung. Ich zitiere: „Narzisstisch kränkbar sind Menschen, bei denen sich eine starke Diskrepanz zwischen idealisiertem Selbstbild und der Realität entwickelt hat. Der Narzisst konstruiert ein übermächtiges Wunschbild von sich selbst, das er zur Realität erklärt. Er lebt mit einem überzogenen, aber brüchigen Selbstwertgefühl. Bedrohlich erlebt wird demnach jeder Hinweis auf die Wirklichkeit, da die Wahrheit über sich selbst schmerzhaft erlebt und deswegen ins Unterbewusstsein verdrängt wird.“

Den Narzissten schmerze besonders das, so Bonelli, „von dem er unbewusst spürt, dass es wahr sein könnte, er es aber nicht wahrhaben will. Die Bedrohung und der Schmerz bestehen darin, dass der Kränker Recht haben könnte und das konstruierte Selbstbild an der Realität zerbrechen könnte, dass, existenziell gesprochen, von ihm nichts mehr übrigbleibt. Deswegen muss das Trugbild mit offensiver Aggression verteidigt werden.“

Raphael Bonelli, der übrigens soeben ein spannendes Buch mit dem Titel „Selber schuld!“ geschrieben hat, nennt einige Kränkungen des „modernen“ Menschen. Zunächst: Gott ist keineswegs tot, sondern er lebt! Und er wirkt. Durch Menschen, die ihm vertrauen, mit und aus ihm leben, mit und aus ihm stark sind, mit und aus ihm wissen, dass sie so angenommen und geliebt werden, wie sie sind.

Und er lebt durch Menschen, die noch wissen, dass ER, der allmächtige und barmherzige Gott, uns die Koordinaten des Guten und Bösen wissen lässt, uns zutraut, Großes zu können. Und dass wir wissen dürfen, zum Maximum berufen zu sein.

Ja, es sind solche Menschen, die eine lebendige Gottesbeziehung haben und sich den sicheren Blick in die Ewigkeit zutrauen, die eine in sich gefangene Horizontalwelt stören. Massiv stören. Weil eben nicht alles geht und gehen darf. Weil eben nicht alles erlaubt sein kann. Und, so formuliert es der Psychotherapeut und Katholik aus Wien: „Die Renaissance des Religiösen wird als bedrohlich erlebt, da das idealisierte Selbstbild des modernen Menschen vorgibt, diese Transzendenz nicht mehr zu benötigen, weil ja die „Wissenschaft“ jegliches Übernatürliche wegrationalisiert habe.

Zu den Kränkungen des – sagen wir es einmal so – in der Flachheit gefangenen Menschen zählt natürlich der moralische Anspruch, der sich aus dieser realen Gottesexistenz ergibt. Und dahinter steckt halt mehr als jene unverbindliche Ethik, die wurzelfrei, unverbindlich und nichtssagend vielfach durch die Agenda des bunten Heute wabert, dem Menschen und seinem wirklichen Anspruch aber nicht gerecht wird.

Eine Ich-hafte Ethik verdrängt das, was immer auch zum Leben dazugehört und wovon letztlich eben nur Gott selbst befreien kann: Schuld. Aber die eigenen Schuldfähigkeit wollen viele nicht mehr wahrhaben. Auch das ist eine narzisstische Kränkung. Diese lässt sich leider auch innerkirchlich beobachten.

Neid auf religiös gefestigte Menschen? Geradezu pubertierende Eifersucht auf jene, die zu zeigen bereit sind, dass ein Leben aus dem Glauben möglich ist? Kain hat genau deshalb Abel erschlagen. Die Wirklichkeit, die wir erleben, ist uralt und seit Urzeiten wahr. Und es gibt diese Kains auch heute noch.

Müssen wir uns also Sorgen um unsere Humanität machen? Ich denke: Ja! Wir sollten es zumindest wachen Herzens sehen, was da um uns herum geschieht, wenn Aggression im Namen angeblicher Toleranz sich breit macht.

Und wer erkennt, was sich wirklich hinter mancher Feigheit und mancher Aggression versteckt, der wird wissen, dass all diese Zeichen heute alles andere als peanuts sind. Es sind Vorboten einer perfiden und giftigen Diktatur, die im Namen der Freiheit eben genau die Freiheit zerstören möchte, zu der Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Respekt vor dem Glaubensbekenntnis des anderen und Achtung des Anspruchs der Wahrheit gehören.

Wir brauchen also gerade jetzt viele, die sich ganz einfach bekennen zu Je-sus Christus und der Wahrheit, die wirklich frei macht. Wer die Freiheit und die Wahrheit bekennt, hilft letztlich auch jenen, die – völlig verwirrt – im Na-men falscher Freiheit die Freiheit bekämpfen.

Wer glaubt und bekennt, schafft Freiheit. Wer glaubt und bekennt, schafft Freiheit für alle. Wer glaubt und bekennt, leistet einen kostbaren Dienst für echte Humanität. Mit Respekt und Anstand, aber ohne Angst.

Ich lade Sie alle ein, liebe Hörerinnen und Hörer, gerade jetzt Boten der Frei-heit und der Wahrheit zu sein. Im Vertrauen auf den, der die Garantie dafür ist: Jesus Christus. Lasst uns Bekenner sein! Lasst uns erkennbar katholisch sein! Bleiben Sie, bleiben wir mutig! Nur Mut!

Gerade jetzt: Uns allen eine gesegnete Zeit.



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