Wider die in sich verschlossene Religiosität

27. April 2013 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: das in sich verschlossene Gemeinschaftsleben zur beständigen Verteidigung der Wahrheit ist immer Verleumdung und Geschwätz ohne Zärtlichkeit, im alleinigen Wissen von der Pflicht. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Auf Christus blicken, der uns entsandt hat, das Evangelium zu verkündigen, seinen Namen voller Freude zu verkünden“: mit diesem Aufruf wandte sich Papst Franziskus am heutigen Samstag der vierten Osterwoche an die in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ versammelte Gemeinde. Die Christen dürften keine Angst vor der „Freude des Geistes“ haben. Die Verschlossenheit in sich selbst müsse besiegt werden. Am Gottesdienst nahmen die Angestellten der vatikanischen Post sowie der karitativen Einrichtung „Santa Marta“ teil. „Santa Marta“ unterstützt seit 90 Jahren Kinder bedürftiger Familien in Rom jeder Nationalität und Religionszugehörigkeit.

„Es hatte den Anschein, als hätte dieses Glück nie niedergerungen werden können“: so kommentierte der Papst den Text der Lesung vom Tag (Apg 13,44-52) über das Vertrauen in Christus der Gemeinde der Jünger in Antiochia, als sich diese versammelt hatte, um das Wort des Herrn zu hören. So fragte sich Franziskus, warum die Gemeinschaft der „verschlossenen Juden“, „ein Grüppchen“, „gute Menschen“, derart eifersüchtig wurde, als sie die Scharen der Christen sah, und so begann, diese zu verfolgen.

„Ganz einfach, weil sie ein verschlossenes Herz hatten, weil sie nicht offen waren für die Neuheit des Heiligen Geistes“, so Franziskus: „Sie glaubten, dass alles bereits gesagt sei, dass alles so sei, wie sie dachten, dass es sein müsse. Und deshalb fühlten sie sich als die Verteidiger des Glaubens und begannen, gegen die Apostel zu sprechen, sie zu verleumden...“

„Die Verleumdung...“, rief der Papst aus: „Und so sind sie zu den vornehmen frommen Frauen gegangen, die Macht hatten. Sie füllten ihnen den Kopf mit Ideen, mit Sachen, und drängten sie, mit ihren Männern zu reden, damit sie gegen die Apostel vorgingen. Das ist eine Haltung dieser Gruppe und auch aller anderen Gruppen in der Geschichte, der verschlossenen Gruppen: mit den Mächtigen verhandeln, die Probleme lösen, doch ‚unter uns’... So wie das jene am Morgen der Auferstehung getan hatten, als die Soldaten hingegangen waren, um ihnen zu sagen: ‚Wir haben das gesehen’ ... ‚Seid ruhig! Nehmt...’. Und mit dem Geld haben sie alles zugedeckt“.

Genau darin besteht für den Papst die Haltung dieser „verschlossenen Religiosität“, die nicht die Freiheit habe, sich dem Herrn zu öffnen: „Ihr Gemeinschaftsleben zur beständigen Verteidigung der Wahrheit – denn sie glauben die Wahrheit zu verteidigen – ist immer die Verleumdung, das Geschwätz... Wirklich, sie sind eine Gemeinde von Schwätzern, die dagegen reden, die den anderen zerstören und nach Innen schauen, immer nach Innen, wie von einer Mauer abgeschottet. Die freie Gemeinde dagegen ging mit der Freiheit Gottes und des Heiligen Geistes voran, auch unter den Verfolgungen. Und das Wort des Herrn verbreitete sich in der ganzen Gegend“.

Das Vorangehen, das Sichverbreiten sei gerade die Eigenschaft der Gemeinde des Herrn, „denn das Gute ist so: es verbreitet sich immer! Das Gute zieht sich nicht in sich zurück. Das ist ein Kriterium, ein Kriterium für das Kirchesein, auch für unsere Gewissenserforschung: wie sind unsere Gemeinden, die religiösen Gemeinschaften, die Pfarrgemeinden? Sind sie Gemeinden, die für den Heiligen Geist offen sind, der sie immer vorwärts bringt, um das Wort Gottes zu verbreiten, oder sind sie verschlossene Gemeinden mit ganz genauen Geboten, die auf den Schultern der Gläubigen viele Gebote abladen, wie der Herr den Pharisäern gesagt hatte?“

Die Verfolgung beginne „gerade aus religiösen Gründen und aus Eifersucht“. Doch die Jünger „waren nicht nur voll der Freude des Heiligen Geistes, sie sprechen mit der Schönheit, sie eröffnen Wege“.

Die verschlossene und selbstsichere Gemeinde, die ihre Sicherheit im Verhandeln mit den Mächtigen oder im Geld suche, „spricht mit gehässigen Worten: sie beleidigen, sie verurteilen. Gerade das ist ihre Haltung. Vielleicht vergessen sie die Zärtlichkeiten der Mama, als sie klein waren. Derartige Gemeinden wissen nichts von Zärtlichkeit, sie wissen etwas von der Pflicht, wie man etwas macht, sie verstehen es, sich in einer scheinbaren Beachtung der Gebote zu verschließen. Wie Jesus ihnen gesagt hatte: ‚Ihr seid wie ein Grab, wie ein Grabmal, weiß, wunderschön, doch nichts mehr’. Denken wir heute an die Kirche, die so schön ist: diese Kirche geht voran. Denken wir an die vielen Brüder und Schwestern, die wegen dieser Freiheit des Geistes leiden und verfolgt werden, jetzt, in vielen Teilen der Welt. Doch diese Brüder und Schwestern sind im Leiden von Freude und vom Heiligen Geist erfüllt“.

Abschließend forderte Franziskus auf, auf Jesus zu blicken: „Er entsendet uns, das Evangelium zu verkündigen, voll Freude seinen Namen zu verkündigen, erfüllt von Freude“. Der Papst unterstrich, dass man nie „Angst vor der Freude des Geistes“ haben dürfe, eine Angst, die dazu führe, sich in sich selbst zu verschließen.

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