Vatikan dämpft Erwartung an Papstbesuch 2017

11. April 2013 in Aktuelles


Kurienkardinal: Franziskus hat keine Antwort auf EKD-Einladung gegeben


Rom (kath.net/idea) Die Erwartung, dass Papst Franziskus zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017 nach Deutschland kommt, hat der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, gedämpft. Der Papst habe auf die Einladung des EKD-Ratsvorsitzenden, Präses i.R. Nikolaus Schneider (Berlin), noch keine Antwort gegeben, stellte der Schweizer Kurienkardinal in einem Interview mit Radio Vatikan fest. Bei einer Privataudienz am 8. April hatte Schneider das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche eingeladen, an den Veranstaltungen zur Erinnerung an den Thesenanschlag des Reformators Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 in Wittenberg teilzunehmen. Der Vatikan sieht unter anderem wegen der auf die Reformation folgenden Kirchenspaltung und der Religionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts keine Veranlassung, die Reformation zu „feiern“, sondern will ihrer lediglich „gedenken“.

Schneider: Es geht um ein Christusfest

Der EKD-Ratsvorsitzende betonte, dass es beim Reformationsjubiläum nicht darum gehe, „den Geburtstag der evangelischen Kirche“ zu feiern. Luther habe keine neue Kirche gründen, sondern die katholische reformieren wollen. Man wolle auch nicht die Schattenseiten der Reformation und des Reformators ausblenden. Vielmehr solle das Jubiläum als ein Christusfest gestaltet werden, das jeder Christ mitfeiern könne.

Koch: Vatikan nicht Ansprechpartner für die EKD

Koch machte gegenüber Radio Vatikan ferner auf unterschiedliche Zuständigkeiten aufmerksam. Nicht der Vatikan sei der eigentliche Ansprechpartner für die EKD, sondern die Deutsche Bischofskonferenz. Das Luthertum sei hingegen eine „weltweite Größe“, so Koch. Der Vatikan führt theologische Gespräche vor allem mit dem Lutherischen Weltbund (LWB). Mit ihm hatte er auch 1999 die Gemeinsame Erklärung über die Rechtfertigungslehre vereinbart. Koch selbst nahm im vorigen November zwar an der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Timmendorfer Strand bei Lübeck teil, nicht aber an der sich anschließenden EKD-Synode. Die EKD versteht sich nicht als eigenständige Kirche, sondern als Gemeinschaft von 20 lutherischen, unierten und reformierten Kirchen.

Papier über Reformationsgedenken fertig

Wie Koch im aktuellen Interview weiter im Blick auf Gespräche zwischen der katholischen und der lutherischen Kirche sagte, habe die zuständige Internationale Kommission ein Dokument über das Reformationsgedenken 2017 erarbeitet. Es trage den englischsprachigen Titel „From Conflict to Communion“ (Vom Konflikt zur Gemeinschaft). Das Papier sei fertig, solle aber erst veröffentlicht werden, wenn die deutsche Übersetzung vorliege. Weltweit hat die römisch-katholische Kirche etwa 1,2 Milliarden Mitglieder. Die Zahl der Lutheraner beträgt etwa 74 Millionen; davon gehören knapp 71 Millionen den LWB-Mitgliedskirchen an.

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