Pater Jalics entlastet Papst Franziskus

21. März 2013 in Chronik


Jalics wies die Behauptung, seine Festnahme sei auf Initiative des damaligen argentinischen Jesuitenprovinzials Jorge Mario Bergoglio geschehen, am Mittwoch als falsch zurück.


München (kath.net/KNA) Der während der argentinischen Militärdiktatur (1976 bis 1983) gefolterte Jesuit Franz Jalics hat Papst Franziskus im Zusammenhang mit seinem damaligen Verschwinden entlastet. Jalics wies die Behauptung, seine Festnahme sei auf Initiative des damaligen argentinischen Jesuitenprovinzials Jorge Mario Bergoglio geschehen, am Mittwoch als falsch zurück. Am vergangenen Freitag hatte Jalics noch erklärt, er könne zur Rolle von Bergoglio in diesem Zusammenhang nichts sagen.

Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen, gab der heute in Oberfranken lebende 85-jährige Jesuit eine «ergänzende Erklärung» ab, die die deutschen Jesuiten auf ihrer Internetseite veröffentlichten. Darin schreibt er, früher habe er selber der Ansicht zugeneigt, Opfer einer solchen Anzeige geworden zu sein. «Ende der 90er Jahre aber ist mir nach zahlreichen Gesprächen klar geworden, dass diese Vermutung unbegründet war.»

Wie es in seiner Stellungnahme weiter heißt, wurden in der argentinischen Jesuitenprovinz und in kirchlichen Kreisen «schon in den Jahren davor falsche Informationen verbreitet, dass wir darum ins Elendsviertel gezogen sind, weil wir selber zur Guerilla gehörten». Das sei aber nicht der Fall gewesen. Jalics vermutet indes, dass diese Gerüchte der Grund waren, warum er und ein Mitbruder nicht sofort freigelassen wurden.

Nach Jalics' Darstellung brachte seine verhaftete frühere Mitarbeiterin, die sich der Guerilla angeschlossen hatte, die Militärs im Mai 1976 auf seine Spur. Der mit dem Verhör befasste Offizier habe ihn und seinen Mitbruder aber nach fünf Tagen für unschuldig befunden und die Rückkehr in ihr Armenviertel in Aussicht gestellt. Trotzdem seien sie dann noch fünf Monate gefesselt und mit verbundenen Augen inhaftiert gewesen.

Da es zuvor inhaltliche Differenzen mit ihrem damaligen Provinzial gegeben hatte, warfen argentinische Publizisten Bergoglio drei Jahrzehnte später vor, dieser habe die beiden schutzlos gelassen und damit indirekt den Militärs ausgeliefert. Das wurde inzwischen von Familienangehörigen von Jalics und von Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel dementiert.

Bergoglio selbst sagte 2010 in einem Zeitungsinterview, er habe sich während der Diktatur für mehrere bedrohte Seminaristen und Priester eingesetzt. Dabei habe er auch mit den Junta-Führern General Jorge Videla und Emilio Massera gesprochen, um sich für die Betroffenen einzusetzen.
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kath.net dokumentiert die Erklärung von Pater Jalisc SJ im Wortlaut:

Seit meiner Erklärung vom 15. März dieses Jahres habe ich sehr viele Anfragen bekommen, deswegen möchte ich folgendes ergänzen. Ich fühle mich dazu nahezu verpflichtet, weil manche Kommentare das Gegenteil dessen bedeuten, was ich gemeint habe.

Dies sind nun die Tatsachen: Orlando Yorio und ich wurden nicht von Pater Bergoglio angezeigt. Wie ich in meiner früheren Erklärung deutlich gemacht habe, sind wir wegen einer Katechetin verhaftet worden, die zuerst mit uns zusammenarbeitete und später in die Guerilla eintrat (aufgrund eines Übersetzungsfehlers wurde sie in der vorigen Erklärung als Mann bezeichnet). Dreiviertel Jahre lang haben wir sie nicht gesehen. Zwei oder drei Tage nach ihrer Verhaftung wurden dann auch wir festgenommen. Der Offizier, der mich verhört hat, bat um meine Dokumente. Als er sah, dass ich in Budapest geboren war, hielt er mich für einen russischen Spion.

In der argentinischen Jesuitenprovinz und in kirchlichen Kreisen wurden schon in den Jahren davor falsche Informationen verbreitet, dass wir darum ins Elendsviertel gezogen sind, weil wir selber zur Guerilla gehörten. Das war aber nicht der Fall. Meiner Vermutung nach sind diese Gerüchte aber der Grund, weswegen wir nicht sofort freigelassen worden sind.

Früher neigte ich selber zu der Ansicht, dass wir Opfer einer Anzeige geworden sind. Ende der 90er Jahre aber ist mir nach zahlreichen Gesprächen klar geworden, dass diese Vermutung unbegründet war.
Es ist daher falsch zu behaupten, dass unsere Gefangennahme auf die Initiative von Pater Bergoglio geschehen ist.

Franz Jalics SJ
20. März 2013


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