Das wird nicht immer bequem sein – aber großartig!

19. März 2013 in Kommentar


Ein Priester, der Franziskus kennt, sagte mir, es ist wirklich alles echt: die Bescheidenheit, die Liebe für die Armen, der Humor. Und "Er ist wirklich, wirklich gläubig." Von Eduard Habsburg


Vatikan (kath.net/Habichtsburg) Der Papst ist noch gar nicht eingeführt, da geht schon das große Spekulieren los. Wird Franziskus alles ändern? Ist er eher liberal? Eher konservativ? Wirft er alles über Bord, was gut und heilig ist? Zum Teil hat Jorge Bergoglio das natürlich selber mit verantwortet, dadurch, dass er in den ersten Minuten, Stunden, Tagen starke optische wie inhaltliche Zeichen gesetzt hat, die ahnen lassen: dieser Papst wird viel anders machen; wir werden uns von manchem Liebgewonnenen verabschieden müssen.

Den neuesten "herumgemailten" Artikel hat Alexander von Schönburg in der "Welt" verfasst: "Auch Bescheidenheit kann Arroganz sein".

In einem geschliffenen Deutsch und mit viel Sachkenntnis sammelt von Schönburg wie in einem Brennglas alle Bedenken und das Unbehagen der "konservativen Reichshälfte": Er sieht die Wahl als Kontinuitätsbruch, als Triumph der "Gegner Ratzingers", deutet genau die Machtverhältnisse, die die Wahl herbeigeführt haben, vermutet eine vorgeschobene Bescheidenheit, um alle einzulullen, eine ungesunde Verquickung von Amt und Person, und dahinter einen Masterplan zum Umkrempeln von Weihepriestertum, Papstamt etc.

Ich schätze Alexander v. Schönburg sehr und denke, er hat einen scharfsinnigen Artikel geschrieben. Doch - darf ich alle bitten, jetzt einen Schritt zurückzutreten? Wir sprechen hier nicht von einem brillianten Maulwurf, der es dank eines linken Netzwerks geschafft hat, allen Kardinälen Sand in die Augen zu streuen, um den wahren Glauben zu zerstören. Wir reden vom 266. Nachfolger Petri, unserem neuen und aktuellen Papst, der, mit großer Mehrheit von den Kardinälen der katholischen Kirche gewählt worden ist; unterstützt von (mindestens) über 300.000 Betern, die konkret für diese "adoptierten" Kardinäle gebetet haben.

Bitte, verfallen wir doch nicht in die journalistische Falle, das alles rein immanent zu sehen, als ein Macht-Hickhack zwischen Fraktionen. Wir glauben, dass der Heilige Geist bei der Papstwahl dabei ist. Wenn er nun einen Mann hat Papst werden lassen, der uns auffordert, einen Schritt voran zu gehen, zum Beispiel auf die Armen zu, dann sollten wir diesen Schritt mutig mitmachen und uns freuen. Nochmals: Wir reden hier vom PAPST. Wir dürfen uns vertrauensvoll unter seine Führung stellen. Auch wenn er gewisse Kleidungsstücke nicht anzieht, wenn er auf die Loggia tritt. Manche unserer Großeltern waren damals sicher entsetzt, als die Sedia Gestatoria und die Pfauenfedern abgeschafft wurde. Fehlen sie mir? Nein.

Ich habe mit einem einfachen Priester gesprochen, der Franziskus als Bischof in Südamerika über einen längeren Zeitraum kennen lernen durfte. Er sagt, es ist wirklich alles echt: die Bescheidenheit, die Liebe für die Armen, der Humor. Dann sagte er mir zwei Dinge, die für mich zentral sind: "Er ist immer für seine Priester da." und "Er ist wirklich, wirklich gläubig." Für mich ist das genug, das und sein Blick, wenn er bei der Wandlung den Leib Christi erhebt, dieser lange Blick der Zwiesprache.

Gestern sagte meine Frau im Gespräch zu mir: "Ich habe das Gefühl, es beginnt ein Einkehrtag, wo dieser Mann uns in die Tiefe führen wird. Er wird Seiten unseres Glaubens öffnen, die verkümmert waren. Das wird nicht immer bequem sein, aber großartig."

Besser könnte ich es nicht zusammenfassen.

Dr. Eduard Habsburg-Lothringen ist der Medienreferent des St. Pöltener Bischofs Klaus Küng

Nach dem Konklave: der frischgebackene Papst Franziskus benutzte nicht die Limousine, sondern den Bus der Kardinäle



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