Schönborn: Vorkonklave zeigt Kraft der Kirche vieler Länder

9. März 2013 in Weltkirche


Wiener Kardinal: Besprechungen der Kardinäle verschaffen Einblick über weltweite Situation der Kirche – Vatikanexperte Brandmayr: Vorkonklave hat für Sondierung der Lage eine besondere Bedeutung


Wien (kath.net/KAP) Die Tage der Vorbereitung auf die Papstwahl sind im Vatikan laut dem Wiener Erzbischof Christoph Schönborn eine sehr bereichernde Zeit. Bischöfe aus der ganzen Welt seien in Rom versammelt; sie "beten und beraten, tauschen aus über die oft dramatischen Situationen ihrer Länder" berichtet der Kardinal in seiner wöchentlichen Freitagskolumne für die Wiener Gratiszeitung "Heute".

Er erlebe in diesen Tagen besonders, dass Gott der Kirche neue Kraft gebe, und er empfinde große Dankbarkeit für sie.

Er wundere sich immer neu über das "gewaltige Interesse" am Konklave, so Kardinal Schönborn, zumal es für kritische Augen bloß eine Versammlung "älterer und alter Männer" zur Wahl des Leiters jener Institution sei, "die vielfach negative Schlagzeilen liefert".

Sichtbar werde für ihn beim Vorkonklave jedoch, wie sich die Kirche in den einzelnen Regionen bemühe, "Not zu lindern, Konflikte zu schlichten, Bildung zu fördern, Glauben zu stärken, Hoffnung zu geben, das Evangelium zu leben", hebt der Wiener Erzbischof hervor. Deutlich zeige sich, "welche Kraft und Weisheit auch das Alter hat".

Vatikan-Experte Brandmayr: Suche nach Überblick

Ähnlich hat auch Franz Xaver Brandmayr, Rektor des päpstlichen Priesterkollegs "Santa Maria dell'Anima" in Rom, am Donnerstagabend in der "ZIB2" die Funktion des Vorkonklaves beschrieben: Die Tage vor der eigentlichen Papstwahl hätten für die Sondierung der Lage eine besondere Bedeutung, zumal "Kardinäle aus allen Erdteilen einbringen, was ihre Gläubigen bewegt".

Es gebe in dieser Zeit genügend Themen zu besprechen, die später im Konklave nichts verloren hätten: Diese sei dann ein "wirklich geistlicher Prozess mit Gebet und geistlicher Vertiefung", so der Wiener Diözesanpriester. Allgemein rechne man mit einem neuen Papst bis Palmsonntag (24. März).

Schon beim vorigen Konklave 2005, erinnerte Brandmayr, sei der später zum Papst gewählte Kardinalsdekan Joseph Ratzinger jener gewesen, der bei diesen Sondierungen "rasch auf alle eingehen, sich einen Überblick verschaffen und Verständnis für alle zeigen" konnte, weshalb damals am Ende der Entscheidungen für die Kardinäle seine Wahl zum Papst klar gewesen sei. Dass er als nun emeritierter Papst Benedikt XVI. keinerlei direkten Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers treffen wolle, sei bereits durch seinen Aufenthalt außerhalb Roms in Castel Gandolfo ersichtlich.

Die Chancen Schönborns bei der Papstwahl wollte Brandmayr nicht beurteilen, "beeindruckend ist jedoch: Alle stürmen über ihn her, alle kennen ihn und er spricht mit allen in allen Sprachen", so der Rektor, der dem Wiener Erzbischof zudem das "große Vertrauen vieler Kardinäle" attestierte: "Er ist sicher einer, der den Überblick hat und der gut vermitteln kann."

Gegenüber den "Salzburger Nachrichten" (Freitag) bezeichnete Brandmayr Schönborn als "Königsmacher": "Der Kardinal hat im Moment wohl eine ähnlich wichtige Rolle, wie Kardinal Franz König bei der Wahl von Kardinal Wojtyla gehabt hat." Seine klare Linie für mehr Transparenz im Vatikan und "Null Toleranz" bei Missbrauchsfällen werde vor allem ins Treffen geführt, und genau diese Fragen würden im Vorkonklave eine große Rolle spielen.

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