4. März 2013 in Weltkirche
Die Entscheidung zum Priestertum fasste der Frankokanadier Ouellet nach einem Beinbruch mit 17 Jahren, als er die "Geschichte einer Seele" der Heiligen Thérèse von Lisieux las
Vatikan (kath.net/KAP) Als Präfekt der Bischofskongregation war der polyglotte Kanadier Marc Ouellet (Foto) bis jetzt für eine Behörde zuständig, die Bischofsernennungen weltweit vorbereitet, soweit sie nicht in die Kompetenz der Missions- oder Ostkirchenkongregation fallen. Zwischen 2002 und 2010 sammelte der jetzt 68-jährige Ouellet als Erzbischof in seiner Heimat Quebec pastorale Erfahrung in der Leitung einer großen Ortskirche.
Ouellet wurde 1944 in Amos (Quebec) in eine französischsprachige Familie mit acht Kindern geboren. Sein Vater war Landwirt und Direktor der lokalen Schulbehörde. Der kleine Marc las am liebsten Bücher, spielte Eishockey, ging jagen und fischen und half der örtlichen Feuerwehr, Waldbrände zu bekämpfen.
Die Entscheidung zum Priestertum fasste Ouellet nach einem Eishockey-Unfall mit Beinbruch mit 17 Jahren, als er die "Geschichte einer Seele" der Heiligen Thérèse von Lisieux las.
Ouellet studierte in Montreal Theologie, wurde 1968 zum Priester geweiht und trat 1972 in den Sulpizianer-Orden ein. In Innsbruck setzte er sein Studium fort und erwarb 1974 ein Lizenziat. Promoviert hat Ouellet im Fach Dogmatik über den von Benedikt XVI. hoch geschätzten Theologen Urs von Balthasar, weshalb der Kanadier als "gestandener Ratzingerianer" gilt. Ouellet war auch Redakteur in Ratzingers Zeitschrift "Communio".
Von 1984 bis 1989 war Marc Ouellet Rektor des Priesterseminars von Manizales in Kolumbien. 1989 wurde er Rektor des Montrealer Seminars, 1994 Rektor des St.-Joseph-Priesterseminars in Edmonton. Ab 1996 unterrichtete er als Dogmatikprofessor an der römischen Lateranuniversität.
Am 3. März 2001 ernannte Papst Johannes Paul II. den Kanadier zum Titularerzbischof von Acropolis und holte ihn als Sekretär des Ökumenerats in den Vatikan. Ein Jahr später folgte die Ernennung zum Erzbischof von Quebec, 2003 die zum Kardinal.
Benedikt XVI. berief Ouellet zum Generalrealtor der XII. Generalversammlung der Bischofssynode, die vom 5. bis zum 26. Oktober 2008 in Rom tagte. 2010 kam zum zweiten Mal der Ruf nach Rom, wo Ouellet Präfekt der Bischofskongregation und Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika wurde.
Ouellets Arbeitspensum und Tempo sind im Vatikan inzwischen legendär. Hier kam er häufig mit dem Papst zusammen, dessen Aufgaben und Position er 2011 in einem Interview als "Alptraum mit einer riesigen Verantwortung" bezeichnete, für die sich keiner im Ernst bewerben könnte.
Kardinal Ouellet erwarb sich Anerkennung als Aufklärer im kirchlichen Missbrauchs-Skandal. Im Rahmen der wegweisenden Missbrauchs-Konferenz vor einem Jahr an der Gregoriana in Rom leitete er einen Gottesdienst, in dem es zu einer besonderen liturgischen Versöhnungsgeste kam: Je sieben Missbrauchsopfer und -täter nahmen teil, die Täter baten dabei für ihre Verfehlungen um Vergebung. Und beim Eucharistischen Weltkongress im Juni 2012 in Dublin führte Ouellet lange persönliche Gespräche mit irischen Missbrauchsopfern.
In den vergangenen Jahrzehnten habe die Kirche erfahren, "wie viel Leid und Verzweiflung dieser Missbrauch Tausenden von Opfern zugefügt hat", sagte er damals. Und bekannte, "dass die Antwort mancher Kirchenbehörden auf diese Verbrechen oft unzureichend und ineffizient war, - trotz klarer Anweisungen im Kirchenrecht".
In seiner Funktion als eine Art "Personalchef" der Kirche erläuterte Ouellet in der katholischen Tageszeitung "Avvenire", wie ein katholischer Bischof heute beschaffen sein muss. Im Kontext säkularisierter Gesellschaften "brauchen wir Bischöfe, die die ersten Evangelisierer einer Diözese sind und nicht bloße Verwalter derselben", so der Kurienkardinal. Sie sollten nicht nur theologisch treu zum Lehramt und zum Papst stehen, "sondern auch imstande sein, den Glauben darzulegen und notfalls auch öffentlich zu verteidigen".
Vor seiner Berufung an die Bischofskongregation wurde Ouellet zugutegehalten, Rom, den Vatikan und die Kurie zu kennen, ohne ein "Kurialer" bzw. Mitglied einer kurialen Seilschaft zu sein. Bei seiner Wahl dürfte entscheidend gewesen sein, dass er die Weltkirche kennt. Er spricht sechs Sprachen, ist viel gereist und ist seit vielen Jahren mit Bischöfen in aller Welt gut vernetzt.
Predigt von Kardinal Ouellet beim Eucharist. Kongress in Dublin, Juni 2012
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Foto Kardinal Ouellet: © Archdiocese of Quebec
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