Papst Benedikt XVI. hat die 'Pille danach' nicht gebilligt

19. Februar 2013 in Aktuelles


Gänswein widerspricht nach Medienberichten der Aussage, dass „ein Telefonat zwischen Kardinal Meisner und dem Papst oder ihm selbst stattgefunden habe" UPDATE: Prof. Spieker korrigiert die span. Medienberichte


Vatikan (kath.net/ACI/EWTN Noticias) Papstsekretär Georg Gänswein stellt kategorisch klar, dass weder er noch der Papst dem Gebrauch der potentiell abtreibenden „Pille danach“ zugestimmt haben. Das berichtet Aci Prensa/EWTN Noticias.

Entsprechend dieser Medienberichte informierte Professor Manfred Spieker, Freund des Papstes, Freund Kardinal Meisners und Berater des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, dass er am 14. Februar um 23.06 Uhr eine Email von Erzbischof Gänswein erhalten habe, in welcher der Sekretär des Papstes kategorisch abstreitet, dass der Dialog, auf den sich Efe bezieht, stattgefunden habe. Gemäß dieser Email widerspricht Gänswein außerdem der Darstellung, „ein Telefonat zwischen Kardinal Meisner und dem Papst oder ihm selbst stattgefunden habe“ oder dass es „eine schriftliche oder mündliche Billigung“ der „Pille danach“ gegeben habe. Vielmehr erkenne der Papstsekretär an, dass „die Erklärung [von Kardinal Meisner] problematisch ist und er das Nötige tun wird, um die Situation in Rom zu klären“.

Spieker erklärt weiter, dass ebenfalls nicht wahr sei, dass die Päpstliche Akademie für das Leben (die Efe als „Päpstliche Akademie“ bezeichnet) oder die Kongregation für die Glaubenslehre (die Efe als „Kongregation für die Verteidigung des Glaubens“ bezeichnet) die Erklärung von Kardinal Meisner gebilligt hätten.

Wissenschaftler: „Pille danach“ hat potentiell abortiven Wirkmechanismus, insbesondere wenn der Eisprung schon geschehen ist

Der Forscher Dr. Germán Alvarado, PhD in Epidemiologie an der Michigan State University (USA) und Master in Öffentlicher Gesundheit an der Université Libre de Bruxelles (Belgien), sagte gegenüber ACI Prensa, dass „es notwendig ist –im Licht der aktualisierten medizinischen Information– klarzustellen, dass es nicht ethisch ist, (die ‚Pille danach‘) zu verschreiben, wegen des potentiell abortiven Wirkmechanismus, den sie hat, insbesondere wenn der Eisprung schon geschehen ist“.

Der Wissenschaftler erläuterte weiter: „Es ist wichtig, zu unterstreichen, dass die wenigen Studien, die in den letzten Jahren (über den Wirkmechanismus der ‚Pille danach‘) veröffentlicht worden sind und die keinen antiimplantatorischen Wirkmechanismus finden, ernste methodische Fehler aufweisen (wie zum Beispiel eine sehr kleine Probemenge) sowie Finanzierung durch Institutionen, die Abtreibung befürworten“. In den Fällen von Vergewaltigung sollen die katholischen Krankenhäuser nach „einem Protokoll (vorgehen), welches das Opfer auf ganzheitliche Weise, mit viel Mitgefühl, unterstützt und das alle notwendigen diagnostischen und therapeutischen Verfahren beinhaltet, unter der Bedingung, dass sie immer das Leben achten“, so Alvarado.

Auch der spanische Arzt José María Simón Castellví, Vorsitzender des Internationalen Verbandes von Vereinigungen Katholischer Ärzte (FIAMC) und Mitglied des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst ist, hatte gegenüber ACI Prensa festgestellt, dass „es scheint, dass die Worte des Kardinals manipuliert wurden“. „Auf jeden Fall“ so erläuterte Simón Castellví, „hat die ‚Pille danach‘ eine antiimplantatorische Wirkung (der die Einnistung des Embryos in die Gebärmutter verhindert) in 70% der Fälle, in denen die Frau fruchtbar ist“, kath.net hat berichtet.

Sophia Kuby: Die Erklärung über die „Pille danach“ hat Verwirrung gestiftet

Sophia Kuby aus Deutschland, führende Lebensrechtsaktivistin und Leiterin der Organisation European Dignity Watch, kommentierte gegenüber ACI Prensa, dass „die Diskussion über die Erklärung Kardinal Meisners über die Verabreichung der ‚Pille danach‘ im Falle von Vergewaltigung über die deutschen Grenzen hinaus Verwirrung gestiftet habe“. Die Erklärung sei trotzdem „in keinem Fall eine Legitimierung der ‚Pille danach‘ seitens der Katholischen Kirche, als welche sie weithin interpretiert wurde“. Kuby erinnerte außerdem daran, dass Kardinal Meisner „gesagt hat, dass, im Fall von Vergewaltigung, eine ‚Pille danach‘ in katholischen Krankenhäusern verschrieben werden könne, wenn sie nur einen kontrazeptiven (den Eisprung verhindernden) und keinen abortiven Effekt hat. Aus moraltheologischer Sicht ist diese Erklärung in Übereinstimmung mit der katholischen Lehre. Dennoch ist sie falsch im Hinblick auf die Tatsachen und ihr mangelt es an wissenschaftlicher Evidenz“.

Kuby präzisierte, dass es nämlich „keine Pille gibt, die nur den Eisprung verhindert. Die ‚Pille danach‘ der neuesten Generation kann als Wirkmechanismen den kontrazeptiven, wie die Verhinderung des Eisprungs, der Ausbreitung des Spermas oder der Befruchtung haben. Trotzdem kann der abortive Wirkmechanismus nie ausgeschlossen werden.“ Deshalb, schlussfolgert Kuby, „sind alle auf dem Markt verfügbaren ‚Pillen danach‘ potentiell abortiv, das heißt, dass sie die befruchtete Eizelle vernichten können, welche das erste Stadium des menschlichen Embryos ist“.

Einige Tage zuvor hatte die spanische Nachrichtenagentur „Efe“ in einem Artikel mit dem Titel „Benedikt XVI. hat den Gebrauch der ‚Pille danach‘ in Deutschland autorisiert“ behauptet, dass der Papst „in den deutschen katholischen Krankenhäusern den Gebrauch der Notfallkontrazeptionspille, bekannt als ‚Pille danach‘, bei Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung geworden sind, aufgrund des Skandals um eine junge Frau, die, nach Erleiden sexueller Übergriffe, in zwei Kölner Kliniken nicht behandelt worden war“, autorisiert habe. Der Artikel wies daraufhin, dass die Information bekanntgegeben wurde vom „Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, in Erklärungen gegenüber der Zeitung Kölner Stadt Anzeiger, in welchen er kommentiert, dass seine jüngste Entscheidung, den Gebrauch dieses Verhütungsmittels zu autorisieren, mit der Kongregation für die Verteidigung des Glaubens und der Päpstlichen Akademie abgesprochen worden war“. Der Efe-Artikel brachte außerdem folgenden angeblichen Dialog zwischen dem Kölner Kardinal und Kurienerzbischof Georg Gänswein: Gänswein habe „mir gesagt: ‚Der Papst weiß Bescheid. Es ist alles in Ordnung‘“.

Die Pressestelle des Erzbistums Köln hat inzwischen Aussagen über dieses Thema wegen des missverständlichen Eindrucks korrigiert: „Köln korrigiert: Papst wusste nichts über Vorstoß zur 'Pille danach'!“

UPDATE: Professor Manfred Spieker widerspricht in einer Stellungnahme dieser Darstellung seiner Aussagen durch ACI-Prensa/EWTN Notivias:
Erzbischof Gänswein und die Kölner Erklärung zur 'Pille danach'


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