Die Sportler sollen frömmer und die Frommen sportlicher werden!

24. Jänner 2013 in Weltkirche


Heiligenkreuzer "Sport-Pater" Wallner über den Zusammenhang von Kirche, Glaube und Sport - "Wir leben in einer Welt, in der wir unsere Körperlichkeit neu mit der Seele verbinden müssen"


Wien (kath.net/KAP) Er trainiert fast täglich, drückt nach eigenen Angaben 130 Kilogramm und fühlt sich erst ganz wohl, wenn er körperlich ausgepowert ist: "Dann bin ich geistig ganz hell und kann besser studieren, das Gebet wird dadurch tiefer, ich bin ausgeglichener": P. Karl Wallner. Körperliches und seelisches Gleichgewicht gehören für den Sprecher des bekannten Wienerwaldstiftes Heiligenkreuz, zugleich Rektor der stiftseigenen Hochschule, zusammen. "Wenn ich den Sport früher entdeckt hätte, hätte ich mir in meiner klösterlichen Jugendzeit viele Neurosen erspart", zeigt sich P. Wallner überzeugt, um augenzwinkernd hinzuzufügen: "Wenn ich Bischof oder Abt wäre, würde ich das Training verpflichtend einführen".

Sport und Spiritualität, da ist sich P. Wallner sicher, gehören von jeher zusammen. Ausführlich äußert sich der rastlose Zisterzienser, der derzeit den Ausbau der Hochschule und den Aufbau des hauseigenen CD-Labels gleichzeitig vorantreibt, zu diesem Thema in einem Interview mit dem gleichfalls sportbegeisterten Pfarrer von Trausdorf und Oslip (Burgenland), Zeljko Odobasic. "Sport. Eine neue Religion?" heißt das Buch von Odobasic, in dem neben P. Wallner auch sportliche Größen wie Toni Polster, Andreas Ivanschitz, Michaela Dorfmeister und andere zu Wort kommen.

Mystik und Sport

In der katholischen Kirche ortet P. Wallner ein eindeutiges Defizit bei der "Pflege der Körperlichkeit". Daher empfehle er auch dringend jungen Priesteramtsstudenten wie altbewährten Geistlichen, sich einen sportlichen Ausgleich zum geistlichen Tätigkeit zu suchen. Nur so könne man langfristig auch ein in der Öffentlichkeit gängiges Priesterbild "des Frommen, Blassgesichtigen" zurechtrücken, denn: "Das ist sicher nicht das richtige Priesterbild, das wir im 21. Jahrhundert haben sollten."

Lehrreich sei diesbezüglich etwa ein Blick in die Kirchen- und vor allem Ordensgeschichte: So seien die in benediktinischer Tradition stehenden Zisterzienser nie nur Beter oder Studierer gewesen. Schwere körperliche Arbeit und tiefe Spiritualität hätten sich von jeher ergänzt, so P. Wallner: "Ich glaube, dass diese Mystik der Zisterzienser durch den Sport entstanden ist, und ich glaube auch, dass Sport Priestern bei vielen Problemen helfen kann." Dies habe schließlich bereits der Apostel Paulus gewusst, der häufig Metaphern aus der Welt des Sportes benutzt und positiv besetzt habe. Er selbst habe sich dies in Form der Devise zu eigen gemacht: "Wir müssen schauen, dass die Sportlichen frömmer und die Frommen sportlicher werden."

"Praeparatorium ad Martyrium"

Das Stift Heiligenkreuz geht diesbezüglich mit gutem Beispiel voran: So gibt es neben den seit über zehn Jahren erfolgreichen "Geistlichen Sportwochen" für Burschen heuer auch erstmals im August eine "Geistliche Sport- und Gesundheitswoche für Priester". Frei nach dem bekannten Diktum des Dichters Juvenal, demzufolge nur in einem corpore sano auch ein mens sana wohnen kann ("ein gesunder Geist in einem gesunden Körper"), sollen Sport, Spiritualität und gesunde Ernährung miteinander ins Gleichgewicht gebracht werden.

Dabei hilft im übrigen maßgeblich ein hinter den dicken Stiftsmauern stilvoll und modern ausgestatteter Fitnessraum. Eingerichtet von Florian Henckel-Donnersmarck - Oscarpreisträger und Neffe des Alt-Abtes -, wird der Raum von den jungen Mönchen zum körperlichen Ausgleich vom geistigen Studium genutzt. Und damit man unter der Last der kiloschweren Hanteln den höheren Sinn nicht aus den Augen verliert, wird der Raum unter den Mönchen auch scherzhaft "Praeparatorium ad Martyrium" genannt.

2 Tipps:

Geistliche Sportwochen für Priester: INFOS

Geistliche Sportwochen für Burschen: INFOS

kathTube: P. Karl Wallner - Das Geheimnis der Hl. Messe




Foto: (c) Stift Heiligenkreuz

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