Bistum Chur: Gemeinsam für die Einheit mit der Weltkirche

14. Jänner 2013 in Schweiz


In Reaktion auf die „Pfarrer-Initiative“ erklärt der Churer Bischof Huonder, dass die Einheit der Kirche nicht jeweils lokal neu ausgehandelt wird, sondern inhaltlich und weltkirchlich begründet ist und bleibt.


Chur (kath.net/pbc) Bischof Vitus Huonder bedankt sich bei allen Personen, die seinen Brief vom 13. Dezember 2012 bezüglich der "Pfarrei-Initiative" beantwortet haben oder auf dem Postweg in den nächsten Tagen noch antworten werden. Er wird alle an ihn gerichteten Gedanken und Erklärungen studieren. Bis das weitere Vorgehen klar ist, verzichtet der Bischof von Chur weiterhin auf Personalentscheide bezüglich aller Personen, welche die Initiative unterstützen.

Es ist dem Bischof von Chur ein Anliegen, in diesen Tagen eng verbunden zu sein mit den Bischöfen von Basel und St. Gallen. Es ist wichtig, dass sich die Bischöfe nicht auseinanderdividieren lassen, sondern gemeinsam die Einheit mit dem Papst und der Weltkirche wahren.

Die "Selbstverständlichkeiten", die der Initiativ-Text nennt, richten sich gegen wesentliche Elemente des katholischen Glaubens, die auf der ganzen Welt gelten und vom Lehramt vorgegeben werden, und gegen die damit zusammenhängende Ordnung der Kirche. Um dies im Detail aufzuzeigen, stellt der Bischof allen Unterzeichnern entsprechende universalkirchliche Aussagen mittels eines Sticks in elektronischer Form zur Verfügung – ebenso den Medien, in denen meist nur berichtet wird, was die Initiative möchte, ohne dass erklärt wird, was eigentlich die Lehre der Kirche dazu sagt.

Link auf die Inhalte des Sticks .

In diesem Zusammenhang ist auch daran zu erinnern, dass die Einheit der Kirche nicht jeweils lokal neu ausgehandelt wird, sondern inhaltlich und weltkirchlich begründet ist und bleibt. So sagt das II. Vatikanische Konzil: "Der Bischof von Rom ist als Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen. Die Einzelbischöfe hinwiederum sind sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit in ihren Teilkirchen, die nach dem Bild der Gesamtkirche gestaltet sind. In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche. Daher stellen die Einzelbischöfe je ihre Kirche, alle zusammen aber in Einheit mit dem Papst die ganze Kirche im Band des Friedens, der Liebe und der Einheit dar" (Lumen Gentium, Nr. 23).

Auszug aus der internen Infomail des Bistums Chur zur Pfarrei-Initiative (Sept. 2012)

Lehramtliche Aussage aus dem Katechismus der katholischen Kirche:
97. Die katholische Kirche hält sowohl in ihrer Praxis wie in den offiziellen Texten daran fest, daß die Gemeinschaft der Teilkirchen mit der Kirche von Rom und die Gemeinschaft ihrer Bischöfe mit dem Bischof von Rom ein grundlegendes Erfordernis — im Plan Gottes — für die volle und sichtbare Gemeinschaft ist.

Fragen und Antworten

Was ist schlecht daran, den biblischen Auftrag ernst zu nehmen und sich als Seelsorger selber für Reformen einzusetzen?

Die Kirche ermuntert alle Menschen, den biblischen Auftrag ernst zu nehmen. Es ist aber kein katholisches Prinzip, selber entscheiden zu wollen, worin der biblische Auftrag im Einzelfall besteht. Also im Namen der Bibel zu handeln ganz ohne bzw. gegen die Leitungs- und Lehrautorität der Bischöfe und des Lehramtes. Nach katholischem Verständnis dürfen Hl. Schrift, Überlieferung, kirchliches Lehramt sowie Leitung der Kirche nicht auseinander gerissen oder gegeneinander gestellt werden. Deshalb haben fruchtbare Reformen nie Spaltungen provoziert, sondern die Einheit vertieft und gefestigt.

Gibt es der Kirchenleitung und Rom nicht zu denken, wenn in der Praxis gewisse Bestimmungen sowieso nicht mehr eingehalten werden?

Das führt zur Frage: muss man lehramtliche Weisungen ändern, wenn viele sich nicht mehr daran halten? Ist die Gültigkeit lehramtlicher Weisungen vom allgemeinen Zuspruch abhängig? Die Kirche hat nie den Anspruch gehabt, sich daran messen zu lassen, wie gut ihre Glaubensaussagen im Wechsel der Zeiten ankommen. Sondern nur daran, ob sie der offenbarten Wahrheit entsprechen. Dies allein kann der Massstab für kirchliches Handeln sein, nicht der Verweis auf eine konkrete, kulturell immer auch relative Praxis vor Ort.

Aber muss man Gott nicht mehr gehorchen als dem Papst oder Lehramt?

Aus der Sicht des katholischen Glaubens gibt es kein Konkurrenzverhältnis zwischen dem Willen Gottes und dem überlieferten Glauben der Kirche. Natürlich ist der Mensch seinem Gewissen verpflichtet. Auch verbietet sich ein moralisches Urteil über Menschen, die anders handeln, als das Lehramt vorsieht. Das heisst aber nicht, dass das Lehramt irrt, wenn das Gewissen etwas anderes sagt. Oder dass das Gewissen nur schon deshalb recht hat, weil es vom Lehramt abweicht. Es heisst nur, dass der Mensch frei ist und der Glaube immer eine persönliche Entscheidung bleibt. Generell sollte unterschieden werden zwischen dem einzelnen, persönlichen Gewissen und dem allgemeinen, objektiven Status des überlieferten Glaubensgutes der Kirche. Es gehört zur katholischen Lehre, dieses Glaubensgut als offenbarte Wahrheit zu betrachten. Dieses wird dem freien Gewissen der Einzelnen angeboten, ist in seiner Gültigkeit aber nicht abhängig von deren Zustimmung.

Ist es nicht fundamentalistisch, vorschreiben zu wollen, wer katholisch ist und wer nicht?

Nur Gott kann über den Glauben Einzelner urteilen. Wenn die Kirche durch ihr Lehramt spricht, urteilt sie aber nicht über den subjektiven Glauben des Einzelnen. Sondern sie ruft in Erinnerung, was zur katholischen Lehre gehört und was nicht. Diese Unterscheidung ist grundlegend. Niemand kann wissen, was ein anderer im Herzen glaubt. Und doch ist es für die weltweite Einheit der Kirche notwendig zu wissen, was zur katholischen Glaubenslehre gehört und was davon abweicht.


© 2013 www.kath.net