Ethikrat-Chefin warnt vor Selektion von Embryos nach Geschlecht

6. Jänner 2013 in Deutschland


Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen hält zudem die neuen Bluttests auf Down-Syndrom für „problematisch“, denn es gehe nur darum, ob die Frau abtreibt.


Bonn (kath.net/KNA) Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen (Foto), hat vor einem Missbrauch der Präimplantationsdiagnostik (PID) bei der Auswahl des Geschlechts der Kinder gewarnt. Es gebe auch in Europa Fälle, bei denen Paare eine genetische Untersuchung von im Reagenzglas erzeugten Embryos dazu nutzten, um das Geschlecht des Kindes gezielt zu bestimmen, sagte die Kölner Wissenschaftlerin dem Bonner «General-Anzeiger» (Freitag).

Besorgt zeigte sich die Professorin für Ethik in der Medizin, dass die PID in Deutschland nicht restriktiv genug angewendet wird. «Wir müssen dafür sorgen, dass die PID eine Ausnahme bleibt», sagte sie. Dazu müsse die Zahl der PID-Zentren auf maximal drei begrenzt bleiben. Die PID ist in Deutschland seit 2011 eingeschränkt zugelassen. Das Bundesgesundheitsministerium hatte zuletzt eine Verordnung vorgelegt, die nach Meinung von Kritikern die Zahl der PID-Zentren nicht begrenzt und deshalb zu einer Ausweitung der genetischen Tests an Embryonen führen könnte. Der Bundesrat muss dieser Verordnung noch zustimmen.

Woopen äußerte sich zu Berichten des UN-Entwicklungsprogramms UNDP, nach denen es auch in europäischen Ländern wie Albanien, Montenegro, dem Kosovo oder Mazedonien vermehrt eine gezielte Tötung von weiblichen Embryonen gebe. «Die Auswahl des Geschlechts halte ich für problematisch», sagte die Wissenschaftlerin. «Meine persönliche Meinung ist, dass Kinder ein Geschenk sind, das man annimmt.»

Nach Darstellung der Ethikrats-Chefin sind 105 Jungengeburten auf 100 Mädchengeburten normal. Wenn Länder aber über Jahre 112 bis 120 Jungengeburten auf 100 Mädchen aufwiesen, könne das wie gegenwärtig in Indien oder China zu sozialen Spannungen oder Gewalt gegen Frauen führen.

Woopen äußerte sich auch zu neuen genetischen Tests, bei denen mütterliches Blut zur Feststellung eines Down-Syndroms untersucht wird. «Ich halte die gezielte Suche ausschließlich nach dem Down-Syndrom für problematisch», sagte sie. Denn dabei gehe es nicht um Heilung oder medizinische Versorgung, sondern darum, ob die Frau abtreibt.

(C) 2013 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Foto Christiane Woopen: © www.ethikrat.org


© 2013 www.kath.net