Erweiterte Kompetenzen, höhere Weihen

7. Dezember 2012 in Aktuelles


Georg Gänswein wird Präfekt des Päpstlichen Hauses -Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Er gehört zu den bekanntesten Gesichtern des Vatikans und zählt zu den einflussreichsten Männern im Umkreis des Papstes. Jetzt hat der päpstliche Privatsekretär Prälat Georg Gänswein (56) eine noch bedeutendere Aufgabe erhalten: Benedikt XVI. ernannte ihn am Freitag zum Präfekt des Päpstlichen Hauses und erhob ihn in den Rang eines Erzbischofs. Als Nachfolger des zum Kardinal erhobenen US-Amerikaners James Michael Harvey (63) ist der promovierte Kirchenjurist aus dem Südschwarzwald künftig auch für den offiziellen Terminkalender des Papstes zuständig, für dessen Audienzplan und für die Betreuung von Staatsbesuchen.

Damit werden die Kompetenzen des Freiburger Geistlichen deutlich erweitert. Während der Privatsekretär abgeschirmt im päpstlichen Appartamento dem Pontifex zuarbeitet und die Regie über dessen privates Sekretariat führt, agiert er als Präfekt künftig auch in der Öffentlichkeit. Er empfängt Staatsgäste bei ihrer Ankunft im Vatikan, bereitet die Audienzen von Präsidenten und Staatsoberhäuptern beim Papst vor und entscheidet damit auch, wer wann und wie lange Zugang zum Kirchenoberhaupt erhält.

Gleichzeitig behält Gänswein offenkundig auch seine bisherige Tätigkeit als Privatsekretär des Papstes bei. Er bleibt damit weiterhin in der engsten Umgebung des Papstes, arbeitet und lebt im Appartamento - aber mit höheren Weihen, mit mehr Eigenständigkeit und breiteren Gestaltungsmöglichkeiten.

Die Berufung eines päpstlichen Privatsekretärs an die Spitze der Präfektur ist nicht ungewöhnlich. Auch Johannes Paul II. erhob seinen Sekretär Stanislaw Dziwisz 1998 in den Bischofsrang; er machte ihn zum "Beigeordneten Präfekten" des Päpstlichen Hauses - über dem freilich noch der Präfekt stand. Gänswein erhält nun in Personalunion zugleich die Leitung der Präfektur - und wird anders als Dziwisz sofort Erzbischof. Ein deutliches Zeichen der Wertschätzung von Seiten des Papstes, der sich in dieser Phase seines Pontifikats nicht von seinem engsten Mitarbeiter trennen will. Und der dessen fachlichen und organisatorischen Fähigkeiten so sehr vertraut, dass er sie im Sinne von Synergien noch breiter nutzen will. Denn die Beförderung bedeutet auch eine noch engere Verzahnung zwischen dem persönlichen Büro des Papstes und der Präfektur. Beide Stellen wachen über den Terminkalender des Papstes - freilich unter unterschiedlichen Gesichtspunkten.

Die absehbare Doppelaufgabe bedeutet, dass Gänswein insbesondere bei der Leitung der Präfektur stark auf gute Mitarbeiter setzen muss. Dort fungiert seit kurzem als Reggente und damit als Stellvertreter der als äußerst effizienter Arbeiter geltende Leonardo Sapienza. Bereits in der Vergangenheit galt die Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Papstsekretär als gut und reibungslos. - Und im päpstlichen Appartamento ist bereits ein zweiter Sekretär tätig, der Malteser Alfred Xuereb (53).

Die Ernennung Gänsweins zum Präfekten zeigt einmal mehr, dass Benedikt XVI. Schlüsselstellungen in seiner Umgebung gerne mit engen Vertrauten und alten Mitarbeitern besetzt. Zugleich ist die Beförderung ein Dementi für alle Stimmen, die meinten, Gänswein sei durch die Vatileaks-Affäre beschädigt: weil er seinerzeit den päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele nicht ausreichend kontrolliert habe. Die Bischofsweihe dürfte Gänswein am 6. Januar im Petersdom durch den Papst erhalten. Und von da ab wird der Papstsekretär auch äußerlich als Bischof erkennbar sein - mit violettem Pileolus (Scheitelkäppchen) und bischöflichen Brustkreuz.

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