Italienischer Kardinal als 'Gerechter unter den Völkern' geehrt

27. November 2012 in Chronik


Der frühere Florentiner Erzbischof und Kardinal Elia Dalla Costa hatte nach der Besetzung Italiens durch die Deutschen gemeinsam mit Vertretern der jüdischen Gemeinde zahlreiche Juden vor der Deportation bewahrt


Jerusalem (kath.net/KNA) Für die Rettung Hunderter Juden während der NS-Zeit ist der frühere Florentiner Erzbischof und Kardinal Elia Dalla Costa (1872-1961, s. Foto) als «Gerechter unter den Völker» anerkannt worden. Dalla Costa habe nach der Besetzung Italiens durch die Deutschen gemeinsam mit Vertretern der jüdischen Gemeinde zahlreiche italienische Juden sowie jüdische Flüchtlinge aus Frankreich und Jugoslawien vor der Deportation bewahrt, erklärte die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem zur Verleihung des Ehrentitels am Montag in Jerusalem.

Unter anderem habe der Kardinal seinen Privatsekretär und den Diözesanklerus dafür mobilisiert, Juden Zuflucht in Klöstern zu verschaffen. So habe er «eine zentrale Rolle in der Organisation und Operation eines weitläufigen Rettungsnetzwerkes» ausgeübt, so die Gedenkstätte. Zeitweise habe Dalla Costa jüdische Flüchtlinge in seinem eigenen Palais einquartiert. Nach dem im Dezember 1943 durch einen Verrat die meisten jüdischen Untergrundkämpfer verhaftet worden seien, habe die Verantwortung für die Rettungsaktionen hauptsächlich bei Kirchenvertretern gelegen. Viele hätten ihren Einsatz mit Haft und Folter bezahlt.

Der aus dem Veneto stammende Dalla Costa war 1931 zum Erzbischof von Florenz ernannt und 1933 zum Kardinal erhoben worden. Beim Besuch Adolf Hitlers in Florenz 1938 hielt er demonstrativ die Fenster des erzbischöflichen Palastes geschlossen und blieb den Feiern zu Ehren des Reichskanzlers fern. Zeitweise galt Dalla Costa als aussichtsreicher Kandidat für das Papstamt. Zwanzig Jahre nach seinem Tod wurde 1981 ein Seligsprechungsverfahren für ihn eröffnet; es ist noch in Rom anhängig.

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