16. November 2012 in Deutschland
Süddeutsche hatte sie als fundamentalistisch und angsteinflößend bezeichnet, doch die evangelisch-lutherische Landeskirche in Bayern bestätigt dies nicht.
München (kath.net/idea) Die bayerische Landeskirche hat die Vorwürfe gegen die evangelikal orientierte Lukas-Schule in München nicht bestätigt. Aufgrund eines kritischen Artikels der Süddeutschen Zeitung hatte die Kirche eine Untersuchung eingeleitet. Über die Ergebnisse berichtete der Schulreferent, Oberkirchenrat Detlef Bierbaum, am 15. November in München vor der Presse.
Unter Hinweis auf anonym gebliebene Eltern hatte die Zeitung geschrieben, die Schule sei
fundamentalistisch, kreationistisch und angsteinflößend. Dazu sagte Bierbaum, dass die
evangelikale Ausrichtung der Schule sie arbeitet auf der theologischen Grundlage der
Evangelischen Allianz nicht als fundamentalistisch bezeichnet werden könne. Die Lukas-Schule sie umfasst eine Grund-, Haupt- und Realschule sowie ein im Aufbau befindliches Gymnasium wird von rund 900 Kindern und Jugendlichen besucht.
Kein generelles Klima der Angst
Im Blick auf einzelne Vorwürfe sagte Bierbaum, dass an der Schule ein generelles Klima der Angst nicht erkennbar sei. Schüler hätten dies eindeutig bestätigt. Im Fall eines Jugendlichen, der die Schule verlassen musste, habe die staatliche Schulaufsicht bestätigt, dass der Träger den Schulvertrag rechtmäßig gekündigt habe. Zur Kritik an einem Schullandheimaufenthalt im österreichischen Zentrum der Missionsbewegung Fackelträger teilte Bierbaum mit, dass nach Auskunft der Evangelischen Kirche in Österreich keine theologischen Bedenken hinsichtlich dieser Bewegung vorliegen. Ferner habe die Untersuchung ergeben, dass es in zwei Fällen zu pädagogisch-didaktisch beziehungsweise theologisch missverständlichen Äußerungen von Lehrkräften zu Kreationismus und Homosexualität gekommen sei. Da diese Vorgänge mindestens eineinhalb Jahre zurücklägen, sei ihre Bewertung nicht einfach. Mit dem Verteilen einer kreationistisch ausgerichteten Bibelkommentierung des US-Theologen John MacArthur habe sich die Schule aber in Widerspruch zu den allgemeinen Bildungs- und Erziehungszielen der bayerischen Lehrpläne gesetzt. Die Süddeutsche hatte ihre Kritik damit begründet, dass MacArthur auch einen Erziehungsratgeber geschrieben habe, in dem das Schlagen von Kindern gerechtfertigt werde.
Eltern kritisieren Verhalten der Landeskirche
Laut Bierbaum hat die Kirche mit ihren Untersuchungen am Tag nach dem Erscheinen des kritischen Zeitungsberichts begonnen. Sie habe sich vergewissern wollen, ob die Voraussetzungen für eine staatliche Anerkennung der Schule nach wie vor gegeben seien. Dazu habe das Schulreferat Gespräche geführt, Unterrichtsstunden besucht und Lehrmaterialien geprüft. In zahlreichen Schreiben an die Kirchenleitung hätten Eltern die gute Arbeit der Lukas-Schulen gelobt. Sehr häufig sei Unverständnis darüber ausgedrückt worden, dass sich die Landeskirche nicht unverzüglich schützend vor die Schulen gestellt habe.
Hervorragende pädagogische Arbeit
Der Pädagogische Direktor im Landeskirchenamt, Eckhardt Landsberger (München), bezeichnete die pädagogische Arbeit an der Lukas-Schule als hervorragend. Die Schüler würden zu vorbildlichem Sozialverhalten erzogen. Den Lehrern gelinge es, auch mit schwierigen Schülern sensibel umzugehen. Verbesserungen seien selbstverständlich immer möglich.
Juristische Schritte der Schule gegen die Süddeutsche
In einer Stellungnahme der Schulleitung heißt es, dass die Vorwürfe der Süddeutschen nicht zuträfen. Bei den Untersuchungen seien sie von den betroffenen Lehrern zurückgewiesen sowie von Eltern und Schülern nicht bestätigt worden. Gegen die infame Behauptung der Zeitung, an der Schule werde mit dem Teufel gedroht, werde man juristisch vorgehen.
Nichts Negatives über den Leiter des Gymnasiums
Bei der Untersuchung wurde auch eine ehrenamtliche Tätigkeit des vor einem Jahr berufenen Leiters des Gymnasiums, Jörg Birnbacher, beleuchtet. Der Germanist und Historiker ist seit 1999 Vorsitzender des theologisch und politisch konservativen Vereins Die Wende. Ihm hatte die Süddeutsche vorgeworfen, auf der Internetplattform kreuz.net homosexuellenfeindliche Artikel veröffentlicht zu haben. Dazu erklärte Bierbaum, dass der Evangelischen Schulstiftung in Bayern keine Erkenntnisse darüber vorlägen, dass Birnbacher innerhalb oder außerhalb des Dienstes gegen ihm obliegende Pflichten verstoßen habe. Zu diesen Pflichten gehöre auch, zurückhaltend bei Äußerungen zu Fragen des öffentlichen Lebens zu sein.
Zeitung gab Unterlassungserklärung
Laut Birnbacher hat kreuz.net Pressemitteilungen, die er als damaliger Vorsitzender des Forums Geistige Wende an zahlreiche Medien verschickte, fälschlich als Namensbeiträge abgedruckt. Die Schule teilte inzwischen mit, es sei nachgewiesen, dass Birnbacher zu keinem Zeitpunkt Autor des radikalen Internetportals kreuz.nez gewesen war. In Bezug auf Behauptungen in diesem Zusammenhang hat sich die Süddeutsche Zeitung gegenüber Herrn Birnbacher zur Unterlassung verpflichtet, so die Schule. Der Pädagoge selbst kündigte an, den Vorsitz bei der Wende niederzulegen.
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