Obiora Ike: 'Europa schläft!'

23. Oktober 2012 in Interview


Theologieprofessor Obiora Ike beklagte beim kath.net-Interview in Heiligenkreuz, dass man nicht wisse, „ob Europa heidnisch ist oder atheistisch ist oder christlich ist oder alles innehat“. Dies sei aber „nicht die Welt, die wir von Europa erwarten“


Heiligenkreuz (kath.net/pl) „Europa schläft!“ Dies sagte Obiora Ike, bekannter Buchautor, Theologieprofessor und Generalvikar in Nigeria. Doch „die Zeit zum Schlafen ist vorbei!“, mahnte der im deutschsprachigen Raum sehr bekannte Priester und Menschenrechtler im Interview mit kath.net am Rand der Tagung in Heiligenkreuz zum Thema „Verfolgte und Verfolger - Gewalt und Gottesbilder“. Es sei „eine brisante Zeit, eine gefährliche Zeit, in der wir leben“, denn die Armut verbreite sich. Doch „man kann nicht Halb Christ sein und halb Heide, halb Christ und halb irgendetwas wischiwaschi, nein!“ Der europäische Mensch müsse wissen, dass die Basis seiner Geschichte und seiner Gesellschaft“ die „Basis des christlichen Erbes“ sei. „Und unser christliches Erbe ist basiert auf Glaube, auf Hoffnung, auf Liebe, auf Tugenden, auf Arbeit – harte Arbeit – und auf Stellungnehmen, auf Tugenden wie Wahrheit, wie Weisheit, die man uns schon über die Jahrzehnte gebracht hat. Denn wenn man auf das Leben Jesu schaut, dann sieht man einen, der für sein Volk und für die Wahrheit gestanden hat. Jesus hat immer Klartext geredet.“ Ike warnte, dass Europa keinen Klartext mehr rede. Auch wisse man nicht, „ob Europa heidnisch ist oder atheistisch ist oder christlich ist oder alles innehat“. Dies sei aber „nicht die Welt, die wir von Europa erwarten. Und deswegen sind wir als afrikanische Christen auch darauf bedacht, unsere Geschwistern in Europa irgendwie zu rütteln, damit sie aufstehen und dass sie dabei auch noch konkret und sachlich bleiben.“

Das Jahr des Glaubens nannte der Theologieprofessor „eine Herausforderung für die ganze Menschheit“. Denn der Mensch ist zum Glauben berufen. Der Mensch kann nur im Sinn leben und Glaube bietet Sinngebung.“ Er halte den Aufruf zum Jahr des Glaubens für einen „Kairos-Moment“, einen „Segensmoment für die ganze Welt. Wenn wir 50 Jahre des Beginns des Zweiten Vatikanums feiern“, dann „ist das sowohl für Europa wie auch für Afrika eine Wachstunde, ein Ruf. Ich denke, dass das Jahr des Glaubens – für unsere Leute besonders – auch um Ringen um Verständnis um den Katechismus, um unsere pastoralen Programme, sehr hilfreich sein wird.“

Ike äußerte sich außerdem zum Priestermangeln in Europa, der im starken Gegensatz zur Fülle an Berufungen in seinem eigenen Land steht. Die Wurzel für den Priestermangel sieht Ike in der mangelnden Bereitschaft, überhaupt Kinder zu bekommen.

Das KATH.NET-Interview mit Prof. Obiora Ike



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