Wie zwei einfache Katholikinnen Dorothy Day evangelisierten

11. Oktober 2012 in Weltkirche


US-Kardinal Dolan: Das Beispiel von zwei einfachen Mädchen evangelisierte eine junge sozialistische Intellektuelle, Dorothy Day. „Vielleicht braucht die Neuevangelisierung die Wiederentdeckung von manchem Altbewährten!“ Von Petra Lorleberg


Vatikanstadt (kath.net/pl) „Wegen der 'Synode für die Neuevanglisierung' bin ich für einen ganzen Monat in Rom. Schon jetzt vermisse ich euch alle – aber mein nächster Teller Spaghetti alla Carbonara wird mich da bestimmt wieder herausholen.“ Dies schrieb der New Yorker Erzbischof Timothy Kardinal Dolan in seinem Internet-Blog „The Gospel in the Digital Age“ mit einem gesunden Schuss Humor. Dolan, der Vorsitzende der US-amerikanischen Bischofskonferenz, ist einer der Synodalen der gegenwärtig im Vatikan tagenden Bischofssynode.

Doch dann wird er ernster. Derzeit sei seine Lektüre die Biographie von Dorothy Day, „All is Grace“, geschrieben von Jim Forest (Anm.: Für Dorothy Day läuft das Seligsprechungsverfahren). Beim Lesen stelle er sich gleichzeitig die Grundfragen der Bischofssynode. „Wie können wir, allein und gemeinsam, unseren Glauben an die Person, Botschaft und Einladung Jesu, unseres Herrn und Heilandes, erneuern, wiederherstellen, reparieren, wieder mit Energie aufladen“ und dann „die Handlungsträger der Neuevangelisierung für andere werden“? Dies sei „die Herausforderung, vor die uns die Neuevangelisierung“ stelle.

Dorothy benenne einige Punkte, welche sie „zu Jesus und zu Seiner Kirche“ gezogen haben, erläuterte der Kardinal. Ein besonders wichtiger Punkt sei gewesen: „sie teilte einen ärmlichen Raum mit zwei anderen jungen Frauen, die wie sie selbst darum kämpften, beruflich auf die Füße zu kommen“, diese beiden waren Katholikinnen. Zwar einfache, aber ernsthafte Katholikinnen. „Zu jener Zeit war Dorothy eine Sozialistin, wahrscheinlich eine Agnostikerin, sie lebte ein ziemlich hedonistisches Leben“, erläuterte der Kardinal.

Dann beschrieb Dolan weiter: „Dorothy beobachtete die beiden anderen Mädchen. Sie bewunderte sie. Was rührte sie an? Was inspirierte sie dabei?

Erstens: die beiden gingen jeden Sonntagmorgen zur Messe, obwohl dies der einzige Morgen war, an welchem sie ausschlafen konnten.

Zweitens: sie beteten jede Nacht leise, bevor sie zu Bett gingen.

Drittens: zwar waren beide zutiefst verliebt in zwei Männer und die Hochzeitstermine waren bereits festgelegt, doch wollten sie bis zur Hochzeit ‚warten‘, wenn dies auch schwerfiel, wie beide zugaben. Diese Tugend beeindruckte Dorothy.

Viertens: Sie kamen aus armen Familien, die kämpfen mussten, und sie hatten deshalb ein Herz für andere, die in Not waren.“

„Nicht schlecht“, fasste Dolan zusammen „Sonntagsmesse, tägliches Gebet, Tugend auch wenn es schwerfällt, und eine demütige Nächstenliebe“. Er wies abschließend darauf hin: „Das Beispiel dieser beiden evangelisierte eine zukünftige Heilige: Dorothy Day. Vielleicht braucht die Neuevangelisierung die Wiederentdeckung von manchem Altbewährten!“


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