Was hilft gegen die Gefahr der Ehescheidung?

4. Oktober 2012 in Spirituelles


Ehescheidungen verursachen viel Leid. Ein Kommentar zum Sonntagsevangelium von P. Bernhard Sirch


Illschwang (kath.net) B - 27.So im Jahreskreis, 1. Lesung: Gen. 2, 18-24; 2. Lesung: Hebr 2, 9-11. Evangelium: Mk 10, 2-16

Die 1. Lesung und das Evangelium haben ein Thema: Mann und Frau. In der 1. Lesung baut Gott aus der Rippe des Adam die Frau: Eva. Im Evangelium ist das Problem Scheidung das Thema. Jesus begnügt sich nicht mit dem gesetzlich Erlaubten, sondern verschärft durch sein Urteil die Lage, obwohl "Mose erlaubt hat, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen. Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen" (Mk 10, 4-9). Jesus stellt sich klar gegen die herrschende Meinung, die sogar Mose erlaubt hat, auf Grund der Hartherzigkeit der Menschen. Um der jetzigen Situation gerecht zu werden, wäre es angebracht, dass diese Stellen aus dem NT und AT von Theologen näher untersuchen werden.

Über die Ehescheidung wird in der Kirche heute viel diskutiert. Die heute herrschende Meinung und vor allem Praxis gleicht der Situation zurzeit Jesu und auch zurzeit des Mose. Um die klaren Vorgaben Jesu: "Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen" (Mk 10, 4-9) zu erfüllen, ist es vor allem wichtig aufzuzeigen, wie kann eine Ehescheidung verhindert werden? Ganz gleich, wie die Ehescheidung gehandhabt wird, sie verursacht viel Leid. Wichtig ist, dass man alles unternimmt, dass die Anzahl der Ehescheidungen und damit das Leid mindestens halbiert wird.

„Ehen betender Paare halten besser“.

Die Amerikanerin Mercedes Arzu Wilson gab in einem Referat das Ergebnis einer Umfrage bekannt:

- Bei standesamtlich verheirateten Paaren: eine von zwei Ehen zerbricht.

- Bei kirchlich verheirateten Paaren: eine von drei Ehen zerbricht.

- Bei kirchlich verheirateten Paaren, die zusammen zur Kirche gehen: eine von 50 Ehen zerbricht.

- Bei kirchlich verheirateten Paaren, die zusammen zur Kirche gehen und miteinander beten: Nur eine von 1.429 Ehen zerbricht.

1429 Ehen, also 2858 Eheleute, dazu noch die Kinder; dann hätten wir einen Ort von ca. 4.500 Einwohner. Dies würde bedeuten, in einem Ort mit ca. 4500 Einwohnern gäbe es nur 1 geschiedenes Paar! Voraussetzung allerdings wäre: dass alle diese Familien regelmäßig am Sonntag zur Kirche gehen und auch miteinander beten! Können Sie sich vorstellen, welcher Friede in einem solchen Ort wäre: die Kinder würden in einer intakten Familie aufwachsen; Väter und Mütter würden das Glück einer gelungenen Ehe ausstrahlen.

Wer eine Scheidung selber durchmachen musste oder bei Freunden oder Bekannten miterleben musste, der weiß wie viel Unglück, Leid, Not den Ehepartnern und Kindern erspart bleiben würde, wobei Zeitungsberichte bei Ehestreit sogar von Töten der Eltern und Kinder berichten.

Wenn es einen Arzt gäbe, der das Leben der Menschen um 7 Jahre verlängern könnte, dieser Arzt wäre hoffnungslos überlaufen! Sie können über die Verlängerung Ihres Lebens selber entscheiden! Wenn es in einem Dorf von 4500 Einwohnern einen Pfarrer gäbe, bei dem es nur ein geschiedenes Paar gäbe, dann würden alle Brautpaare zu diesem Pfarrer gehen und ihn bitten, er möge sie verheiraten, damit ihr Ehe gelingt. Es liegt aber nicht am Pfarrer, sondern an Ihnen, ob sie eine Ehe wollen, die Bestand hat. Viel Leid wird Ihnen und Ihren Kindern erspart.

Möchten Sie ein Glückspilz sein? Wenn Sie mit "ja" antworten, dann müssen Sie sich einen Ruck geben und jeden Sonntag (oder auch öfter) in die Kirche kommen. Vor allem liebe Eheleute: beten Sie miteinander: Das Tischgebet, das Morgen- und Abendgebet, den Engel des Herrn und gehen Sie mit der ganzen Familie zum Beichten. So einfach ist das Glück zu haben! Fangen Sie in diesem Jahr des Glaubens neu an: Sie und ihre Familie. Fangen Sie sofort an, es geht um Ihr Glück, um Ihr Wohlbefinden.

Das Eheglück neu aufleuchten lassen.

Allen Ehepaaren, die eine Erneuerung ihrer Ehe wünschen, möchte ich ein paar Gedanken, die ihnen vielleicht eine Hilfe sein können, ans Herz legen.

Der hl. Paulus rät uns: "Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!" (Röm 12,21). Es nützt wenig, wenn bei einem Neuanfang in einer Ehe auf bisheriges "Böses" gestarrt wird. "Besiege, überwinde das Böse durch das Gute" (Röm 12,21).
Ein gemeinsames Ziel, dies kann die Neugestaltung der Wohnung oder irgendeine andere Aktion sein, selbst die gemeinsame Haltung irgendeinem Problem gegenüber, verbindet. Suchen Sie solche Verbindungspunkte, bzw. Ziele.

"Liebt einander" (Joh 15,17) im Alltag.

Jesus sagt so einfach und schlicht: "Dies trage ich euch auf: Liebt einander!" (Joh 15,17). Gerade im Alltag, wo Menschen eng zusammenleben, nehmen wir viele Dienste viel zu selbstverständlich an. Denken Sie daran, wie Sie als frisch verliebtes Paar erfinderisch waren, dem Anderen eine Freude zu machen, dass sein Gesicht aufstrahlt. Nehmen Sie sich als Ehemann einmal vor, die Frau zu loben, wenn sie gut gekocht hat oder den Tisch schön gedeckt hat. Vielleicht nehmen Sie einfach ein kleines Geschenk mit. Gerade kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten machen unser Leben schön. Tun Sie es doch! Sie freuen sich doch auch, wenn Sie von Ihrer Frau oder Ihrem Vorgesetzten ein Wort der Anerkennung bekommen und gar ein kleines Geschenk als Zeichen des Wohlwollens, der Liebe. Vielleicht freuen Sie sich noch nach einer Woche, einem Monat oder gar einem Jahr noch darüber und sagen sich: dies war doch schön. Lassen Sie sich als Ehemann, Ehefrau etwas einfallen. Jesus sagt so einfach und schlicht: "Dies trage ich euch auf: Liebt einander!" (Joh 15,17).

Schenken Sie Ihrer Ehefrau, Ihrem Ehemann zum Frühstück ein freundliches Lächeln.

Besonders die Gesichter der Männer sind alles andere wie freundlich. Drei Jahre habe ich als Männerseelsorger in der Diözese Augsburg mitgearbeitet. Den Männern riet ich: Nehmt einen Spiegel mit - was sie leider kaum tunt! - und schaut ab und zu heimlich in den Spiegel. Wenn ihr dann euer grantiges Gesicht seht, vielleicht müßt ihr dann wenigstens lachen. Im Amerikanischen gibt es den Ausdruck: "Keep smiling", mach ein freundliches Gesicht.

Man kann es auch üben: freundlich zu sein. Sie werden dann sehen, dass Sie sich selber, vor allem Ihr Gemüt, weniger belasten. Ein freundliches Gesicht ist gesundheitsfördernd. Man muss die Dinge nicht ernster nehmen wie sie sind. Es gehört auch ein gutes Stück Gottvertrauen dazu, das eigene Leben täglich in Gottes Hand zu legen und sich auf ihn zu verlassen. Warum machen Sie sich so viel Sorgen. Wissen Sie nicht, dass sie Kind Gottes sind, daß Sie in seiner Hand sind. Selbst wenn Sie tief fallen oder gestoßen werden, der Boden, Gott, trägt sie. Ich wünsche Ihnen - vielleicht könnte man sagen - einen "christlichen Leichtsinn". Wenn Sie den Frieden mit Gott gefunden haben, dann sind Sie innerlich gelöster und können dann auch freundlich sein. Je mehr Sie mit Gott verbunden sind, um so mehr wird die Liebe Gottes durchscheinen. Das ist heute das Zeugnis für Gott, für Christus, der uns sogar die Feindesliebe lehrte.

Das Gegenteil von Freundlichkeit ist die Unfreundlichkeit. Im Dorf Tirol bei Meran ließ Peter Urban (gest. 1788) folgende Inschrift auf das Grabkreuz seiner zänkischen Gattin setzen:
"Hier liegt mein Weib, Gott sei's gedankt.
Lauf, lieber Leser, schnell von hier,
Bis in das Grab hat sie gezankt.
Sonst steht sie auf und rauft mit dir".

Ich kann nur hoffen, dass über ihrem Grab keine solche Inschrift angebracht wird, sondern, dass man über sie sagt: diese Person war überaus freundlich. Es wäre schön, wenn man von Ihnen sagen könnte: "Wenn du kommst, wird es hell" oder: "Ich freue mich, dass es dich gibt".

Durch eine kleine Änderung kann in Ihrem Eheleben aus einem Fegefeuer, aus einer Hölle: ein Himmel werden.

Im zwischenmenschlichen Bereich in Familie, aber auch am Arbeitsplatz müssen wir uns bewähren. Mein Mitbruder, Pater Wunnibald OSB, hat es einmal so ausgedrückt: "Schwierigkeiten mit Gott gibt es keine; Schwierigkeiten haben wir nur mit seinem Bodenpersonal". Gerade darauf kommt es aber an.

Eine jüdische Legende will aufzeigen, dass es auf uns ankommt, ob wir in einer Hölle oder im Himmel leben: "Ein Rabbi bat Gott darum, einmal Himmel und Hölle sehen zu dürfen, so dass er aus Erfahrung predigen kann. Gott erlaubt es ihm und gibt ihm den Propheten Elia als Führer mit. Zuerst führt Elia den Rabbi in einen großen Raum, in dessen Mitte auf einem Feuer ein Topf mit einem köstlichen Gericht steht. Rundherum sitzen Leute mit langen Löffeln und wollen die Speise aus dem Topf schöpfen. Aber sie sehen alle blass und mager aus, denn die Stiele der Löffel sind so lang, dass sie das herrliche Essen nicht in den Mund bringen können. Als die beiden Besucher draußen sind, fragt der Rabbi den Propheten, welch seltsamer Ort das gewesen sei. Die Antwort lautete: Es war die Hölle.

Nun möchte der Rabbi auch den Himmel sehen. Darauf sagt Elia zum Erstaunen des Rabbi: im Himmel sind die gleichen Gegebenheiten wie in der Hölle. Es gibt keinen Unterschied: in der Mitte brennt ein Feuer auf dem der Duft des köstlichen Essens den Gaumen anregt. Die Leute haben ebenso lange Löffeln in der Hand. Und nun kommt der Unterschied: sie sind alle gut genährt, gesund, glücklich, denn sie benutzen die langen Löffel, um sich gegenseitig zu essen zu geben. Das ist der Himmel.

Setzen Sie in die Tat um, was Jesus so einfach formuliert: "Liebt einander" (Joh 15,17). Sie werden sehen, wie sich Ihr Umfeld grundlegend ändert. Diesen Himmel wünsche ich Ihnen, den Frieden in Ihrer Familie und am Arbeitsplatz. Wenn sich in Ihrem Umfeld der Friede ausbreitet, wird auch Frieden in der Welt sein.

Beten wir miteinander.

„The family, that prays together, stays together“, das heißt übersetzt: „Die Familie, die zusammen betet, bleibt zusammen“ (Mutter Theresa). Ich darf nochmals die eingangs erwähnt Untersuchung anführen: Bei kirchlich verheiratete Paaren, die zusammen zur Kirche gehen und miteinander beten zerbricht nur 1 von 1.429 Ehen. Wenn eine Familie gemeinsam das Vater unser betet, so ist damit ausgesagt, dass wir gemeinsam Gott als unseren Vater haben und wir alle Kinder unseres Vater-Gottes sind. Wenn der Mensch Abbild, ja Kind Gottes ist, dann wird der Umgang miteinander sich ändern und achtsam sein. Auch die christliche Erziehung soll immer von diesem Grundsatz geprägt sein: die Eltern oder der Erzieher, die Erzieherin wird bei aller Schwierigkeit in der Erziehung in dem Kind immer das Bild Gottes sehen. Das Kind muss sich aber auch klar sein: es ist im Letzten Gott verantwortlich und nicht dem Erzieher, den das Kind täuschen kann. Auch die Eltern müssen sich bei der Gewissenerforschung klar sein: wir sind Gott verantwortlich.

So kann ich Sie nur ermuntern: Beten Sie miteinander: Das Tischgebet, das Morgen- und Abendgebet, den Engel des Herrn und gehen Sie mit der ganzen Familie zum Beichten und besuchen sie gemeinsam die Hl. Messe.

Schöne Gebete für Eheleute finden Sie im Gotteslob Nr. 20 ff oder auch im Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (4. Teil: das christliche Gebet) oder in meiner Homepage: www.pater-bernhard.de unter Grundgebete mit Meditationen.

So beten wir im Tagesgebet: "Allmächtiger Gott, du gibst uns in deiner Güte mehr, als wir verdienen, und Größeres, als wir erbitten. Nimm weg, was unser Gewissen belastet, und schenke uns jenen Frieden, den nur deine Barmherzigkeit geben kann". Auch das Gebet des heutigen Antwortpsalmes kann ihr Gebet werden:

Der Herr segne uns alle Tage unseres Lebens.
Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt
und der auf seinen Wegen geht!
Was deine Hände erwarben, kannst du genießen,
wohl dir, es wird dir gut ergehn.
Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau
drinnen in deinem Haus.
Wie junge Ölbäume sind deine Kinder
rings um deinen Tisch.
So wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet und ehrt.
Es segne dich der Herr vom Zion her.
Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen
und die Kinder deiner Kinder sehen.
Frieden über Israel! (Ps 128 (127), 1-2.3.4-6)
Der Herr segne uns alle Tage unseres Lebens.

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